Tracy Eck & Laurent Cayuela – Imagineers (Art Director & Show Writer), Teil 1 – Cast Member Interviews
20.04.14, 14:00 |
Anlässlich des Events zum 50. Geburtstag von It’s a Small World hatten wir die Gelegenheit, ein Doppel-Interview mit den beiden Imagineers Tracy Eck und Laurent Cayuela zu führen, die auch die Hauptredner der Podiumsdiskussion zur Geschichte von Small World waren.
Tracy Eck ist bereits seit 1991 für Walt Disney Imagineering tätig. Nach ihrem Französischstudium sowie einem weiteren Studium zur Bühnenbildnerin an den Universitäten von Wisconsin und Michigan, arbeitete sie zunächst als freiberufliche Lichtdesignerin für verschiedene Theater, bevor sie nach mehr als 10 Jahren beruflicher Erfahrung in diesem Bereich 1991 zu Walt Disney Imagineering wechselte, wo sie zunächst auch als Lichtgestalterin tätig war. Heute ist sie Art Director für das Disneyland Paris bei Walt Disney Imagineering und arbeitet im steten Wechsel in Marne-la-Vallee und Glendale.
Laurent Cayuela studierte Englisch und Literatur und wollte zunächst Englischlehrer werden, aber selbst ein Fan des Disneyland Paris, fand er seinen Weg zu Walt Disney Imagineering, mitten in der Entwicklungs- und Bauphase der Walt Disney Studios. Er war maßgeblich an vielen Projekten für die Walt Disney Studios beteiligt, vor allem wenn es darum ging, deren Storyline für den Einsatzort Europa aufzubereiten. Heute arbeitet er als Show Writer für Walt Disney Imagineering, vor allem für Projekte im Disneyland Paris, aber auch an Projekten in den internationalen Disney Parks. Darüber hinaus ist er in besonderem Maße an der Geschichte der klassischen Disney-Attraktionen interessiert und referiert regelmäßig darüber.
It’s a Small World aus persönlicher Perspektive
Torsten: “Tracy, Laurent, Ihr beide wart gerade die Hauptredner der Podiumsdiskussion zur Geschichte von It’s a Small World. Habt Ihr beide eine besondere Beziehung zu dieser Attraktion und könnt Ihr uns ein wenig über Eurem persönlichen Bezug zu It’s a Small World erzählen?”
Tracy: “Ich denke, meine besondere Beziehung kommt daher, dass ich es schon gesehen habe, als ich noch sehr sehr klein war und Small World damals noch so neu war. Ich denke, deshalb habe ich diese spezielle emotionale Verbindung dazu, die man zu den magischen Momenten der frühen Kindheit hat.”
Laurent: “Bei mir ist es etwas einfacher gelagert. Ich war, wie so viele andere, einfach nur ein Gast des Parks, bevor ich ein Imagineer wurde. Und ungefähr 10 Jahre, nachdem ich die Attraktion zum ersten Mal gesehen habe, kam ich mit meinen Nichten hierher, als diese kleine Kinder waren und konnte diese wunderbaren Momente in der Attraktion mit ihnen teilen. Und wenn man selbst die Attraktion so gut kennt, dann kann man sich auf die Gesichter der Kinder konzentrieren und darin spiegelt sich die Show wieder, man sie It’s a Small World regelrecht im Leuchten ihrer Augen.
Das macht mich einfach sprachlos.”
Tracy: “Das war auch ein besonderer Reiz für mich, als ich anfing bei Imagineering zu arbeiten und zum ersten Mal wieder Small World gefahren bin. Ich hatte fast vergessen, wie es sich anfühlte, als 5jähriges Kind die Attraktion erlebt zu haben. Und dann kamen alle diese Erinnerungen wieder hoch. Und dann habe ich auch meine Kinder mitgebracht, und das war etwas ganz besonderes mitzuerleben, wie sie die Attraktion auch direkt mochten. Kinder lieben It’s a Small World einfach. Aber nicht nur Kinder, eigentlich liebt jeder diese Attraktion.”
Torsten: “War das für Dich quasi ein doppeltes Erlebnis – Deine eigenen Erinnerungen kamen wieder und Du hast Dich selbst auch in der Begeisterung Deiner Kinder wiedergefunden?”
Tracy: “Ja, absolut. Wenn du die großen Augen der Kinder siehst, diesen WOW-Moment, wenn sie die wunderschönen singenden Puppen sehen, das ist magisch.”
Laurent: “Ja, den Song, den sie singen, den liebt einfach jeder. Jeder sagt: Du hörst ihn einmal und hast ihn für immer im Kopf. Und jeder fährt wieder und wieder damit, also muss an der Attraktion schon etwas besonderes dran sein. Da muss etwas sein, das die Menschen immer wieder anzieht. Und das ist nicht nur der Song, sondern auch alles andere, für was die Attraktion steht.”
Was macht It’s a small World so besonders?
Torsten: “Was ist es denn, Eurer Meinung nach, was die Attraktion zu so etwas Besonderem macht? Sodass die Leute sie immer und immer wieder fahren wollen? Dass eine Attraktion, die schon 1964 bei der Weltausstellung in New York eröffnet wurde auch heute noch Anklang findet und auch bis heute in jedem neuen Disney Resort, das entsteht, einen Platz bekommt, als eine der großen klassischen Attraktionen?”
Tracy: “Die Menschen bauen einfach eine wirklich tiefe Beziehung zur Attraktion auf, zur Geschichte, die Small World erzählt und zu dem, wofür die Attraktion steht. Diese Botschaft von Gemeinschaft und von Unschuld. Die Geschichte der Gemeinsamkeiten, der Verbindung, die Kinder aus aller Welt vereint.
Was sicher auch eine Rolle spielt ist die Größe der Puppen – sie entspricht in etwa der Größe eines kleinen Kindes. Das sorgt dafür, dass sich Kinder in der Attraktion sehr sicher und behütet fühlen. Die Puppen passen in ihre Welt und sie können sich selbst in diese Welt hineinversetzen. Die Botschaft ist eine fröhliche, eine glückliche und eine besonders optimistische. Das trägt dazu bei, dass Menschen eine dauerhafte Beziehung und Bindung zu dieser Attraktion aufbauen.”
Laurent: “Es ist diese universelle, zeitlose Botschaft der Attraktion. Die war vor 50 Jahren richtig und ist es heute noch. Sie war vor 50 Jahren in den USA eine richtige Botschaft und sie ist es bis heute auf den drei Kontinenten, auf denen es diese Attraktion gibt und für die Besucher aus allen Ländern, die in die Resorts kommen.
Egal, wer du bist, wo du herkommst, in welchem Alter du bist – du verstehst diese Botschaft immer. Und egal, wo du die Attraktion fährst. Du sitzt in einem Boot, vielleicht mit Freunden oder Verwandten, aber auch mit fremden Menschen, die du nicht kennst – und egal ob du sie kennst oder nicht, du teilst das Erlebnis und die Botschaft mit ihnen.
Und egal mit wem du im Boot sitzt, jeder erlebt diese universelle Botschaft – und das ist eine starke Bindung. Eigentlich erstaunlich, dass das gelingt, wenn man einfach nur so mit einem Boot durch die Attraktion fährt.”
Torsten: “Und wird das auch für 50 weitere Jahre lebendig bleiben?”[Tracy und Laurent lachen beide]
Tracy: “Ja.”
Laurent: “Oh ja, sicher”
Tracy: “Ganz sicher!”
Small World: Überall da, aber nicht überall gleich
Torsten: “Auch wenn man It’s a Small World in allen Disney Resorts finden kann, so ist die Attraktion nicht überall dieselbe. Könnt Ihr uns etwas über die Unterschiede erzählen, die jede einzelne Version davon zu etwas Besonderem machen?”
Laurent: “[lacht] Hey, sag mal, hast Du uns nicht zugehört, was wir gerade alles erzählt haben [Anm. der Redaktion: Bei der Podiumsdiskussion zu Small World] [lacht lauter]. Der hauptsächliche Unterschied ist die Fassade. Die Sache ist, dass wir nicht einfach immer wieder die Attraktion neu bauen – wir sagen nicht einfach: ‘Hey, die Attraktion funktioniert so gut, lass sie uns einfach nochmal kopieren.’ Wir müssen sie immer in eine lebendige Umgebung integrieren. Die Attraktion kommt jedes Mal in ein anderes Fantasyland, das seine eigene Persönlichkeit hat. Jede Fassade wird also sozusagen in ihre eigene kleine Welt eingepasst. Den größten Unterschied gibt es sicher in Walt Disney World in Florida, weil sich die Attraktion dort so nahe am Schloss befindet und ein Zusammenhang zu den Gebäuden der Umgebung hergestellt werden musste. Alle anderen haben dieses besondere Mary-Blair-Flair. Aber die Intensität der Farbigkeit unterscheidet sich. Das richtet sich einerseits nach den Wetterbedingungen, aber vor allem nach den Erwartungen der Nationen und Kulturen, in denen wir die Attraktion bauen.
Auch die Szenen im Innern richten sich nach dem jeweiligen Ort. So gibt es in Tokio eine besonders große Japan-Szenerie, um das Gastgeberland zu würdigen und die einzige Version, in der es eine Hong-Kong-Szene gibt, ist Hong Kong Disneyland.”
Mehr über Tracy Eck
Torsten: “Tracy, Du hast Deine Karriere als Lichtdesigner für Bühnenbilder begonnen, nachdem Du Theater und Französisch studiert hattest und bist inzwischen Art Director für das Disneyland Paris bei Walt Disney Imagineering, aber ich denke mal das Thema ‘Licht’ ist für Dich immer noch von besonderem Interesse, auch wenn Deine Arbeit heute viel umfassender ist. Auch bei Small World geht es viel um das Thema Licht, insbesondere in der Weihnachtszeit.
Es gibt viele Fans, die sagen, dass Small World in der Weihnachtszeit vor allem in Disneyland Kalifornien besonders schön sei, weil es so intensiv beleuchtet ist, andere, zu denen ich mich zähle, finden die Beleuchtung in den USA übertrieben und bevorzugen die subtilere Beleuchtung von It’s a Small World im Disneyland Paris. Kannst Du uns etwas über die Gründe erzählen, aus denen die Attraktion unterschiedlich beleuchtet wird?”
Tracy: “Die Beleuchtung von Small World für die Weihnachtssaison ist in Kalifornien ist ein riesiges Projekt. Unsere Gestaltung von Small World ist in der Weihnachtszeit, vor allem innen natürlich, mehr kostümbezogen. In Kalifornien hat man aus der Beleuchtung der Fassade etwas ganz besonderes gemacht, was wir hier in Paris so nicht übernommen haben. Aber das werden wir vielleicht in Zukunft tun. Wir haben darüber bereits gesprochen und es könnte sein, dass wir es bald auch hier so ähnlich machen, weil es uns auch sehr gut gefällt, aber das ist noch nicht festgelegt.
Wir tauschen uns über das Design natürlich mit den anderen Resorts aus. Wir achten darauf, was und wie andere Verantwortliche das machen und wir teilen unsere Erfahrungen und Informationen untereinander. Bisher haben wir uns weitestgehend auf den Innenbereich konzentriert, mit dem Ziel, mit unseren Kostümen Geschichten zu erzählen, wie besondere Feste in anderen Ländern gefeiert werden.
In Kalifornien ist es viel mehr auf das ein Spektakel ausgelegt. Aber wer weiß, vielleicht werden wir das außen auch mal machen. Wir arbeiten immer weiter an Ideen, ändern Dinge. Das ist es eigentlich, worum es geht, dass wir uns auch immer weiterentwickeln können.”
Von der Beleuchtung bei Indiana Jones
Torsten: “Du hast einmal gesagt, dass eines der interessantesten Projekte für Dich im Laufe Deiner Karriere, die Gestaltung der Beleuchtung von Indiana Jones and the Temple of Peril war. Und nun wird diese Attraktion gerade einer großen Sanierung, fast einem Neubau, unterzogen. Bist Du daran wieder beteiligt und wird sich die Beleuchtung verändern oder Deiner ursprünglichen Gestaltung treu bleiben?”
Tracy: “Wir frischen die Attraktion wirklich deutlich auf und verändern einiges. Die Änderungen sind aber vor allem technischer Natur. So werden die meisten Lichter nun durch LEDs ersetzt, statt wie bisher auf Halogen zu setzen. Wir modernisieren die ganze Ausrüstung und alle technischen Ausstattung. Aber das Konzept bleibt weiterhin das gleiche. Es geht weiterhin um spannende Schattenwürfe, um den Eindruck von Feuer, den mystischen Eindruck, den eine Nacht in einer solchen Umgebung haben soll, mit Fackeln und Laternen. Wir wollen weiterhin dramatische Stimmungen hervorrufen, die die Vorstellung weckt, man wäre Indiana Jones, der nur mit einer Laterne ausgerüstet, den mysteriösen Tempel erkunden würde. Gerade Schatten sind da sehr wichtig für die Erzeugung einer dramatischen Stimmung.”
Torsten: “Funktioniert das alles mit LEDs so gut, wie mit klassischer Beleuchtung? Viele Leute denken, LEDs wären immer kalt und könnten weniger Stimmung erzeugen.”
Tracy: “Wenn man die falschen LEDs nimmt, dann stimmt das – aber wenn man nach passenden sucht, dann kann das auch mit LEDs funktionieren und sie sind genau so geeignet und es sieht gut aus.”
Wir setzen das Interview mit Tracy und Laurent am kommenden Sonntag fort – seit gespannt, was uns die beiden noch an interessanten Informationen über Ihre Arbeit geben können! Hier geht es zum zweiten Teil!