“Onkel Dagobert – sein Leben, seine Milliarden” – Vergleich zwischen Graphic Novel und Soundtrack – Teil 1
21.03.14, 19:23 |
In den letzten Wochen haben wir schon einen Bericht über Tuomas Holopainens Werk „The Life and Times of Scrooge“, quasi dem Soundtrack zu Don Rosas großem Epos und ein Interview mit Tuomas veröffentlicht.
Heute möchte ich mir einmal die einzelnen Songs des Albums näher anschauen, die mir der Musik-Verlag Nuclear Blast dankenswerter Weise, schon vor der Veröffentlichung zur Verfügung gestellt hat.
Die Titel des Albums “The Life and Times of Scrooge
- Auf dem Album finden sich die 10 Titel
- Glasgow 1877
- Into the West
- Duel & Cloudscapes
- Dreamtime
- Cold Heart of the Klondike
- The Last Sled
- Goodbye Papa
- To Be Rich
- A Lifetime of Adventures
- Go Slowly now, Sands of Time
10 Titel zu 12 Geschichten von Don Rosa?
Nein, ganz so einfach ist es nicht.
Tuomas Holopainen hat die Lieder zwar in chronologischer Form auf sein Album gepackt – aber nicht immer entspricht 1 Lied auch genau 1 Geschichte.
Beim ersten Song ist das der Fall – der zweite, „Into the West“ erstreckt sich allerdings schon über 3 Geschichten von Don Rosa.
Und nicht nur die 12 Kernkapitel von „The Life and Times of Scrooge“ kommen auf dem Album vor, sondern zum Beispiel auch das Zusatzkapitel „The Last Sled“, das sicher zu den entscheidenden gehört, wenn man den Charakter von Dagobert Duck verstehen möchte.
Aber beginnen wir ganz am Anfang, im Glasgow des Jahres 1877
Glasgow 1877
Der erste Song ist eindeutig der Geschichte „Der letzte aus dem Clan der Ducks“ zugeordnet, die den stimmungsvollen Auftakt zu Don Rosas Epos bildet.
Die Geschichte beginnt damit, dass Dagoberts Vater Dietbert seinem Sohn, also Dagobert, die Heimat des Clans der McDucks zeigt und ihm darüber erzählt:
„Die Hochmoore mein Sohn, sind die einsamste und raueste Gegend in ganz Schottland […]“
und so beginnt auch ‘Glasgow 1877’ – allerdings ist hier nicht Dietbert der Erzähler, sondern Dagobert selbst berichtet von diesem Ausflug zum Stammsitz seiner Familie. Dabei wird nicht nur die Erzählung von Dietbert aufgegriffen, sondern auch Details aus den illustrierenden Zeichnungen von Don Rosa:
„I remember it as if it was yesterday, my papa took me to see the ancestral home of our Clan. The desolate castle and dismal downs, abandoned since the 17th century, now inhabited by no one but golden eagles […] this is were I begin my story.“
Unterlegt wird diese Einleitung mit schottischen Klängen, die einerseits melancholisch klingen, andererseits aber auch das Gefühl eines Aufbruchs vermitteln – am Vorabend von Dagoberts 10. Geburtstag.
Gesprochen wird Dagobert von Alan Reid. Alan Reid ist ein schottischer Musiker, mit dem Tuomas Holopainen über Tron Donockley in Kontakt kam. Er ist wie für die Rolle gemacht – sein Alter, sein starker schottischer Akzent und ja, auch sein Aussehen, scheinen prädestiniert dafür, Dagobert zu sprechen und zu singen.
Auf diesen Teil folgt gälischer Gesang mit entsprechender instrumentaler Begleitung – teils leise und bedächtig, teils euphorisch in Erwartung von etwas Großem – der Zukunft Dagoberts.
Auch der Rückblick in die Geschichte der McDucks, das Auftauchen des „Hundes“ und das Scheitern der Ducks auf hoher See, das zusammen mit dem Verlust des Schatzes der McDucks zur Armut der Familie führte, finden sich im Stück wieder. Erzählend gesungen von Johanna Kurkela, die im weiteren Verlauf des Albums die Rolle von Dagoberts großer, aber unerfüllter, Liebe, Glittering Goldie o’Gilt (in deutscher Übersetzung Nelly) verkörpert.
Ruhig von einer Violine getragen, fast sehnsüchtig, setzt sich das Lied dann fort – ein Ausblick auf die Weite, in die Dagobert ziehen wird.
Der Song schließt damit, dass das Thema vom Piano aufgegriffen wird und damit auch ausklingt.
Into the West
Into the West widmet sich nicht einem Kapitel des Buches, sondern gleich dreien – der Reise Dagoberts in die USA und dem Beginn seiner Suche nach Ruhm, Erfolg und Vermögen: „Der Herr des Mississippi“, „Der Held der Badlands“ und „Der Kupferkönig“.
Aber zunächst beginnt das Lied noch in Schottland – an den getragenen Folk-Anklängen, die von Johanna Iivanainen gesungen werden, zu erkennen. Es ist der Abschied Dagoberts von seiner Familie, untermalt von den Abschiedswünschen seiner Mutter Dankrade, verkörpert von Johanna Iivanainen.
Nach etwas mehr als 1 Minute ändert sich die Musik – sie wird zu einer Mischung aus gälischen Tänzen, die nach kurzer Zeit übergeht zu Squaredance, Schlagzeug wie Hufgetrappel und DEM Country-Instrument, dem Banjo.
Dagobert ist in Amerika angekommen.
In den folgenden Takten kann man sich förmlich den Wettstreit auf dem Mississippi, bei dem Dagobert seinen Onkel Diethelm unterstützt, vorstellen, genau wie im ruhigeren, getragenen Mitteilteil den majestätischen Anblick, den Diethelm und Dagobert haben, als sie mit ihrer Fackel den Salon und die Treppen der versunkenen „Drennan Whyte“ betrachten – die trotz all des Schlamms, der sich über sie gelegt hat immer noch das „stolzeste Schiff auf dem Mississippi“ ist.
Und natürlich ist diese Geschichte auch eine der Kerngeschichten für Dagoberts Zukunft, denn schließlich trifft er hier zum ersten Mal auf seine späteren Dauergegner, die Panzerknacker.
Danach geht das Lied noch mehr zur Western-Musik über, passend zu Dagoberts Reise, die ihn nach Montana führt – „Der Held der Badlands“ – in einigen Takten spürt man richtig, wie Dagobert seine ersten Schritte zum Cowboy macht und hat das Bild vor Augen, als Dagobert, fernab jeglicher Reitkünste mit lautem „Wak! Wak! Wak!“ sein erstes Pferd einreitet.
Den ersten großen Schritt seines Weges macht Dagobert als er zum „Kupferkönig“ wird. Die Musik hierzu ist dann der komplette Schwenk zur Western-Musik, angelehnt an die Klänge des Komponisten, der wie kein anderer für den Western steht: Ennio Morricone. Und selbstverständlich darf an dieser Stelle die Mundharmonika nicht fehlen, sie wird, wie oft bei Morricone, zum bestimmenden Element – gespielt von Jon Burr.
Hier trifft Dagobert dann auch schon auf seinen zweiten großen Gegner: Klaas Klever, von dessen Vater Kuno Dagobert hier noch unterstützt worden war – sehr zum Missfallen seines eingebildeten Sohnes.
Aber auch Dagoberts erstes großes Einkommen ist in Gefahr, denn ihn erreicht ein dringender Hilferuf aus der schottischen Heimat…
Duel & Cloudscapes
Der Song „Duel & Cloudscapes“ widmet sich ganz der Geschichte „Der Retter von Duckenburgh“.
Er beginnt, genau wie die Geschichte von Don Rosa mit einem Gewitter; Donnerklang und Blitze zucken über den dunklen Himmel – dargestellt durch sehr dunkle, Unheil verheißende Klänge, die von Dudelsack und Orchester getragen werden.
Das ist das Szenario, das Dagobert zu Hause erwartet.
Nun wird die Musik schneller und untermalt die rasende Kutschenfahrt mit der Dagobert zusammen mit Mutter Dankrade und Schwester Mathilda dem Schloss der Familie entgegenstrebt, um dort seinen Vater zu unterstützen, der zusammen mit Onkel Jakob und Schwester Dortel (von der Donald später sein Temperament erben wird) die Burg verteidigt, die von den Whiskervilles belagert wird – und natürlich droht auch in der Nacht immer die Gefahr, dass der „Hund“ wieder auftaucht, der die Ducks schon im 17. Jahrhundert von ihrem Stammsitz vertrieben hat.
Diese unheilvolle Szenerie wird durch die Musik perfekt untermalt, denn die Whiskervilles wollen Rache für die Demütigung die Ihnen Dagobert zugefügt hat, als er sie mit einem marionettenhaften Geisterpferd viele Jahre zuvor vom Land der Ducks vertrieben hat.
Danach wird sie pompöser, denn ein Held tritt auf den Plan, der in einem Duell den Stammsitz der Familie retten will: Dagobert.
Aber das Duell läuft nicht wie geplant – trotz Eingreifens der Vorfahren, in Gestalt von Sir Donnerbold – Dagobert stürzt von einer Zinne in den Schlossgraben, wo er zu ertrinken droht (oder sogar ertrinkt) man weiß nicht, ob es Traum ist, oder Wirklichkeit, aber Dagobert findet sich auf himmlischen Wolken wieder, umgeben von vielen seiner Ahnen, die dort einer ewig andauernden Partie Golf nachgehen.
Passend und humorvoll untermalt wird diese skurrile Szenerie von einem Xylophonsolo.
Ein grandioser Kontrast zum bisherigen orchestralen Bombast dieses Titels – und die ideale Untermalung der Wolkenszene bis zu dem Zeitpunkt, zu dem sich die Ahnen entscheiden, Dagobert wieder zurück auf die Erde zu schicken, weil seine Zeit noch nicht gekommen ist.
Nun hört man Wasser rauschen, die Musik wird wieder düster, unheilvoll, denn Dagobert findet sich auf dem Grund des Wassergrabens wieder, wo er sich in letzter Sekunde mit Hilfe seines ersten selbstverdienten Zehners – als Schraubenzieherersatz verwendet – aus seiner schweren Rüstung befreien und somit aus dem Wasser retten kann.
Und schon nach kurzer Zeit wird die Musik zunehmend pathetischer und auch heller und höher – denn Dagobert ist schließlich zurück, besiegt die Whiskervilles und rettet somit, erneut mit Hilfe der Ahnen, die Familienburg.
Zwar sind die ersten 10.000 Dollar, die sich Dagobert in Amerika schwer verdient hat wieder verloren, aber so wie die Geschichte von Don Rosa mit einem Regenbogen endet und den Willen Dagoberts zeigt, immer weiter zu machen, so endet auch das Stück nicht mit Bombast, sondern angelehnt, an die Töne, die schon Dagoberts Reise nach Amerika untermalt haben und verheißen dem jungen Mann wieder eine gute Zukunft.
Mit dem dritten Lied beschließen wir den ersten Teil unserer kleinen Serie – und schon in wenigen Tagen geht es weiter!
Hier findet Ihr Teil 2.
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