Hercules mysteriöse Weihnachten - Teil I

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Teil IX

Am Morgen klingelte mich der Wecker aus meinem tiefen Schlaf. Erholt wachte ich auf. Tag drei. Schon? Oder erst, wenn ich mir die Zahl oben über meinem Kapitel ansehe. Ich fühlte mich ausgeruht. Das Wetter versprach sich heute von der besten Seite zeigen zu wollen. Ein frühes Frühstück wird mir auch auf alle Fälle noch mehr Schwung geben, war ich sicher. Nachdem ich mein morgendliches Ritual beendet und repräsentabel war, eilte ich zum Restaurant. Das hatte noch geschlossen. Ich war ein wenig zu früh. Dafür besuchte ich noch kurz die schlafenden Tiere links neben dem Gebäude. Wenn ich schon wach sind, dann können die auch aufstehen. Aber in den Ställen herrschte einsames Schweigen. Gut, ich bin ein Tierfreund. Also ließ ich Ställe, Ställe sein und ging zum Eingang des Restaurants. Da hatten sich schon ein paar Morgenmenschen angefunden und auch das Personal war bereit.
Das Frühstück war deutlich angenehmer als das gestrige. Himmlische Ruhe, nur ein wenig von gefräßigem Schweigen der anderen Besucher unterbrochen. Da ich in guter, sagen wir es ruhig, fast euphorischer Stimmung war, ließe ich mich zu einem Experiment hinreißen. Ich drückte die Knöpfe an dem Pancake Backautomaten. Schaffte ein wenig Honig ran. Müsli, Obstsalat, Rührei dazu und fertig. Und weil ich ja ein Gourmand bin, weit weg von einem Gourmet, schmeckten mir sogar die Pancakes aus dem Automaten. Ach ja, Zwieback nahm ich mir auch mit. Ich war auf dem besten Wege, ein gewiefter Mundräuber zu werden.

Edit: Ich denke am besten illustriert dieses Lied des Detektivs erstaunliche Stimmung.


Aber zum Trost für die verbliebenen Leserinnen und Leser. Es bleibt nicht alles rosarot am heutigen Tag.


Gesättigt, gestärkt und äußert mit mir und der Welt zufrieden verließ ich das Restaurant. Auf Richtung Hoteleingang und zur Anlegestelle des Shuttlebus. Die Fahrt zum Park verlief ereignislos. Ja, werte Leserinnen und Leser. So etwas gibt es. Auch im Leben eines Detektivs. Die App funktionierte tadellos. Nach meiner Reservierung für den Tag wurde ich wieder nicht gefragt. Der Pass reichte. Den hatte ich seit der Episode bei Frozen, doppelt an meinem Lanyard befestigt. Einmal und nie wieder. Ich fuhr mit dem Polizeiwagen Richtung Schloss. Dann marschierte ich zum Karussell, um eine Runde zu reiten. Es wurden drei. Peter Pan, Alice, ein wenig Shopping. Der Morgen eilte voran. Auch die anderen Attraktionen, die Boote der Feen, Casey jr., Piraten, Phantom Manor und Molly Brown, Schneewittchen, kein Pinocchio, das hatte jeden Tag geschlossen. Ich ließ nichts aus. Autopia, Buzz, alles kam dran. Autopia sogar zum ersten Mal. Ja, leider fiel ich auch noch einmal auf Big Thunder Mountain herein. Warum nur? Ich weiß es nicht. Unterzog ich mich einer selbst verordneten Therapie? Kaum glaubhaft, ich sitze mit verkniffenem Gesicht und meist geschlossenen Augen in dem Zug, mache drei Kreuze, wenn ich aussteigen kann und sage mir immer gleich danach, nie wieder. Ist es der gleiche Drang, den manche Menschen verspüren, sich einen Unfall anzuschauen? Das ist alles ein Fall für einen anderen Thread oder Tag.
Inzwischen hatte ich auch die restlichen Weihnachtsgeschenke erstanden. Bis auf den Süßkram, den ich frisch am letzten Tag kaufen würde. Während des sonnigen Tages, hatte ich mich nämlich entschlossen am folgenden Tag auch noch in den Park zu gehen. Das dürfte ja nicht schwer werden. Ich müsste halt nur noch einmal über die Webseite reservieren, auch wenn es keinen Menschen zu interessieren schien. Nach einem mittäglichen Snack, wollte ich dann noch mal die kleine Welt bereisen. Eigentlich ging es mir ja gut, ich hatte Weihnachtsmusik im Ohr und warum sollte ich meine Lieblingsweihnachtsmusik aus dem Land der Maus durch den elenden Ohrwurm dieser Attraktion ersetzen? Ich weiß es nicht. Ich tat es.


Edit: Für die Fans schöner Weihnachtslieder. Am 2. Februar, einen der Lieblingshits des Hercules.


Mir ist es, als hörte ich die schöne Musik aus den Lautsprechern schallen. Aber ich begab mich zur kleinen Welt. Schon von weitem hört man ja immer jenes klackern. Und dann weiß man, was die Stunde geschlagen hat. Rasch den Weg hoch, kaum Wartezeit, das war an den beiden Tagen wirklich sehr angenehm. Man konnte außer bei Peter Pan im Park eigentlich immer gut durch. Wild ging es über die kleine Klippe in das Abenteuer. Wir standen in Asien und ich sah wie gewohnt an die Decke, um mich zu wundern, dass man einfach alles kahl gelassen hatte. Die Drachen flatterten. Die Kinder sangen, es ist eine kleine Welt. Und dann, ja dann wurde auf einmal alles schwarz um mich herum.
 
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herculespoirot64 Verdient den Legacy Award
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Schwarz! Stille, unheimliche Stille, die Stille des Todes. Nein, ich war bestimmt nicht tot. Schon klar. Ich meine, da hätte ich dann mit Sicherheit mit dem Schicksal gehadert. Nicht, dass ich mich mehrere Jahrzehnte meines Lebens, kaum bis gar nicht um meine Gesundheit geschert hätte. Nein, aber die letzten zweieinhalb Jahre, habe ich Sport getrieben, meine Ernährung umgestellt und meinen Körper mehr oder weniger auf Vordermann gebracht. Und dann sollte mich hier ausgerechnet der Schlag treffen? Das wäre schon sehr ungerecht.
Aber noch mehr sprach gegen die Theorie, tot zu sein. Sieht man nicht ein helles Licht, auf das man zugeht, wenn es so weit ist? Und obendrein, was war mit dem Film? Zieht kurz vor Schluss nicht noch einmal das eigene Leben vor dem inneren Auge vorbei? So unter dem Motto: Das war dein Leben - Triumphe und Tragödien des Hercules P.? Also so wäre das echt eine Enttäuschung.

Edit: Dem guten Hercules hätte sofort sehr klar sein müssen, dass er nicht im Jenseits ist. Denn sein Tod hätte bestimmt eine eindeutige Begleitmusik.


Aber schalten wir zurück in sein Gehirn.


Also definitiv nicht tot. Aber diese Stille, ich saß doch sicherlich mit hunderten in einer Attraktion des Disneylands fest? Und dann hörte ich es. Dieses Klackern. Klick, klack, klick, klack, klick, klack. Leise, bedrohlich, doch das einzig vernehmbare Geräusch. Angst kroch mir den Rücken hoch. Das waren die Puppen. Chuckies uneheliche Geschwister, die Disney versklavt hatte und gezwungen hat, sich in dieser Attraktion Tag um Tag, Jahr um Jahr zu drehen, Karussell zu fahren, zu wippen, zu trommeln oder Posaune zu spielen. Tag für Tag, mit komischen Perücken, vor hunderten, nein tausenden gaffenden Touristen zu einem fürchterlichen Lied immer im Takt zu singen und zu tanzen. Sie haben sich erhoben. Sie übernehmen jetzt die Macht und werden die Menschen dafür strafen.

Edit: Ich muss mal kurz einschreiten. Unser Herr Detektiv steuert auf eine große Nervenkrise zu. Die Dunkelheit scheint ihm erheblich zu schaffen zu machen. Er befindet sich doch nicht in einem Remake von Westworld.


Außerdem sollte er sich an die weisen Worte aus einem seltsamen Film von Mr. Spielberg erinnern. "Wenn die Kinder aus der kleinen Welt bei Disney kaputtgehen, fressen sie nicht gleich die Touristen auf."


Langsam ging ein Licht an. Nein, mehrere. Einzelne Besucher beleuchteten mit ihren Smartphones die Szenerie. Es war ein wenig, wie auf einem Rockkonzert, nur war es still. Alles stand still. Nur die Augen der Puppen klimperten. Daher das klackernde Geräusch. Ich atmete erleichtert auf. Wir schienen nicht ernsthaft bedroht zu sein. Nur, warum keine Durchsage? Nichts. Das gab mir zu denken. Langsam entspannten sich wohl auf die anderen Besucher. Man hörte vereinzelt lachen. Kinder fragen und Mutmaßungen. Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, eine Durchsage. Die Anlage sei gestört, man möge die Ruhe bewahren. Irgendwann später ging auch die Notbeleuchtung an. Man möge weiter warten, kam es scheppernd aus einem Lautsprecher. Es gebe technische Probleme. Da wären wir ja von alleine nie drauf gekommen. Gut, dass die Informationspolitik so hervorragend im Land der Maus ist. Aber es tat sich erstmal weiter nichts. Dann kam es, wie es kommen musste. Zwei Castmember kamen aus den Kulissen. Er in Anglerhosen, sie in normalem Outfit. Wir möchten uns darauf vorbereiten, evakuiert zu werden. Wie erfreulich, zu meiner Hassliebe zum Lied der Attraktion jetzt auch noch dieses Erlebnis. Irgendwann schafft man es mir, die Attraktion endgültig zu verleiden. Als letzter, verlässt der Kapitän nicht immer als letzter das sinkende Schiff? Als letzter verließ ich über eine Planke das Schiff und durfte mich durch das Hinterzimmer aus der schönen, kleinen Welt retten lassen. Meine Quote von Rettungen aus Attraktionen mit Wasser im Land der Maus liegt inzwischen bei 66 %, vor drei Jahren waren es ja die Piraten, vor denen ich gerettet werden musste. Sehr beeindruckend, würde ich meinen. Ich schätze, während der nächsten Besuche müssen die Feen in ihrem Märchenland auf meine Teilnahme an den Fahrten verzichten.
Nach dem Schrecken hatte ich eine Belohnung verdient. Es gab was zu essen. Schlimm, alte Gewohnheiten wird man nicht so schnell los, wie ich dachte. Was sollte ich jetzt mit dem Tag anfangen? Etliche Attraktionen waren unterbrochen. Es muss wohl im ganzen Park Probleme gegeben zu haben. Big Thunder Mountain war zum Beispiel auch außer Betrieb, ebenso Schneewittchen und Peter Pan und die Piraten legten auch eine Pause ein. In Bälde sollte eine Vorstellung des Königs der Löwen stattfinden. Die kann man ja nicht oft genug sehen, finde ich. Also, mit Kaffee und Muffin bewaffnet, steuerte ich Richtung Theater. Die Warteschlange war ziemlich lang. Doch man versicherte mir, dass ich auf alle Fälle noch ins Theater würde kommen können. Warum auch nicht? Also nahm ich meinen Platz in der Warteschlange ein. Und genauso wichtig, wie die Wahl einer möglichen Reisebegleitung ist, ist die Wahl des Platzes in der Warteschlange. Da kann man nämlich einiges erleben.
 
dörthe Administrator
Teammitglied
Oh, wie es scheint hast Du den Tag mit dem großen Stromausfall erwischt ?

Eine Info zum Check am Eingang: die Reservierung ist inzwischen auf dem Jahrespass gespeichert. Durch das Scannen der Karte zeigt das System den CM an, ob Du Zugang beantragt und bewilligt bekommen hast oder nicht - so jedenfalls mein Informationsstand.
 
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Das erklärt, warum ich nie danach gefragt wurde. Danke. Ja, der Tag mit dem großen Stromausfall wird mir im Gedächtnis bleiben.
 
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Teil XI

In den Warteschlangen herrscht ja oft ein babylonisches Sprachgewirr. Das ist dort immer auffälliger als sonst im Park. Und während ich in der Warteschlange gerne einfach die Klappe halte oder meine Konversation auf das Nötigste beschränke, öffnen sich bei einigen Besuchern offensichtlich die Schleusen.
Man lernt viel über spanische Kindererziehung, über französisches Laissez-faire, über deutsche Pedanterie und eine Menge über in Englisch vorgetragene Befindlichkeiten kennen. Dinge, die ich einfach in der Regel gar nicht hören will. Aber es ist so wie bei einem Unfall, man ist angegruselt, aber man kann sich dem Ereignis nicht entziehen. Gut, ich kann das, was Unfälle angeht, ohne Probleme, ich schau da einfach konsequent in die Gegenrichtung. Aber in Warteschlangen, irgendwie unmöglich. Und leider klappt das auch nicht unbedingt damit, dass man hinter Menschen wartet, die Chinesisch oder Kisuaheli sprechen. Oder andere Sprachen, die ich nicht ansatzweise verstehe.
Ganz schlimm ist es, wenn Englisch gesprochen wird. Ich weiß nicht, wie man glauben kann, dass man eine Sprache spricht, die kaum einer versteht. Und noch weniger verständlich für mich, dass man da privateste Dinge von sich gibt, die meines Erachtens so gar nicht in die Öffentlichkeit gehören. Und extrem schlimm ist es dann, wenn man sich der Sache nicht entziehen kann und sich die Warterei schier ins Endlose zieht. Da hilft bei mir gar nichts. So beim König der Löwen. Nach meinem unfreiwillig langem Aufenthalt in der kleinen Welt suchte ich ja nach frischer Luft und Entspannung. Frische Luft bekam ich reichlich. Entspannung eher weniger.

Edit: Ich hörte, dass Walgesänge entspannen sollen. Also, damit der Herr Detektiv mal ein wenig herunterkommt, von seinem hohen Ross und seinen angespannten Nerven.


Es hat doch wohl niemand erwartet, dass ich hier Wale singen lasse? Auch, wenn das noch so entspannend sein mag. Ich nutze da lieber einen menschengemachten Klassiker.


Da stand ich also, hinter mir eine niederländische Großfamilie. Oder zumindest eine zehnköpfige Reisegruppe und vor mir das Paar. Der eine Herr, ich sage mal im besten Alter, also so Ende dreißig. Sein Partner deutlich jünger, so Mitte, Ende zwanzig. Also etwas völlig Normales. Nur leider, leider nutzte der Ältere der Beiden die Wartezeit dazu seine, seelischen Befindlichkeiten immer wieder zu artikulieren. Er wunderte sich geschlagene dreißig Minuten und länger darüber, dass sein Gegenüber mit ihm zusammen sei. Der habe doch so viele andere Möglichkeiten. Und egal, was sein Partner ihm auch entgegnete, es fruchtete maximal ein paar Sekunden. Dann ging es wieder von vorne los. Hinzu kam, dass der Beginn der Show sich immer weiter verzögerte, nichts ging nach vorne. Keine Ansagen, keine Erklärungen. Das Publikum wurde natürlich unruhiger. Dann kam ein Castmember vorbei. Der war zu allem Unglück auch noch recht gutaussehend. Der Jüngere der Beiden erkundigte sich, was los sei. Und höflich antwortete dieser, dass man nichts Genaues wüsste, man müsse noch warten.
Tja, damit war nichts erklärt, aber die Diskussion im Paar vor mir entfachte sich aufs Neue. Er habe doch geflirtet, kam der Vorwurf und so weiter und so fort. Dann kam der Mitarbeiter ein wenig später vom Ende der Schlange zurück. Und vermeldete, dass die Show vermutlich ausfallen würde, eben wegen jener technischen Probleme. Sie könnte aber auch doch noch stattfinden, man wisse es zurzeit eben einfach nicht. Das erklärte er leider besonders den beiden Jungs vor mir. Und man kann schon ahnen, wie das weiterging. An dem älteren der zwei Männer hätte jeder Psychiater seine Freude. Da käme so manches seiner Kinder, gut durch ein Studium.
Ich überlegte noch, ob ich ihm nicht einfach raten sollte, das Leben zu genießen, bin ja eher ein das Glas ist halbvoll Typ. Aber letztlich ging es mich ja nichts an. Und mir blieb nur noch die Entscheidung, gehe ich gleich und wohin. Die Zwei machten sich endlich auf den Weg, raus aus der Wartezone. Und während ich noch so überlegte, ging es auf einmal doch nach vorne los. Der Einlass wurde gewährt. Warum nicht ein wenig dafür belohnen, geduldig und rücksichtsvoll gewesen zu sein?
Trotz allen Widrigkeiten war die Show brechend voll. Mal wieder nicht Corona konform. Doch meine Maske hielt. Ich summte und klatschte gut gelaunt mit. Und dann kam es zum Showdown zwischen Simba und Scar und mittendrin wurde einfach die Musik abgedreht. Vorhang zu und was denn nun?
 
Malakina Verdient den Legacy Award
Teammitglied
Ich glaube der Herr Detektiv sollte über die Anschaffung von Kopfhörern nachdenken. Musik auf die Ohren und das Gefasel der Warteschlange verstummt.

Ich habe das Problem, dass das Gefasel immer von meinem 7-Jährigen kommt. "Mama, ist das ein Karussell? Mama, wie lange müssen wir warten? Mama, wie viele sind noch vor uns? Mama, gibt es da einen Looping? (Merke: Wir stehen vor Lancelots Karussell). Mama, ich will ein weißes Pferd. Nein, Mama, ich will ein braunes. Nein, Mama, doch ein weißes. Mama, ich will was trinken. Mama, gehen wir heute Abend zu McDonalds? (Und gaaaaanz beliebt 2 Minuten bevor wir dran sind) Mama, ich muss Pipi, JETZT!"

Ein Satz ohne 'Mama' ist nicht komplett. Aber ich glaube es wäre unangebracht, wenn ich mir Musik auf die Ohren legen und den Kleinen quasseln ließe.
 
herculespoirot64 Verdient den Legacy Award
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Teil XII

Erst verhaltenes Klatschen, dann ein paar Pfiffe. Schließlich die Durchsage, dass die Show aus technischen Gründen leider abgebrochen werden müsse. Was für ein Tag, mehr oder weniger freiwillig verließen wir alle das Theater, und ich sah die riesige Warteschlange für die nächste Show. Da war mir klar, dass man wohl eher aus organisatorischen Gründen diese Show verkürzt haben müsse. Ganz einfach, damit die nächste Show noch einigermaßen pünktlich anfangen könne. Toll, echt ein gebrauchter Tag so irgendwie.
Ruhelos, planlos, ziellos. Ich lief einfach so vor mich hin. Und man glaubt es kaum, wo ich plötzlich gelandet war. Vor Indiana Jones. Nein, nein. Eine Nahtoderfahrung am Tag musste reichen. Ich bin zwar verrückt, aber bitte, doch nicht so.

Edit: Da ist dem Herrn Detektiv einiges entgangen.

Aber er ist und bleibt ein Angsthase.


Den Kopf über meine Dummheit und meinen anscheinend größer werdenden galoppierenden Wahnsinn verließ ich den Ort des Schreckens. Ich lief, als ginge es, um mein Leben. Erst als ich zufällig in einen Shop lief, beruhigte ich mich. Nichts beruhigt mehr, als ein paar unnötige Einkäufe. Aber zu meinem Glück habe ich genug Fantasie, um diese Dinge dann netten Menschen zu schenken. Zu Hause wäre bestimmt kein Platz für all den Quatsch, den ich gerne kaufe.
Nachdem ich so weit alles für dieses Weihnachten erstanden hatte, verabschiedete ich mich langsam aus dem Land der Maus. Heute war mein letzter Abend. Und für Freitag hatte ich ja keine Reservierung. Also noch ein paar weihnachtliche Impressionen getankt. Dann ins Village, einmal durch die Shops. Leider findet sich da meist auch noch etwas. Auch, wenn es dieses Jahr sehr schwer war, interessante Dinge zu erstehen.
Gegessen wurde im Rainforest Café, eine gute Wette für ein leckeres Essen, finde ich. Dort kam ich auch ohne Reservierung unter. Ein Vorteil, allein unterwegs zu sein. Und natürlich will keiner von meinem Teller probieren und beklagt sich womöglich auch noch darüber, dass er das schlechtere Essen ausgesucht hat. Zwischen Elefant und Gorilla und Vögelgeplärre bei Blitz und Donner, genoss ich Atmosphäre und Essen und beobachtete natürlich die anderen Gäste. So fand der Abend doch noch einen versöhnlichen Abschluss. Alle Aufregung war vergessen. Bis der übliche Wahnsinn mit der Heimfahrt im Shuttlebus anstand. Ich glaube, ich laufe doch noch mal zu Fuß ins Hotel.
 
herculespoirot64 Verdient den Legacy Award
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Teil XIII

Müde und abgekämpft kam ich im Hotel an. Letzter Abend war es. Ich ging ins Bad und ließ mir ein solches ein. Im Winter, bei dem Wetter, einfach göttlich. Ich fing an meinen Koffer zu packen, die Mitbringsel und Geschenke zu sortieren, gut zu verstauen. Sollte ja alles heil und in einem Stück bei mir ankommen. Ich hatte da schon reichlich dämliche Sachen gemacht. Also, wenn das Zeug erst einmal bei mir war. Von Paris nach Deutschland in meine Heimat, das ging immer anstandslos. Nie ging etwas kaputt. Allerdings war ich zuvor auch noch nie mit dem Zug unterwegs. Die Reisen mit dem Bus waren ja meist nur Tagestrips, da wurde zwar auch gekauft, aber eben übersichtlich. Die zwei längeren Reisen mit dem Bus verliefen auch ohne Zwischenfälle. Mit dem Auto ging selbstverständlich alles glatt. Aber wie würde es mit dem Zug gehen? Ging ja nicht alles in den Koffer, Taschen extra. War doch erstaunlich viel, stellte ich fest. Hoffentlich würde allen die Mitbringsel gefallen? Das ist ja immer das große Problem. Ich sinnierte so vor mich hin. War in Gedanken schon beim Verpacken der Präsente, beim Auspacken der Geschenke, bei hoffentlich glücklichen Gesichtern der Bedachten. Da war doch ein Rauschen? Regnete es etwa in Strömen?

Edit: Unser guter Herr Detektiv hat mal wieder seine Gedanken zu weit schweifen lassen. Ein Wunder, dass er Geheimnissen auf die Spur kommt. Wir ahnen jedoch, was gerade in einem anderen Raum geschieht.


Das Wasser, das Badezimmer. Ich rauschte ins Bad. Puuh, nicht Winnie, das war doch erstaunlich knapp. Irgendwie war nicht mehr viel Platz bis zum Überlaufen, dabei dachte ich, so was könnte überhaupt nicht mehr passieren? Nun gut, aufwischen musste ich nicht. Aber ich sollte demnächst doch lieber besser bei solchen Aktionen aufpassen. Ich wartete, bis reichlich Wasser wieder aus der Wanne herausgelaufen war. Was für eine Verschwendung. Böse, ganz böse. Ich tauchte schließlich ein und ab. Meine Muskeln entspannten sich und schon gingen meine Gedanken wieder auf Reisen. Das war also mein letzter Abend, mein letzter Tag im Land der Maus. Schon Zeit, ein kleines Resümee zu ziehen.
Ich hatte mehr Geld für die Verpflegung und Getränke, als für Geschenke ausgegeben. Dabei habe ich mich beim Essen eigentlich sogar beschränkt. Aber das Merchandise hat mich dieses Mal nicht wirklich vom Hocker gehauen. Ich habe wenig neue, interessante Dinge entdecken können. Natürlich habe ich alles für alle gefunden. Aber das liegt einfach an der Menge, der Dinge, die meine Familie und Freunde nicht haben. Für meinen Bruder, einen echten Sammler, war es hingegen sehr schwierig was zu finden. Es sollte ja transportabel und letztlich auch bezahlbar und verschickbar sein, denn wir würden uns an den Feiertagen nicht sehen. Außerdem sollten die Sachen auch mir gefallen, das ist dann ein Luxusproblem.

Das Essen war durchweg sehr akzeptabel in den Restaurants. Guter Durchschnitt. Das habe ich auch nicht anders erwartet. Aber ich hatte auch ein wenig Pech. Einige Dinge, die ich probieren wollte, gab es grade oder noch nicht. Einmal wollte ich ins Earls für ein Sandwich, die hatten an dem Tag aber zu, selbstverständlich. Galt auch für die Bar im Village am Abend. Also nicht die Sportbar, sondern das Restaurant daneben. Die hatten abends geschlossen. War einfach nicht meine Reise, so irgendwie. Dann waren da noch die Gäste, manchmal sehr schwierig. Gerade im Shuttlebus. Masken Glückssache. Abstand katastrophal. Alles wie erwartet.
Ich lag auf meinem Bett, die Augen zu, würde ich meinen Ausweis im Februar überhaupt verlängern? War es mein letzter Besuch im Land der Maus? Zumindest für eine lange, lange Zeit? Ich schwankte hin und her. Wie war das mit meiner Weihnachtsstimmung? Die war da, gut ich bin ein Weihnachtsjunkie, da funktioniert es natürlich leicht mich in Stimmung zu bringen. Musik tut ein übriges. Und ich bin ja eh in einem Alter, in dem man sich neben gesundem Lebenswandel vor allem auch um die Vermeidung zu großer Sentimentalitäten kümmern sollte. Gelingt mir durchaus äußerst selten. Gerade hier. Das spricht eigentlich für das Land der Maus. Aber dennoch...

Edit: Alles hat seine Zeit. Und manchmal ist es einfach so.

Zum Glück eine Variante ohne die Exfrau von Andrew Lloyd Webber. Kann ihr bis heute nicht verzeihen, dass wir ihr unter anderem das Phantom der Oper zu verdanken haben.
 
Malakina Verdient den Legacy Award
Teammitglied
Irgendwie macht mich Dein letzter Bericht traurig ? und kam so ganz anders als ich erwartet hatte. Ist mittlerweile eine Entscheidung gefallen, ob Du Deinen AP verlängern lässt?
 
G
Gelöschtes Mitglied 3346 Gast
Hi,

vielen Dank für die tolle Geschichte. Ich habe sie mit Spannung und Spaß gelesen. Sie hat mich, wie ein gutes Buch, deine Geschichte vor dem geistige Auge erleben lassen. Klasse Talent. Schade halt nur mit den ganzen Ausfällen..., 50.000 Schritte Respekt! Eine Hörbuch Version wäre klasse um sie auf längeren Autofahrten zu hören, inkl. der Musik Einlagen. (y):LOL:
Noch einmal Vielen Dank dafür.
 
MadameMim1969 Rot gewordene Jahreskarten-Flüsterin
Hi,

vielen Dank für die tolle Geschichte. Ich habe sie mit Spannung und Spaß gelesen. Sie hat mich, wie ein gutes Buch, deine Geschichte vor dem geistige Auge erleben lassen. Klasse Talent. Schade halt nur mit den ganzen Ausfällen..., 50.000 Schritte Respekt! Eine Hörbuch Version wäre klasse um sie auf längeren Autofahrten zu hören, inkl. der Musik Einlagen. (y):LOL:
Noch einmal Vielen Dank dafür.
Ohje, stell dir mal vor, der Detektiv hat mit einer sehr hohen Fistelstimme ein Hörbuch eingesprochen. Das wäre ja mal gar nicht entspannt.
 
Supergoof Cast Member
Bravo herculespoirot64

Das war mal wieder ein kleiner Reisebericht, nur 13 Kapitel. :lach
Schade, dass wir uns nicht getroffen haben, den Kaffee hast du dir echt verdient.
Den Blackout im Disneyland habe ich bei Star Tours erleben dürfen. Danach waren alle Attraktionen down und wirklich alle Gäste standen dann vor allen Restaurants Schlange.
Bei Earl of Sandwich war ein Todesfall im Restaurant zu beklagen, deshalb war an dem Tag ausnahmsweise geschlossen.
Wann kommt dein nächster Reisebericht? Ich kann es kaum abwarten.
 
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Teil XIV

Non, non, arrête ! Ne continuez pas à chanter. Je vous en prie. Schweiß gebadet wachte ich auf. Was war das für ein Alptraum! Ich suchte auf dem Nachttisch nach der Flasche. Ich brauchte dringend einen tiefen Schluck. Mein Hals war staubtrocken. Ich röchelte und hustete. Noch ein Schluck, da war die Flasche auch schon leer. Manchmal tut es gut, Wasser neben sich auf dem Tisch zu haben. Manchmal wäre ein Wodka auch nicht übel. Es war stockdunkel im Raum. Erschöpft setzte ich mich auf. Das war doch nicht möglich. Nicht, dass jetzt jemand denkt, ich hätte von den kleinen Kindern mit den Wollhaaren aus der kleinen Welt geträumt, die mich verfolgten und im Wasser ertränken wollten, nein, nein, so was Harmloses war es beileibe nicht.
Ich atmete noch immer schwer, das kam vom Staken. Wieso musste ich auf einem Kahn mit einer Stange staken? Irgendwie hatte ich das Gefühl, in der Pariser Oper gewesen zu sein. Nicht in der aktuellen Variante, nein irgendwie älter bzw. anders. Und da stand ich in einem Kahn auf einer Art See oder Kahn. Ich blickte ins Wasser und das, was ich sah, trieb mir Schauer über den Rücken. Jetzt noch, wo ich wach war. Ich trug einen schwarzen Anzug mit einem Cape. Wer trägt heute noch Cape? Spätestens seit den Unglaublichen und der unvergleichlichen Edna "E" Mode, weiß man doch, dass Cape kein reguläres Kleidungsstück für Helden ist. Aber das war ja noch längst nicht alles. Ich trug weiße Handschuhe. Mein Kopf war gewaltig groß für den Körper. Zu dem Anzug trug ich gelbe Schuhe, noch eine Modesünde. Und ich hatte gewaltige runde schwarze Ohren auf dem Schädel. Und eine weiße Halbmaske trug ich auch noch. Und dann war da diese Musik, diese schreckliche Musik. Dabei stakte ich immer weiter vorwärts auf eine Art Insel zu. Und auf einer Bank saß da, in einem Kleid, mit mindestens fünf Meter Reifrock Daisy Duck und sang mit quiekender Stimme.


Edit: Verlassen wir mal unseren Herrn Detektiv und lassen ihn seine morgendlichen Verrichtungen erledigen. Ich glaube, er braucht etwas Zeit, um zur Ruhe zu kommen. Und dann möchte ich noch etwas klarstellen, damit die geneigte Leserschaft mich nicht für einen Kulturbanausen hält. Ich habe ja weiter oben ein wenig über Komponisten hergezogen, die für ihre Frauen komponieren. Ich bin weit davon entfernt, das zur Maxime zu erheben. Gibt es doch reichlich positive Beispiele. So meinen Lieblingskomponisten Herrn J. S. Bach, der durchaus anspruchsvolle Musiken für seine beiden Frauen geschrieben hat. Das Operngenie Giuseppe Verdi hat viele Partien für seine zweite Ehefrau Giuseppina Strepponi geschrieben. Mit durchschlagendem Erfolg. Und auch eine Rolle im Trovatore als Erinnerung für seine Mutter. Und auch wenn man jemandem gegenüber nicht so positiv zugeneigt ist, kann man das toll in eine Musik einbringen. So wie Mozart mit seiner Königin der Nacht, dazu soll ihn ja seine scheußliche Schwiegermutter angeregt haben. Und wer mag schon bestreiten, dass das wirklich herausragende musikalische Kostbarkeiten sind.
Außerdem liebe ich durchaus auch Musicals. Die Klassiker und auch die moderneren Stücke. Aber genug von mir. Ehe ich dem Poirot - Virus anheimfalle. Der Detektiv kommt gerade frisch gestylt aus dem Bad.


Erfrischt kam ich aus dem Bad. Blass und ein wenig erholt. Ich hatte zum Glück gestern Abend schon alles gepackt. Die letzten Dinge landeten im Koffer. Dann setzte ich mich an den Tisch. Ich konnte nicht wirklich glauben, dass das alles gewesen sein sollte. Ich fasste einen Entschluss, ich brauche noch ein wenig Disney Magie. Wenn möglich. Ich ging auf die Seite und versuchte einfach mal noch Eintritt für den Freitag zu bekommen. Der Zug ging ja erst nach fünf Uhr. Und länger als drei Stunden würde ich ja wohl nicht vom Bahnhof hier in die Stadt brauchen. Das Schicksal war mir hold. Ich konnte tatsächlich noch ein Ticket erlangen. Das reservierte ich gleich.
Wo ich dann schon mal ausnahmsweise online war, checkte ich auch noch meine Mails. Dabei entdeckte ich den Vorschlag von Supergoof. Leider wohl zu spät. Das tut mir heute noch Leid. Aber es war ja nicht zu ändern. Guten Mutes räumte ich mein Zimmer auf und ging zum Frühstück.
Heute gab es wieder Pancakes, bedauerlicherweise keinen eingepackten Zwieback mehr. Offensichtlich wurde meine Hamsteraktion bemerkt und man entschloss sich mich zu sabotieren. Wenn es läuft.... Immerhin, es war ruhig und gemütlich. Nein, ruhig war es nicht. Die Musik war einfach zu laut für die wenigen Besucher. Die Lautstärke war eher auf einen vollen Saal mit reichlich Gesprächen und quäkenden Kindern und entnervt schreienden Eltern angelegt. Aber inzwischen war ich fest entschlossen, mich einfach nur noch des Lebens, des Tages und des Wetters zu erfreuen.


Edit: Vielleicht sollte sich der Herr Detektiv auch einfach einer erprobten Entspannungsmethode probieren.


Und wenn das nicht hilft, dann ein anderer Klassiker.


Damit sind wir für heute wohl durch. ;)
 
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Teil XV

Mein letztes Frühstück, gut, dass da Vinci tot ist. Müsste er davon ein Fresko malen, wäre das extrem spannungslos, ein alter Mann allein zwischen Kaffeebecher, Orangensaft, Müsli und einem einfachen Teller mit Pancakes aus dem Automaten, mit Honig und Marmelade. Keine Maria Magdalena, kein Judas Ischariot und auch kein ungläubiger Thomas oder grantelnder Simon Petrus. Keinen Zwieback. Habe ich schon erwähnt, dass die den weggepackt haben? Ich meine, weil ich mir täglich zwei mit in den Park genommen habe? Ja? Habe ich? Meine Erinnerung ist echt ein wenig schwammig bei wichtigen Nuancen. Kein Wunder, dass ich nicht im Polizeidienst bin.
Gemütlich ging es auch nicht. Die Musik war wieder sehr laut. Und dementsprechend laut waren auch die Gespräche an den anderen Tischen. Aber ich sehe schon, ich fange wieder an zu mäkeln. Zeit, meine rosa Brille herauszuholen. Doch die war ja noch im Hotelzimmer. Also hoch aufs Zimmer. Rundgang, gefühlt Rundgang Nummer fünf. Nichts vergessen? Nein! Dieses Mal nicht. Brille auf, Rollkoffer geschnappt, Tüten dabei. Handgepäck. Meine Güte, ich war doch nur drei Nächte weg. Und war ich nicht der Typ, der seiner Nichte und ihrer Oma den vollen Kofferraum vorgeworfen hatte? Uninteressant. Gibt es da nicht den Spruch, was interessiert mich mein Gerede von gestern?

Edit: Ja, er hat sich über das mehr als reichliche Gepäck mokiert. Und mäkeln ist sein Hobby. Und weil er auch zur Besserwisserei neigt...


Und ich kann so meiner Liebe für Musicals nachgeben.


Munter ging es zum letzten Mal zum Shuttlebus. Da bei der Fahrt in den Park am Campanile angefangen wird, war es mit dem Sitzplatz für den Koffer kein großes Problem. Allerdings war der Bus zum Platzen voll, nachdem wir alle Hotels im Val de France angefahren hatte. Danke der rosa Brille nahm ich das gar nicht so wahr. Wie praktisch. Dieses Mal war ich einer der Besucher, der an der Kontrolle länger brauchte. Kein Wunder so bepackt wie ich war. Dankbar nahm ich den Gepäckservice in Anspruch. Auch zum ersten Mal. So viele erste Male hatte ich seit meinem ersten Besuch im Land der Maus nicht. Anreise mit dem Zug, Autopia, Stromausfall, Abbruch einer Show, Pancakes, Gepäckservice. Erstaunlich, wie viele Dinge man neu entdecken kann, auch nach zig Besuchen. Das ist, glaube ich, auch ein wenig der Zauber von Disney. Die Magie, die das ganze zu versprühen in der Lage ist. Als ich mit meiner Nichte im Land der Maus war, erinnere ich mich an eine Aussage ihrer Oma, als wir in Ratatouille waren. Sie meinte, dass es viel schöner und Detail verliebter, als zum Beispiel das Phantasialand sei. Wie täglich, waren Mickey und Co. fleißig und begrüßten die ersten Besucher. Ich machte wie immer ein Foto und schickte es wie meiner Nichte besprochen, um sie täglich aus dem Land der Maus zu grüßen.
Wie seit vielen Besuchen ging es erst einmal zum Karussell. Da ich in diesem Jahr noch nicht mit einem Pferdewagen gefahren war, nutzte ich diesen. Das brave Tier brachte mich und ein paar andere Besucher zum Schloss. Ich meine, kann man stilvoller vor so ein Gebäude vorfahren? Die Pferde auf dem Karussell scharrten schon mit den Hufen, noch waren keine Reiterinnen und Reiter zu sehen. Also genoss ich eine Fahrt für mich allein. Keine Premiere, trotzdem immer wieder angenehm und schön. Alice, Peter und dann war es schon fast zehn Uhr. Ich habe glaube ich einige Spontankäufe ausgelassen?
Um eine Phobie zu vermeiden, ging ich als Nächstes zur kleinen Welt. Der aufmerksame Leser, wird nach der aufmerksamen Leserin bestimmt feststellen, dass ich sowieso eine kleine Phobie bezüglich dieser Attraktion habe. Ich vermeide es, das schreckliche Lied zu nennen. Zu spät, jetzt werde ich es vermutlich den ganzen Tag nicht mehr los. Die Fahrt war ereignislos. Keine Puppe versuchte die Besucher anzugreifen. Was will man mehr? Die Piraten verhielten sich wie Piraten, Buzz und Zorg waren auch wie immer. Also wenig kooperativ, ich ein mieser Schütze. Alles wie immer. Und dann näherte sich auch wirklich das unvermeidliche Ende der Visite.
Ich wollte viel Puffer für meine Fahrt nach Paris mitnehmen. Immerhin musste ich einmal umsteigen. Der Zug in die Stadt war ziemlich leer. Außer mir waren etliche Castmember auf dem Weg in ihre Heimstätten, um dann vermutlich für das Studium oder so zu lernen. Zugfahrten sind was Herrliches. Manchmal. Bahnhöfe sind da schon was anderes. Allerdings sind die französischen Bahnhöfe schon von der besseren Sorte. Zumindest die, an denen man vorbeigefahren ist. Im Umsteigebahnhof war ich, erwartungsgemäß, also meine Erwartungen sogar übertreffend, völlig verloren. Rolltreppe hoch, Rolltreppe wieder runter, wieder hoch. Es kann doch eigentlich gar nicht so schwer sein? Doch kann es. Aber wie gesagt, ich hatte in weiser Voraussicht viel Zeit eingeplant. Wer sagt schon, Menschen würden aus ihren Fehlern nicht lernen? Nach drei weiteren Irrwegen gelangte ich auf den richtigen Bahnsteig. Irgendwie kam der mir bekannt vor. Vermutlich war ich hier gleich beim ersten Mal gelandet. Aber wen schert es?
Um es höflich auszudrücken, in der Bahn nach Paris Nord, fühlte ich mich wie eine Ölsardine. Falsch, eine Ölsardine hat Platz wie in einem Penthouse. Eng, kein Ausdruck. Ich meine, schon ohne Coronabedingungen wäre das nichts für mich. Wenig Luft, wenig gute Luft, eigentlich gar keine Frischluft. Eine Mischung aus, ich habe schon gearbeitet, gerade zu Mittag gegessen und ich bin auf dem Weg zu irgendwas und habe mich in der Dosierung meines Parfums vertan. Und wer mich kennt weiß, tauchen gehört nicht zu meinen Hobbys. Natürlich kenne ich auch sonst keinen Menschen, der mehr als 15 Minuten die Luft anhalten kann. Am Ende wurde ich an meinem Ziel von der Bahn ausgespuckt. Erleichtert schnappte ich erst mal nach Luft, so gut es unter der Maske ging.

Edit: Da fällt mir noch ein alter Schlager ein. Hercules ist unterwegs...


Es erübrigt sich zu sagen, dass Hercules zwei Sicherheitsleute nach dem Weg fragen musste. Nachdem er sich am Informationsschalter ein erstes Mal den Weg hat erklären lassen.


Oben angekommen war ich vom Bahnhof fasziniert. Also ein wenig auf alle Fälle. Für einen Ortsfremden sehr gewöhnungsbedürftig, keine riesige Anzeigetafel zu sehen. Das kennt man ja aus den deutschen Bahnhöfen. Noch ungewöhnlicher, dass bestimmte Züge, wie der Thalys und der Euroliner, heißt der nach London so, extra Bahnsteige haben. Aber irgendwie auch einfach, man weiß, wo man abfährt. In meinem Fall ganz durch die letzten beiden Bahnsteige. Bis zur Abfahrt hatte ich noch reichlich Zeit. Wie geplant. Ich schaute mich erst im Bahnhof um, ein Kaffee war angesagt, dann draußen, dann noch ein Kaffee, dann vielleicht ein Snack, einen Kaffee hatte ich doch noch nicht in Ruhe getrunken. Im Gegensatz zu deutschen Bahnhöfen und Zügen funktionierte das WLAN hervorragend. Also nach einem Besuch auf den Örtlichkeiten, die früher nicht mal ein Kaiser allein aufgesucht haben mag, gönnte ich mir noch einen Kaffee. Dann schlenderte ich gemächlich zum Bahnsteig. Züge kamen und fuhren. Dann eine Durchsage, dass mein Zug Verspätung haben werde. Egal, das ist man ja auch gewohnt, wenn man täglich mit dem ÖPNV in Deutschland unterwegs ist. Die Zeit tickte, die Abfahrt kam näher. Etliche Leute hatten sich inzwischen versammelt und warteten mit mir am Gleis. Aber kein Zug aus Brüssel kam an, der uns nach Deutschland würde bringen können.
Dann gibt es ja so bestimmte Momente im Leben. Glücksmomente, Momente, die das Leben verändern. Mein Blick schweifte so durch die Menge und da erblickte ich am anderen Ende der aufgereihten Züge einen Thalys. Natürlich erregte das meine Aufmerksamkeit. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass noch fünf Minuten bis zur Abfahrt waren. Auf dem angesagten Gleis gähnende Leere, genau wie auf dem Nachbargleis. Aber was machte der Zug da auf dem Gleis so weit, weit entfernt? Um einfach mal nachzuschauen, ging ich erst zögerlich, dann immer schneller in die Richtung. Hinter mir machten sich auch einige andere Wartenden auf den Weg. Und siehe da, es war mein Zug. Mir blieb noch eine Minute bis zur Abfahrt. Ein Blick auf meine Sitzplatz - und Wagennummer zeigte mir, dass mein Wagen natürlich am anderen Ende des Zuges war. Ich lief so schnell es vollbepackt ging zum Wagen. Mit Hilfe eines anderen Reisenden kamen Gepäck und ich noch gerade so in den Wagen, die Tür schloss sich sofort und es ging gleich los. Das war knapp, sehr knapp.
Der Zug war brechend voll. Mit Mühe passte mein Gepäck gegenüber in die Ablage. Ich überlegte noch, wie ich, ohne meinen Sitznachbar zu belästigen, meine Tüten, Taschen, Mantel und mich verstauen könnte, da ruckelte der Zug über eine Weiche. Erst mal nichts Ungewöhnliches. Aber, dass mir dann ein Koffer beinahe auf den Kopf fällt, war nicht geplant, ich machte noch rasch einen Schritt zur Seite, so wurde nur meine Schulter ein wenig lädiert. Zum Glück auch die linke Schulter, da ist eh mein schwächerer Arm dran. Der Besitzer des Koffers entschuldigte sich vielfältig und vielsprachig. Half aber nichts, er musste ihn erneut verstauen. Bevor ich mich gemütlich niederließ, entschied sich mein Sitznachbar aber dazu in den Speisewagen zu flüchten, er ward erst wieder in Köln gesehen, als er seinen Platz räumte und den Zug verließ. Ich stieg dann in Essen aus. Müde war ich, trotz der reichlich genossenen Kaffees.

Edit: Natürlich gibt es auch einen Kommentar zum Thema Kaffee.


Und wer es etwas klassischer mag:


Das muss jetzt aber als Kultur für diesen Reisebericht reichen. Ich bin dann für diesen Bericht raus. Ich hoffe, weder die Leserinnen und Leser, noch der werte Herr Detektiv tragen es mir nach, den Bericht ein wenig musikalisch "aufgemotzt" zu haben.


Natürlich war es auch spät, kalt und nass. Immerhin sollte ich angeblich nur wenige Minuten auf meine S-Bahn warten müssen. Ich kontrollierte meine Nachrichten, freundlich wurde ich von der Bundesregierung in Deutschland willkommen geheißen. Woher hatten Scholz, Habeck, Lindner und Co. nur meine Privatnummer? Und auch meine Nichte wünschte mir an diesem Abend einen schönen Urlaub. Kinder, dachte ich und rollte mit den Augen. Bedankte mich artig und vermied einen Hinweis darauf, dass die Wünsche eigentlich ein wenig spät waren. Meine Bahn kam. zwanzig Minuten später musste ich aussteigen. Natürlich fuhr auch kein Bus mehr. Was kann man schon in der Provinz wie Bochum, mitten im Ruhrgebiet an einem Freitagabend um halb elf erwarten? Also ging ich brav zu Fuß nach Hause. Ich hastete mehr, denn das rattern des Koffers erschien mir einfach nur unnatürlich laut. Arme Anwohner, dachte ich und legte noch einen Gang zu. Das Rattern wurde lauter, ich noch schneller. Dann erreichte ich meinen Heimathafen. Paris, das Land der Maus waren Vergangenheit.

Wochen später...

Ich sitze vor dem Laptop. Sollte ich von meinen paar Tagen in Paris berichten? Hatte ich überhaupt genug erlebt, damit es für die Leserinnen und Leser unterhaltsam ist. Ein langes hin und her.
Bericht? Oder kein Bericht? Das ist hier die Frage...
 
MikeFink Verdient den Legacy Award
Lancys Gourmetausstatter
Erst einmal eine große Entschuldigung von mir. In den letzten 2 Wochen war ich hier defacto nicht anwesend und habe einiges nicht mitbekommen. (Müder Erklärungsversuch meinerseits: Olympische Winterspiele etc). Deswegen gab es auch kaum likes meinerseits für Deine großartige Arbeit. Diese jetzt aber aufzuholen scheint mir aber auch nicht gegeben zu sein.

Du schreibst unter anderem über das Glück nicht im Polizeidienst zu sein da dich dein Erinnerungsvermögen im Stich ließe. Diesem Glück muß ich in gewisser Weise widersprechen. Es wäre an sich für die Welt ein regelrechtes Drama!

Im Umkehrschluß müsste es bedeuten das Du erwägst als Privatdetektiv in Rente zu gehen. Ein schwerer Schlag für uns alle. Ich hoffe das die doch eher schlechten Filmkritiken in letzter Zeit dich nicht all zu sehr getroffen haben.


Bitte bleibe uns erhalten!!! Wer sollte Deine Arbeit fortführen. Mir sind keine Mitarbeiter oder gar ein fähiger Nachfolger bekannt.
 
herculespoirot64 Verdient den Legacy Award
Lancys Leckerbissensponsor
Danke erst mal allen für das positive Feedback, meiner kleinen Urlaubserinnerungen.
Also den Film habe ich noch nicht gesehen. Aber ich gestehe, die Kritiken schrecken mich zusätzlich ab. Vor allem, weil ich schon im ersten Film, mit Brannagh, seinem Poirot nicht genug abgewinnen konnte.
Dann war ja noch die Frage mit dem Jahrespass. Der läuft Samstag aus. Ich werde den erst mal nicht verlängern, da ich voraussichtlich erst im November wieder fahren könnte. Sollte vorher noch was drin sein, also als Tagestrip oder Kurzurlaub, kann ich mir immer noch einen zulegen. Die vier Monate extra wären erst einmal sowieso weg.
 
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