Tony Baxter – Fenster der Main Street Teil 6

| Harrington'sMain Street U.S.A.Tony Baxter

Fenster in der Main Street U.S.A. mit Marty Sklar und Tony Baxter
Auch heute bleiben wir bei Harrington’s bzw. den Fenster im Obergeschoss dieses kleinen Geschäfts auf der Main Street USA.
Dieses Mal soll es um das Fenster ganz links gehen, auf dem folgende Aufschrift zu lesen ist:

„We Print The News
Before It Happens“
Martin Sklar
Editor in Chief
Tony Baxter
Managing Editor

Im Fokus des heutigen Artikel soll Tony Baxter stehen, der vielen Fans des Disneylands sicherlich ein Begriff ist. In einem der nächsten Teile der Serie „Fenster der Main Street“ wird dann Martin Sklar unter die Lupe genommen, der mit diesem Fenster ebenfalls gewürdigt wird.

Wer ist Tony Baxter?

Tony Wayne Baxter geboren am 1. Februar 1947, war über lange Jahre einer der führenden kreativen Köpfe im Bereich Imagineering. Er ist eines der leuchtenden Beispiele für den Aufstieg, der bei Disney möglich ist.
Begonnen hat Baxter 1965 bei Disney, damals als Eisverkäufer auf der Main Steet USA im Disneyland Anaheim. Von diesem Tag an blieb er Disney 47 Jahre lang treu, bis er Anfang 2013 seinen altersbedingten Rückzug erklärte.

In seiner Zeit bei Disney arbeitete sich Tony Baxter vom einfachen Cast Member immer weiter nach oben, erlangte schließlich die Aufmerksamkeit der Imagineering-Abteilung und stieg dort zum Senior Vice President of Creative Development auf. Während seiner Zeit im Bereich Imagineering entwickelte Baxter zahlreiche Attraktionen und war unter anderem für die Entwicklung und Errichtung des Disneyland Paris zuständig.
Er wird als einer der wichtigsten Imagineers angesehen und nicht wenige Skeptiker befürchten, dass mit seinem Rückzug ein kreatives Loch entstehen könnte. Doch ob diese Sorgen wirklich berechtigt sind? Natürlich fehlt Baxters Kreativität und Genialität, aber immerhin hat er über viele Jahre mit anderen kreativen Köpfen der Imagineering-Abteilung zusammengearbeitet. Zunächst lernte er von einigen der „Originale“ dieser Abteilung, die selbst noch mit Walt zusammengearbeitet hatten und schließlich konnte er sein Wissen an eine neue, jüngere Generation Imagineers weitergeben, die nun hoffentlich von ihm inspiriert weiterarbeiten wird.

Um seine enorme Bedeutung für die Walt Disney Company zu unterstreichen, wurde Tony Baxter am 10. August 2013 in den Kreis der Diney Legends aufgenommen.

Tony Baxter und das Disneyland Paris

Dadurch bedingt, dass seine Karriere bei Disney bereits im Jahr 1965 begonnen hatte, war Tony Baxter von Anfang an in die Pläne, einen Disney Park in Europa zu eröffnen involviert. Er hörte von diesen Plänen und war sofort begeistert, sodass er darum bat, an diesem Projekt beteiligt zu werden: sein Wunsch wurde erfüllt und Baxter erhielt sogar die Verantwortung für sämtliche gestalterischen Aspekte des Projekts Euro Disneyland und damit auch die Aufsicht über alle beteiligten Künstler und Designer.

Nach eigener Aussage war es sein Ziel, das Disneyland Paris zum besten Disney Park der Welt zu machen, in dem hier die besten Bestandteile aller bisherigen Parks vereint und um einige neue Elemente ergänzt werden. Dieses Vorhaben ist ihm aus Sicht vieler Fans und Kritiker gelungen, denn der Disneyland Park in Paris wird immer wieder als der schönste seiner Art gepriesen, weil nirgends sonst die Gestaltung so detailreich und filigran ausgefallen ist.
Auch er selbst, zugegebenermaßen ein wahrer Kenner der Materie, hält den Disneyland Park in Paris für den schönsten Park der Welt, was nach seiner Auffassung auch an den klimatischen Bedingungen liegt, denn diese erlauben eine Gestaltung, die sich an den Jahreszeiten orientiert, was vor allem im Bereich der Pflanzen deutlich wird, die zu jeder Jahreszeit ein ganz unterschiedliches Bild abgeben.

Vor Beginn der Arbeiten am Disneyland Park machte sich ein Team von Imagineers rund um Tony Baxter auf eine Reise durch Europa, um herauszufinden wie die Europäer so ticken und sie besser zu verstehen, schließlich wollte man einen für Europa maßgeschneiderten Park entwickeln und nicht einfach das Konzept aus den USA 1:1 übernehmen.
Nach dieser Recherche ging es darum, die gewonnenen Erkenntnisse in die Tat umzusetzen und auf das Konzept auf jedes der fünf Themenländer zu übertragen. Eine wichtige Erkenntnis dieser Reise war laut Baxter: die besonderen klimatischen Verhältnisse. Für Paris musste ein Plan entwickelt werden, der es Besuchern erlauben würde, weite Teile des Themenparks möglichst auch bei schlechtem Wetter trocken zu erreichen. Die Arkaden und die vielen überdachten Gänge sind aus dieser Erkenntnis heraus entstanden.

Im Frontierland gab es nur wenig Probleme, da der Wilde Westen in Europa einen nahezu mystischen Ruf hat und das gesamte Imagineering-Team hier seiner Fantasie im Prinzip freien Lauf lassen konnte.
Das Adventureland sollte nicht nur ein Dschungel-Theming bekommen, sondern auch einen arabischen Teil, weil Baxter & Co herausgefunden hatten, dass sich Aladin und die Märchen aus 1001 Nacht in Europa großer Beliebtheit erfreuen. So hat das Disneyland Paris seinen Bazar erhalten, der heute allerdings nicht mehr in seiner ursprünglichen Form – mit den verschiedenen kleinen Geschäften – genutzt wird.
Das Fantasyland und vor allem das Schloss stellten dann eine besondere Herausforderung dar, da es in Europa eine Vielzahl gut erhaltener Burgen und Schlösser gab und ein Konzept, das sich zu nah an einem realen Vorbild orientiert hätte, nichts Außergewöhnliches gewesen wäre. Aus diesem Grund ist das Pariser Schloss viel märchenhafter und verspielter als die Schlösser in den US-Parks. Außerdem scheint es auf einer Anhöhe zu stehen, auf die ein Prinz auf seinem edlen Ross zugeritten kommen könnte, um die Prinzessin zu befreien, und nicht zu vergessen, die Drachenhöhle tief unter dem Schloss.
Im Discoveryland entschloss sich Baxter zusammen mit seinen Kollegen den großartigen europäischen Visionären Tribut zu zollen und einen Themenbereich zu erschaffen, der von Jules Verne, H.G. Wells und Leonardo da Vinci inspiriert ist (bzw. war).
Auch die Main Street und der Eingangsbereich des Parks stellen Baxter und Eddie Sotto, den verantwortlichen Imagineer für diesen Bereich, vor eine Herausforderung. Denn es musste ein Konzept gefunden werden, dass den Eingangsbereich weniger plump wirken lässt, als es anderenorts der Fall ist, zum Beispiel in Anaheim, wo einfach Ticketschalter am Eingang stehen. Nachdem anfängliche Überlegungen zu einer Abwandlung des gesamten Themings der Main Street bald wieder verworfen wurden, kam Baxter gemeinsam mit seinen Kollegen auf eine neue Idee: Die Main Street an sich sollte im Prinzip ein Abbild des Vorbilds aus Kalifornien werden, aber durch das Disneyland Hotel direkt am Parkeingang und den höhergelegten Bahnhof sollte sich bei den Besuchern ein ganz besonderes Gefühl, schon kurz vor und nach dem Betreten des Disneylands einstellen. Vor dem Eingang zunächst eine kleine, parkähnliche Anlage mit Springbrunnen, Büschen und Blumen, dann noch ein paar Schritte, bei denen noch nicht allzu viel zu sehen ist und dann, gewissermaßen nach dem Verlassen des Bahnhofs: das Aha-Erlebnis, ein Wow-Gefühl, denn der Blick auf das traumhafte Märchenschloss wird freigegeben.

Tony Baxters Attraktionen

Hier gibt es eine Übersicht über die Attraktionen, die Tony Baxter für die Disney Parks entworfen hat, jeweils mit dem Datum ihrer Eröffnung.

  • Big Thunder Mountain Railroad (1979)
  • Journey Into Imagination Pavillion (1982)
  • Redesign des Fantasylands im Disneyland (1983)
  • The Disney Gallery (1987)
  • Star Tours (1987)
  • Splash Mountain (1989)
  • Indiana Jones Adventure (1995)
  • Redesign des Tomorrowlands im Disneyland (1998)
  • Finding Nemo Submarine Voyage (2007)
  • Redesing des Sleeping Beauty Castle Walkthrough im Disneyland (2008)
  • Redesign Captain EO (2010)
  • Redesign Star Tours (2011)