Dienstag, 6. Juni
Es war gut, dass ich gestern schon mit allem abgeschlossen hatte, denn so würden mir die Streiks heute nichts mehr anhaben können. Ich überlegte sogar kurz, gar nicht mehr in die Parks zu gehen, aber da sie so ein historischer Moment waren, wollte ich mir die Streiks doch gerne anschauen. Ich ließ mir noch ein letztes Mal das Frühstück schmecken und machte mich, etwas später als sonst, auf den Weg. Das Ibis-Hotel ist so nah an der Bahnstation, dass ich auf dem Bahnsteig sogar Verbindung zum Hotel-WLAN hatte ? Gegen 9:15 Uhr im Disneyland Park angekommen, winkte ich ein letztes Mal Minnie und Mickey in ihren Geburtstagsoutfits zu und schlenderte über die Main Street. Die Wartezeiten waren heute nicht in der App zu finden, aber Big Thunder Mountain war mit 5 Minuten noch mehr oder weniger ein Walk On. Jackpot!
Auf der anderen Seiten des Parks wollte ich Buzz Lightyear im Vorbeigehen auch noch mitnehmen, aber hier füllte sich die Schlange nach dem Ende der EMH gerade so rasant, dass ich doch kehrt machte. Nebenan in der Arcade würde ab 10 Uhr das neue „Meet & Greet across Europe with Minnie or her friends” stattfinden. Ach, warum nicht! Ich erhoffte mir tatsächlich eher eine Begegnung mit „friends“, beispielsweise Daisy, die ich im Disneyland Paris noch nie getroffen hatte. Ich setzte mich im Schatten auf den Boden der Warteschlange und beobachtete die Leute. So ließ es sich aushalten! Das Meet & Greet begann mit kleiner Verspätung um 10:10 Uhr. Bis dahin hatte ich schon 25 Minuten gewartet, anschließend dauerte es noch mal 25 Minuten, bis ich ins Gebäude eingelassen wurde, wo erneut eine Viertelstunde Wartezeit fällig war. Alles in allem hatte ich also etwas über eine Stunde gewartet. Bereits um 10:30 Uhr wurde die Warteschlange für den Vormittag auch geschlossen, da entsprechend viele Menschen anstanden. Drinnen erwartete mich Minnie in ihrem Pariser Outfit, dessen Farbe, wie ich mit ihr gemeinsam feststellte, sich auch in meinem Oberteil wiederfand. Eine kleine Enttäuschung, dass ich „nur“ Minnie erwischt hatte, aber sowohl sie als auch ihre Begleitung nahmen sich wirklich sehr viel Zeit und ich hatte das Gefühl, dass sie an der Interaktion und unserer kleinen Fotosession genauso viel Spaß hatten, wie ich.
Vor dem Schloss hatten sich inzwischen die streikenden Cast Member eingefunden. Einige blockierten durch ihre Anwesenheit mit Fahnen und Plakaten die Brücke zum Schloss, andere saßen im Kreis auf dem Boden und skandierten ihre Forderungen. Begleitet wurden sie von Security, die argwöhnisch alle beäugte, die sich etwas „zu lange“ am Hub aufhielten, die Streikenden beobachteten oder gar Fotos machten. Obwohl längst klar war, dass „Dream…and Shine Brighter“ so nicht stattfinden würde, war die Showzeit in der App weiterhin zu sehen und es kamen auch fröhlich die Ansagen aus den Lautsprechern, es würde in wenigen Minuten losgehen. Dass Disney nicht aktiv durchsagt, dass die Parade ausfällt, verstehe ich irgendwo – man möchte schließlich nicht mehr Menschen darauf aufmerksam machen, als nötig – aber ob „so tun, als ob nichts wäre“ so die richtige Strategie ist…?
Für mich war es Zeit, ins Hotel zurückzufahren, meine Sachen zu packen und auszuchecken. Zum Mittagessen kehrte ich anschließend ins Royal Pub ein. Leider konnte dieses Erlebnis nicht mit meinem letzten, begeisternden Besuch mithalten. Ich bestellte mir nach Rücksprache mit dem Kellner das „Guinness braised beef“. Er versicherte mir, es würde sich dabei um zartes Schmorfleisch handeln. Soweit die Theorie. In der Praxis kamen drei für Gulaschverhältnisse überdimensionierte Fleischbrocken bei mir an, von denen leider nur einer zart und genießbar war. Der Rest des Gerichts war mit großen Speckstücken aufgefüllt. Champignonstücke gab es genau eins, sowie vier Scheiben Möhren. Ich hatte zufällig das „gute“ Fleischstück zu Beginn erwischt und mich über Geschmack und Qualität gefreut. Dass alles Kommende für mich nicht essbar war und ich also eine sehr teure Portion Kartoffelbrei mit Sauce vor mir stehen hatte, war ernüchternd. Ich hatte auch kurz überlegt, das zurückgehen zu lassen oder mich zumindest zu beschweren, aber ehrlich gesagt hatte ich dazu keine Energie und bestellte mir stattdessen noch einen Nachtisch, um satt zu werden. Dieser war lecker, aber anders als beim letzten Mal für den Preis leider enttäuschend klein.
Im Walt Disney Studios Store hatte ich vor einigen Tagen Geschenkkarten entdeckt und nun mit meinem Mann besprochen, dass ich meiner Tante und meinem Onkel eine mitbringen würde. Sie feierten dieses Jahr ihre Silberhochzeit und planten, eine anschließende Reise – wie auch schon ihre Hochzeitsreise und unzählige Besuche seitdem – ins Disneyland Paris zu machen. Ich hatte wenig Lust, mit meinem Koffer nochmal bis in die Studios zu stapfen, aber im World of Disney müsste es ja auch Geschenkkarten geben – da gibt’s schließlich alles! So dachte ich. Tatsächlich musste ich mich durchfragen, wurde von A nach B geschickt und nach langem Anstehen an der Hauptkasse zog eine Mitarbeiterin eine schmuddelige Geschenkkarte aus einer Schublade. Das wäre die einzige, die sie hätten. Ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Das Motiv gefiel mir nicht (hatte es nicht im Studios Store ein viel schöneres gegeben?) und die Papphalterung der Karte war schon eingerissen und verdreckt. So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Ich kaufte sie trotzdem. Und ärgerte mich. Drehte noch eine Runde durch den Lego Store und steuerte dann die Sequoia Lodge an. Hier wollte ich die Zeit bis zu meiner Abreise noch verbringen, etwas ausruhen und die Atmosphäre genießen.
Meinen Koffer stellte ich so lange in der Gepäckaufbewahrung des Hotels unter. (Ich weiß, so ist das eigentlich nicht gedacht, aber da niemand irgendwelche Fragen stellte, nahm ich die Möglichkeit dankbar an.) Ich stöberte durch den Hotelshop und was entdeckte ich dort auf dem Counter? Geschenkkarten! Glänzend und sauber und in wunderschönen Motiven! Ich sprach mit den Cast Membern und berichtete ihnen von meinem enttäuschenden Kauf kurz zuvor. Leider waren Geschenkkarten vom Umtausch ausgeschlossen, deshalb konnten sie mir trotz aller Empathie nicht weiterhelfen. Bis ich auf die Idee kam, eine neue Geschenkkarte zu kaufen und diese mit der bereits erworbenen Geschenkkarte zu bezahlen
Das ging und ich war unglaublich erleichtert.
In der Malecke im Shop lagen Flyer, die eine Schnitzeljagd anpriesen. Davon hatte ich ja noch nie gehört! Das wäre perfekt, um noch die restliche Zeit zu verbringen. Ich öffnete per QR-Code die dazugehörige Website, wählte Dauer und Schwierigkeitsgrad aus und startete nach kurzen Anlaufschwierigkeiten in meine Quest. Es machte wirklich Spaß! Am Ende der Quest konnte ich mir einen Sequoia-Lodge-Instagramfilter freischalten sowie eine kleine Überraschung im Shop abholen: Eine SL-Schatztruhe mit einer Hand voll Schokomünzen! Ich fühlte mich wie Pfadfinderin und Schatzsucherin höchstpersönlich und nahm mir vor, beim nächsten Besuch diese Schatzsuche auch mit meinem Kind zu machen. Was für ein toller Abschluss!
In einem ruhigen Bereich auf dem Außengelände der Lodge (sogar ohne Musik) sammelte ich mich nochmal, holte mein Gepäck und brach dann auf zum Flughafen. Dort war durch den ebenfalls stattfindenden Streik alles ein wenig durcheinander, vor allem innerfranzösische Flüge waren von Ausfällen betroffen, aber ich fand in den Menschenmassen irgendwie einen Sitzplatz zum Warten. Nach über einer Stunde Verspätung ging dann mein Flug zurück nach Berlin – und das in einem neuen Airbus-Modell! Als ich online den Sitzplan gesehen hatte, hatte ich eher vermutet, es würde sich um einen älteren Flieger handeln. Stattdessen erwartete mich im Airbus A220-300 mehr Beinfreiheit und Platz zwischen den Sitzen. Auf meiner Seite gab es nur zwei Sitze nebeneinander, gegenüber wie gewohnt drei. Auch der Gang war breiter – die meisten Leute konnten während des Board-Service noch ohne Probleme am Getränkewagen vorbeigehen. Die Lehne ist ausgestattet mit Halterungsmöglichkeiten für Handys und Tablets und verfügt über USB-Anschlüsse. Ein großes Manko waren aber die Gepäckfächer, an denen ich mir 2x richtig übel den Kopf gestoßen hatte. Deren Unterseite klappt komplett auf und zu, was im geschlossenen Zustand das Flugzeug geräumiger macht, aber sehr weit in den Gang hineinragt, wenn die Fächer geöffnet sind. Einmal an Board ging der Flug dann aber ohne Probleme und mit der entsprechenden Verspätung kam ich auch nach diesem letzten Jahreskartentrip gut wieder zu Hause an.