Idyllisch liegt es da, dieses kleine, verschlafene norwegische Dorf, das sich an die World Showcase Lagune schmiegt. Vom Norden kommend siehst Du ein paar kleine Häuser aus Holz mit begrünten Dächern, die vor den steilen Wänden eines Talkessels stehen. Die Bewohner scheinen einen gepflegten schattigen Vorgarten zu mögen.
Diese ersten Häuser, die Du im norwegischen Pavillon in Epcot erblickst, sind an die Architektur des Setesdal angelehnt, eines Tals in Südnorwegen etwas nördlich von Kristiansand gelegen. Das Tal wird vom Fluss Otra durchflossen und es lässt sich besonders schön über die sogenannte Bishops Road erkunden, eine Straße, die schon im Mittelalter vor allem von Priestern und Mönchen genutzt wurde, um von Agder nach Telemark zu gelangen. Im Setesdal befand sich einst auch eine der berühmtesten Stabkirchen Norwegens, die Hylestad Stabkirche, die im 13. Jahrhundert gebaut und im 17. Jahrhundert abgerissen wurde. Besondere Berühmtheit erlangte sie wegen ihres Eingangsportals, das sich heute im Naturhistorischen Museum an der Universität Oslo befindet. Auf ihm wurde in reich verzierten Schnitzereien wichtige Sagen Norwegens nacherzählt, wie zum Beispiel die Erschlagung Fafnirs durch Sigurd aus der Edda sowie Auszüge aus Beowulf-Sage.
Stabkirche
Passend dazu ragt hinter diesem ersten kleinen Örtchen im norwegischen Pavillon eine beeindruckende Stabkirche auf. Diese ist nicht der Stabkirche in Hylestad nachempfunden, sondern der Gol Stabkirche, deren Bau wahrscheinlich um das Jahr 1212 n.Chr. stattfand. Diese steht, zufälligerweise, heute in einem Freilichtmuseum in der Nähe von Oslo – in einem Ensemble mit Gebäuden aus Hylestad und so schließt sich hier der Kreis zum in den ersten Gebäuden Norwegens dargestellten Setesdal.
Stabkirchen waren im 12. Und 13. Jahrhundert, in der Zeit der Christianisierung Norwegens, die häufigste Art von Kirchen, die in Skandinavien gebaut wurden. Ihr Name leitet sich von den senkrechten Stäben ab, die die stabilisierende Struktur des Gebäudes bis zum Dach bilden, im Gegensatz zu üblicheren Blockbauten, bei denen die Holzbalken waagerecht eingesetzt wurden.
Heutegibt es in ganz Norwegen nur noch 28 Stabkirchen mit mittelalterlicher Bausubstanz, alles andere sind Nachbauten, da die Kirchen ab dem Spätmittelalter durch Steinbauten ersetzt wurden.
Ein Grund mehr, sich die Kirche in Epcots norwegischem Pavillon etwas näher anzuschauen, denn diese ist für Besucher offen, was viele Gäste immer wieder übersehen. Dort findest Du eine Ausstellung zu nordischen Göttern und der Mythologie, die sich um Thor & Co rankt.
Wenn Du nun weiter in den Pavillon hineingehst, öffnet sich vor Dir ein Platz, um den herum weitere Gebäude in klassischen norwegischen Baustilen stehen. Diese erinnern, von der Stabkirche im Uhrzeigersinn ausgehend, an die klassischen Baustile in Bergen, Oslo und Alesund.
Akershus
Der Baustil der berühmten Festung Akerhus beeinflusste schließlich den abschließenden Teil des Ensembles, in dem sich auch die Akershus Banquet Hall befindet. Diese Festung, deren Ursprünge im 13. Jahrhundert liegen, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Sie wurde neunmal belagert und mehrfach erobert. Heute dient sie der norwegischen Regierung zu Repräsentationszwecken, in ihrem Außenbereichen finden Stadtfeste Oslos statt, außerdem befinden sich darin zwei Museen und nicht zuletzt dient sie als Grablege der norwegischen Königsfamilie seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Auch ihr ursprünglicher Erbauer, Haakon V., wurde später hierher umgebettet.