Splash Mountain – die Wildwasserbahn mit zwielichtiger Geschichte
08.10.24, 14:39 |
Seit einiger Zeit werden die Splash Mountain Wildwasserbahnen in den beiden Magic Kingdoms der West- und Ostküste umthematisiert (bzw. sind es bereits), und enthalten nicht mehr die Figuren aus dem berühmt-berüchtigten Film „Song of the South“ oder „Onkel Remus Wunderland“. Nun springen nicht mehr Br’er Rabbit, Br’er Fox und Br’er Bear entlang des Mississippis, sondern wir folgen Prinzessin Tiana aus „Küss’ den Frosch“ auf ein Abenteuer in den Bayous. Höchste Zeit, dem alten Berg ein schriftliches Denkmal zu setzen.
Die Kontroverse rund um “Song of the South” und Splash Mountain
Seit 1986 wurde der Film „Song of the South“ – zu Deutsch „Onkel Remus’ Wundeland“ nicht mehr offiziell aufgeführt. Er ist weder auf Streamingdiensten noch als physische Kopie (Blu-Ray, DVD oder Videokassette) erhältlich, respektive nur über Umwege. Der Film gilt als rassistisch und euphemistisch gegenüber der Sklaverei in den Südstaaten der USA. Über den Film selbst lassen sich ganze Doktorarbeiten schreiben, und auch in der Disney-Fangemeinde wird heiß diskutiert, ob der Film im Giftschrank verbleiben sollte oder in einer kommentierten Fassung einen wichtigen Beitrag zur Rezeption von Rassismus in den USA beitragen könne.
Was wir allerdings wissen, ist, dass trotz des Verschwinden des Films die Figuren rund um die „Br’rers“ noch bis Mitte 2023 ihr Unwesen in einem Disney-Park-Ride treiben durften: Splash Mountain, die geliebte und von sehr vielen Menschen schmerzlich vermisste Wildwasserbahn.
Nein, nicht die Bahn ist weg, sondern die Thematisierung hat sich geändert. Seit Juni 2024 können Gäste des Walt Disney World Resorts die Fortführung von „Küss’ den Frosch“ im ehemaligen Splash Mountain erleben. Im Disneyland Resort Anaheim wird der Ride mit neuem Gewand im November des gleichen Jahres wiedereröffnet. Doch warum wurde Splash Mountain, der am 17.07.1989 offiziell den Betrieb aufnahm, eigentlich nach so langer Zeit geschlossen und warum wurde er trotz der Kontroverse um „Song of the South“ in eine Geschichte aus dessen Universum gebettet? Packen wir unsere Lupen aus und stöbern in der Historie von Splash Mountain.
Die Geschichte der Attraktion
Das Bear Country soll attraktiver werden
Wir schreiben das Jahr 1983, der kürzlich neu geschaffene Themenbereich „Bear Country“ im kalifornischen Disneyland, der extra für die Audio-Animatronic-Show Country Bear Jamboree geschaffen wurde, lief weniger erfolgreich als im Magic Kingdom, Florida, genauso wie die Show. Es musste eine E-Ticket-Attraktion her, welches in Disney-Sprech die höchste Klasse an Tickets für eine Show, einen Ride oder eine andere Art von Attraktion bezeichnet. Wer also von E-Tickets spricht, hat dabei Attraktionen wie Rise of the Resistance, Haunted Mansion, Space Mountain oder Pirates of the Caribbean im Sinn. Dick Nunis, zu dieser Zeit der Chef der gesamten Disney-Parks-Abteilung in den USA, forderte eine Wildwasserbahn für die beiden Magic Kingdoms, um den Gästen an heißen Tagen eine Möglichkeit zur Abkühlung zu bieten, ohne dass sie unerlaubterweise in die diversen Springbrunnen und Wassergraben hüpften.
Die Entwicklung der Attraktion
Imagnineer Tony Baxter, gerade ein paar Jahre an Bord, hatte mit seiner Big Thunder Mountain Railroad einen Hit gelandet und war maßgeblich an erfolgreichen E.P.C.O.T-Center-Attraktionen wie Living with the Land oder Journey into imagination beteiligt. Er erhielt nun also die Aufgabe, Bear Country attraktiver zu machen. Er bekam natürlich Wind von Dick Nunis’ Anweisung bezüglich der Wildwasserfahrt, und so geschah es, dass ihm während einer Autofahrt zur Arbeit, vermutlich in einem Stau, die Idee kam, die Zeichentrick-Helden aus „Song of the South“ in einer fröhlichen Wasserbahn zu verwenden. Es sollte die erste Fahrt außerhalb des Fantasylands werden, die mit Cartoon-Figuren und einer Cartoon-Erzählung bestückt wurde.
Verbindungen zur Show “America Sings”
Rein thematisch fügten sich die Figuren aus diesen Geschichten sehr gut in den neuen Bereich ein. Außerdem wurde just die Audio-Animatronic-Show „America Sings“ aus dem Tomorrowland geschlossen (diese Show wurde extra für das 200-jährige Jubiläum der Gründung der USA installiert). Es wurden also allerlei Tierfiguren, welche die Schönheit der Vereinigten Staaten besangen, frei, um sie woanders einzusetzen. Ein Punkt auf der Kosteneinsparungskarte.
Der offiziellen Legende nach soll es sogar so gewesen sein, dass in der patriotisch angehauchten Musical-Revue Animatronics auf Basis von nicht verwendeten Charakteren aus dem Film „Song of the South“ auftraten. Daher hätte sich ein Kreis geschlossen. Doch der Mythos wurde von Alice Davis entlarvt. Sie war mit Marc Davis verheiratet, der die Animation-Teile des Films verantwortete. In dessen Konzeptzeichnungen und späteren Animationen waren allerdings keine der Figuren, die in America Sings vorkamen, enthalten. So kam heraus schlussendlich, dass es sich um eine reine Kosten-/Nutzen-Rechnung handelte, wenn auch der Mythos eifrig weiterverbreitet wird – meist von Disney selbst.
Die Arbeit beginnt
Es fanden sich nun drei Männer zusammen, Tony Baxter, Bruce Gordon und John Stone, die alle an der geforderten Wildwasserfahrt arbeiten wollten und begannen mit der „Blue Sky Phase“. Das ist Disney-Jargon für Brainstorming und Konzeptfindung. Sie spielten mit mehreren Ideen zur Fahrt an sich, zur Erzählung und zum Hintergrund und kamen recht zügig zum finalen Entwurf samt physischem Modell. Als Arbeitstitel wählten sie den Namen „The Zip-A-Dee River Run“.
Nun gingen sie an die Geschäftsführungsebene, in Person von Michael Eisner und Frank Wells. Sie stellten ihre Idee vor und ernteten für den Ride an sich einen begeisterten Daumen hoch. Allein am Namen störte sich Eisner, der ihn als zu langweilig und altmodisch empfand. Er wollte vor allem Teenager und Pre-Teens erreichen, welche mit dem Namen eher Omas Gartenteich als eine rasante Attraktion verbinden würden.
Er überlegte, ob es nicht vielleicht besser sei, zusätzlich eine Meerjungfrau in die Fahrt zu integrieren, um eine Synergie zum gerade erschienenen Film „Splash – Jungfrau am Haken“ mit Daryl Hannah und Tom Hanks zu schaffen. Doch die Imagineere hielten das für keine gute Idee und argumentierten überzeugend gegen Eisners Vorschlag, aber der Name „Splash“ blieb hängen. Er wurde noch um ein „Mountain“ ergänzt, sodass die direkte Verbindung zum Film selbst zwar wegfiel. Dafür hatte die Attraktion so einen reizvollen Namen.
Nun ging es an die definitive Ausarbeitung. Zunächst sollte das Außendesign an die Umgebung neben dem New Orleans Square und gegenüber der Tom Sawyer Island angepasst werden. Es sollte nicht zu sehr nach Cartoon aussehen, um die Ästhetik nicht zu stören. Die Zeichentrick-Figuren sollten ausschließlich im Inneren des Berges zu sehen sein, einmal von herumlaufenden Charakteren für Fotos und Gäste-Interaktion abgesehen.
Neuer Ride, Neuer Name, Neues Land?
Im Zuge der Ankündigung der neuen Attraktion wurde aus dem „Bear Country“ das „Critter Country“, denn es zogen mit Splash Mountain allerlei weiteres Kleinvieh in die Gegend. Daher waren die Bären nun in der Minderheit.
Die Arbeiten am Ride begannen am 24. April 1987, vier Jahre nachdem man bei Disney das erste Mal von einer Wildwasserbahn sprach, und etwas mehr als zwei Jahre nach dem Spatenstich zum Geburtstag von Disneyland am 17.07.1989 eröffnet mit dem Auftritt von Jim Varney, der Hauptdarsteller der „Ernest“-Filmreihe und zwölf Promi-Kindern. Natürlich waren auch die Protagonisten Brer’Rabbit, Brer’Fox und Brer’Bear mit von der Partie. Das Band ward also zerschnitten und die Attraktion für alle Besucher geöffnet.
Die Handlung und Fahrt von Splash Mountain
Wir eilen den VIPs und Promis hinterher, um uns mit ihnen in die Fluten zu stürzen! Die Geschichte von Splash Mountain ist eigentlich ganz schnell erzählt, denn es geht wie auch im Film darum, dass Brer’Fox und Brer’Bear versuchen, Brer’Rabbit zu fangen und zu verspeisen. Brer’Rabbit indes ist unterwegs, seinen „Laughing Place“ zu finden; und wir beobachten wie sich das Schauspiel entwickelt.
Wir setzen uns in einen abgeschlagenen Baumstamm und beginnen unsere wilde Fahrt. Gleich zu Beginn geht es nacheinander zwei Hügel hinauf, die uns auf das Level des Bergs bringen. Immer gepaart mit der leisen Angst oder Hoffnung, schon gleich steil bergab zu fahren. Doch noch ist es nicht soweit. Die Hügelfahrten enden vorerst in ganz sanften Platschern.
Nach dem zweiten bergauf legen wir uns in eine langsame Kurve und schippern vorbei an Brer’Rabbits und Brer’Foxes Häusern. Zudem erhaschen wir einen Blick auf Mitfahrende, die gerade dabei sind, den ersten größeren Sturz mitzunehmen. Das sind wir, in einer Minute! An einer anderen Stelle können wir auf die Gleise der Disneyland-Railroad blicken oder einen Zug der Flotte.
Wir schauen auf mehrere Wagenladungen voll köstlicher Früchte, sehen danach kurz wie ein anderer Baumstamm in die Tiefe hinabstürzt und schauen auf Brer’Bears Wohnhöhle, aus der es laut schnarcht. So eine Hasenjagd macht ganz schön müde.
Es geht hinein in den Splash Mountain
Nun aber hinab und hinein in den Splash Mountain! Wir werden direkt mit einem fröhlichen „How do you do“-Song von vielerlei weißen möwen-ähnlichen Vögeln, Fröschen und Alligatoren begrüßt. Es wird gegärtnert, gepicknickt, Bootchen gefahren und relaxt. Welch wunderbarer Empfang, ein Schild weist uns in Richtig „Swimmin’ Hole“, wo wir Brer’Bear und Brer’Fox erwischen. Meister Petz ist in eine vom Fuchs ausgedachten Hasen-Falle getappt und hängt nun gut verschnürt in einem Baum. Brer’Fox schimpft ihn und verlangt, er solle mit dem Unsinn aufhören und runterkommen. Es gilt schließlich einen listigen Hasen zu erlegen!
Ein Hase zieht von dannen, sein Glück zu finden
Für uns geht es allerdings weiter, wir sagen einem Esel „Hallo!“ und fahren an der Rückseite der ersten Szene vorbei. Dann erblicken wir das erste Mal Brer’Rabbit, der sich mit Brer’Turtle auf den Weg zu einem Abenteuer macht. Beide haben ihre Siebensachen in typischer Manier in einer Decke eingewickelt an einen Stock gebunden. Der Hase will endlich seinen „Laughin’ Place“ finden und ist bereit, alles dafür hinter sich zu lassen. Daher steht auch auf dem Schild hinter ihm „Gone For Good“.
Wir winken ihm zum Abschied und steuern auf die „Rainbow Ponds“ zu. Hier flöten uns weitere Vögelchen ins Ohr, während über unseren Köpfen hinweg Brer’Rabbit auf einer Draisine unterwegs ist. Unter dem Schatten großer Weidenbäume hindurch sausen wir in den Drop und vorbei an einem Alligator, der auch unbedingt mit auf Abenteuerfahrt möchte. Ein Anhalterschild hinter ihm fleht den Hasen an: „Take Me Along“.
Ein Stückchen weiter zeigen vier Schilder mit Hinweisen wie „No Frowns Allowed“, „’Bee’ Careful!“, „Grins Only“ und „This Way Laughin’ Place“ weiter hinein in den Berg. Das kann doch wieder nur eine Falle sein, denken sich die wissenden Gäste. Gegenüber dieser Schilder hält sich unser Hasenfreund den Bauch und Mund vor Lachen, es scheint, als könne er gar nicht mehr an sich halten.
Nur weswegen lacht er so? Wegen des freundlichen Reptils, das den Anhalter macht oder der Schilder? Sicherlich hat er auch die Falle durchschaut. Mit diesem Gedanken rauschen wir auch schon den nächsten kleinen Wasserfall hinab.
Es summt und brummt im dunklen Wald
Wir befinden uns in einem dichten Wald, an den Ästen der Bäume haben Bienen Ihre Stöcke aufgebaut und summen um die Wette. Es geht tiefer hinein in das Geäst, vorbei an einer Fliegenpilzkolonie mit blauen statt roter Hüte, um auf der rechten Seite Bruder Bär zu entdecken, dem ein Bienenstock auf die Nase gefallen ist. Oder hat er etwa unklugerweise versucht, sich den frischen Honig direkt vom Herstellungsort in den Schlund zu gießen? Wir werden es nie erfahren, sehen wir doch nur diesen Ausschnitt, in dem die Bienen angesäuert um den Kopf des einfältigen Bären herumfliegen.
Bruder Hase hingegen findet das alles furchtbar komisch, er schüttet sich wieder mal aus vor Lachen und Schadenfreude. Hat er damit etwa seinen Laughing Place schon gefunden? Das kann irgendwie nicht sein, denn die Fahrt ist noch lange nicht am Ende.
Wir düsen weiter, können gerade noch so erkennen, dass unser Bär ein ganzes Boot voller Bienenbehausungen versucht, sicher durch ein Gewässer zu bringen, doch er rudert die ganze Zeit im Kreis, da er nur ein Paddel besitzt, gleichzeitig umkreist von einem wütenden Bienen-Mob, die ihre Wohnungen zurückfordern.
Ein Stückchen weiter des Wegs, gesäumt von weiteren Pilzen und kleinen Springbrunnen, sehen wir eine Störchin auf einem hochgewachsenen Pilz sitzend mit einem noch höheren Pilz als Regenschirm, die uns vorsingt, ein jeder habe einen Laughing Place, während wir hinter ihr entdecken, dass Meister Lampe dem Bären sein anderes Paddel geklaut hat, und sich über seinen Streich wieder einmal köstlich amüsiert. Für uns geht es weiter, an mehreren gefiederten Freunden rechts und links des Weges entlang, die weiterhin den Laughing Place besingen.
Ob im Dunklen wirklich gut munkeln ist?
Nach einer weiteren Kurve wird es düster. Die Musik nimmt eine gruselige Gestalt an, und wir befinden uns nun in einer Höhle unterhalb der vielen Bäume, das Wurzelwerk umrankt uns. Wir sehen Brer’Rabbit, der in einem Bienenstock feststeckt, wie in einer Manschette, nur um den ganzen Körper, Honig klebt über all an ihm fest und er kann seine Arme nur noch schwerlich bewegen. Sein Widersacher, der Fuchs steht versteckt hinter Wurzelwerk und freut sich sichtlich über die Beute, die er dank seiner Falle heute gemacht hat. Er ist bereit, dem Hasen nicht nur die Löffel lang, sondern auch das Fell über die Ohren zu ziehen.
Wir hingegen fahren weiter und hören eine besorgte Igel-Mutter singen. Sie will Brer’Rabbit warnen, nicht den Laughing Place zu betreten, denn dort wartet der Fuchs, doch leider ist Freund Hase bereits in die Falle getappt. Hinter der Igelin können wir einen Blick auf ihre Kinder werfen, die sich auf dem Tisch tummeln und gebannt zuhören. Schräg gegenüber der Igelfamilie macht eine Kaninchenmutter ihre Schar Babies auf die Gefahren aufmerksam, die ein Laughing Place mit sich bringt.
Wir erblicken weitere Pilze, während auch wir immer tiefer in die Höhle gelangen. Doch bald schon erkennen wir den Ausgang, doch er ist hoch gelegen auf dem höchsten Punkt eines Hügels, oh, oh. Bevor wir jedoch mit unserem ausgehöhlten Baumstamm-Boot diese Anhöhe erreichen können, verspotten uns noch zwei Geier von wegen, jeder habe einen Laughing Place, mal sehen, ob Euch euer Laughing Place gefalle, da oben, der Hase habe es nun davon, jetzt sei er in der Patsche, er werde seine Lektion nun lernen.
Jetzt endlich: Der große Sturz und „Splash“!
Doch für uns gibt es keinen Weg zurück. Unerbittlich werden wir nach oben gezogen. Wir können links sehen, wie unser Hasenfreund in des Fuchsens Haus an einem Stock gebunden auf sein fürchterliches Schicksal warten muss. Nun lacht der Fuchs, den wir nur als Schatten erblicken, wie eben nur Bösewichte zu lachen vermögen, schrill und leicht verrückt. Doch wir werden immer noch weiter gezogen. Die Sonne kitzelt bereits unsere Nasen, während das Loch im Berg immer näher rückt und anwächst.
Dann kommt er, der große Wasserfall, 16 Meter lang geht es nach unten, das Wasser spritzt in die Höhe, wir werden im schlimmsten Fall klatschnass, was auch nur im kalifornischen Winter unangenehm ist. Nun schippern wir ganz entspannt etwas an der frischen Luft entlang, bevor wir von der nächsten Höhle empfangen werden, denn uns fehlt noch die Auflösung der Geschichte. So kann es ja wohl nicht enden, oder?
Ein würdiges Finale
Vor der Höhle erwarten uns ein trommelndes Stachelschwein und ein Mundharmonika spielender Waschbär. Hiernach kommen eine kleine Alligatoren-Band mit Banjos und Zieharmonika sowie gegenüber von ihnen eine Familie von Wildkatzen, ein kleines Schild begrüßt uns mit „Welcome Home“. Das Prachtstück dieser Szene jedoch ist ein weißer, beleuchteter Schaufelraddampfer – die „Zip-A-Dee Lady“, auf dem Hühner, Schweine, ein Fuchs, weiße Gänse und noch mehr Hühner das Lied „Zip-a-dee-doo-dah“ für uns schmettern. Wir erhaschen sogar einen kurzen Blick auf den berühmten „Mr. Bluebird“, der auf einer abstehenden Wurzel sitzt und seinen Zylinderhut zum Gruße hebt.
Wie nicht anders zu erwarten, konnte sich auch Meister Lampe befreien, und die beiden Übeltäter, Fuchs wie Bär, befinden sich in einer misslichen Lage. Der Bär scheint in irgendwas festzustecken, während der Fuchs, auf dessen Po stehend von einem Krokodil bedroht wird. Freund Hase jedoch sitzt wieder in seinem eigenen Haus, das Seil noch um den Bauch geschlungen, entspannt wie eh und je und singt uns mit Zip-a-dee-do-dah Melodie, wie schönes doch zu Hause sei, und das nun die Moral seiner Geschichte sei. Zum Abschied ruft eine Eule das bekannte „Huu-huuuu“ und nickt uns zu.
Ende gut – alles gut, wie wäre es anders zu erwarten
Wir sind am Ende der Fahrt angelangt und müssen leider unser Baumstammboot verlassen. Im Souvenir-Laden können wir noch ein Foto unseres Sturzes in die Tiefe käuflich erwerben, wenn wir möchten. Danach werden wir allerdings endgültig entlassen und können uns weiteren Abenteuern zuwenden.
Der Ride war schon kurz nach Eröffnung so ein großer Erfolg, dass Disney quasi Tage später schon mit der Konzeption für die Kopie in Walt Disney World, Orlando begann. Im Jahre 1992 war es dann soweit, der Splash Mountain eröffnete im Magic Kingdom des WDW und zwar im Frontierland. Auch die Oriental Land Company fragte nach einem Splash Mountain für Toyko Disneyland, sodass auf dort nur einen Tag vor Orlando die Wildwasserbahn ihren Betrieb aufnahm.
Anderer Park, leicht andere Fahrt
Grundsätzlich ist es die gleiche Fahrt und Geschichte, jedoch mit einigen signifikanten Änderungen innen wie außen. Der Berg an sich ist schon mal etwas rötlicher als der in Disneyland, um sich besser in die Umgebung einzuordnen. Dann sind die Sitze in den Booten anders angeordnet. In Disneyland sitzen die Besucher hintereinander, was in Gruppen von Familien und Freunden durchaus noch in Ordnung ist, bei Fremden allerdings etwas merkwürdig sein kann, wenn man auf diese Weise recht eng aufeinander hockt. Im Gegensatz dazu sind es in Florida immer zwei Sitze nebeneinander, vier Stück an der Zahl hintereinander aufgereiht und jeweils durch eine Rückenlehne getrennt.
In Disney World füllte man die Geschichte bereits in der Warteschlange von „Brer’Frog“ mit mehr Backgroundinfos. Er ist es auch, der uns als Erzähler durch die Attraktion begleitet. Leider wurden hier auch weniger Animatronics verbaut als im Disneyland: 68 statt 105, dafür waren jedoch die Szenen dichter beieinander, und es gab keine „unbelebten“ Lücken zwischen den Abschnitten. Auch die Musik wurde von einem eher Dixieland-mäßigem Arrangement zu einem countryhafteren umgeschrieben, um besser ins Frontierland zu passen.
Geänderte Szenen
In der Szene, in der Brer’Rabbit auf die Suche nach dem Laughing Place geht, unterhält er sich singend mit Mr. Bluebird statt einer Schildkröte, und wir können hier auch besser erkennen, dass Brer’Bear und Brer’Fox das Gespräch belauschen, woraufhin sie erst den Plan mit der Falle schmieden, um Brer’Rabbit zu fangen. Das kommt in der Disneyland-Version gar nicht so deutlich heraus.
Es gibt auch noch eine vorgelagerte Szene, in der Fuchs und Bär versuchen, den Hasen in eine Falle zu locken, in der letztendlich aber Meister Petz statt Meister Lampe landet, den das auch anscheinend gar nicht stört, trällert er doch fröhlich den Laughing-Place-Song mit.
Ebenso will in der Orlando-Variante ein Roadrunner-Vogel per Anhalter mitgenommen werden, kein Alligator; und bevor wir in den Wald zum Laughing Place einfahren, sehen wir hier noch die Häuser der Familie Opossum, Stachelschwein und Biber.
Änderungen an der Waldszene
Die Waldszene an sich ist etwas freundlicher und heller gestaltet. Hier wird die Geschichte auch etwas gedreht. Fuchs und Bär bilden eine Räuberleiter, um an einem Bienenstock zu gelangen, mit dem sie den Hasen festsetzen können. Dann erst kommt die Szene, in der Brer’Bear den Bienenstock auf der Nase sitzen hat, weswegen Freund Hase einen Lachflash bekommt, und Brer’Fox die Situation ausnutzt, Brear’Rabbit zu fangen. Es folgt eine ausgedehntere Szene in der Höhle mit mehr Springbrunnen, und anstatt von diversen Vogelarten begleiten uns hier Frösche sowie Schildkröten.
Dann folgt die Szene mit dem gefangenen Hasen, nur dass sich hier der Fuchs zeigt, um dem Hasen seinen Plan in guter alter Bösewicht-Manier zu offenbaren und Brer’Rabbit um sein Leben fleht. Danach geht es genauso wie in der kalifornischen Variante weiter. Bis hin zum Ausgang ist alles gleich, inklusive der Szene mit Brer’Bear und Brer’Fox, die auf mysteriöse Weise von Brer’Rabbit ausgetrickst wurden. Nur ganz am Schluss sitzt Meister Lampe nicht im, sondern vor seinem Haus, und Mr. Bluebird ist bei ihm, und sie erzählen sich die Moral von der Geschichte.
Splash Mountain in Tokyo Disneyland ist eine Spiegelversion der Version von Disney World. Eine dekorative Windmühle, die normalerweise auf dem zweiten Drophill befindet, ist hier in die Warteschlange am Anfang der Attraktion eingewoben und es gibt außer dem letzten Wasserfall keinen weiteren Drop außerhalb des Berges so wie in den US-Parks.
Das war nun der Aufbau und auch die Unterschiede der einzelnen Splash Mountains in den drei Parks, in denen sie existierten. Doch die beiden Splashs in den USA wurden geschlossen und zwar im Jahr 2023. Lediglich in Tokio ist die wilde Wasserfahrt Stand heute (Oktober 2024) noch geöffnet.
Berechtigte Kritik, die zu lange unerhört blieb
Aber was hat zu der Schließung geführt? An sich war der Ride schließlich immer sehr beliebt. Allerdings war die Basis, auf der die Attraktion fußt, schon sehr kritisch, und wurde bereits vor dem Bau des Splash Mountains in den Giftschrank verbannt. Durch die Entkoppelung mit den Realfilm-Teilen von “Song of the South” und der Entfernung von Onkel Remus, konnte Splash Mountain erst einmal ohne große Kritik Baustamm über Baustamm den großen Wasserfall hinunterjagen lassen.
Doch in den letzten Jahren kamen immer häufiger kritische Stimmen zu Wort, die eine Umthematisierung des Rides forderten, und vor allem auch eine Repräsentation von diversen Charakteren in Attraktionen. Kumuliert ist das Ganze dann 2020 im Zuge der Proteste wegen der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd durch weiße Polizisten und der Erstarkung der „Black Lives Matter“-Bewegung. Es gab Online-Petitionen, Splash Mountain aufgrund seiner rassistischen Wurzeln endlich umzuthematisieren.
Disney gab daraufhin bekannt, dass sie angeblich schon seit 2019 daran arbeiteten, Splash Mountain in einen Ride zu „Küss den Frosch“ umzumodeln. Daher gaben sie nach diesen Petitionen die Umwandlung offiziell bekannt. Ich vermute, Disney wollte das erst zur darauffolgenden D23-Expo machen.
Abschied nehmen von Splash Mountain
Im Jahr 2023 wurden beide Splash Mountains nacheinander zuerst in Walt Disney World (Januar) und danach in Disneyland (Mai) für den Umbau geschlossen. Die letzte Fahrt in einem Ride zieht noch mal abertausend Fans an, die Abschied nehmen wollen; und so haben wir dank der digitalen Videografie ebenso viele Aufnahmen von eben diesen letzten Tagen.
Mittlerweile hat in Florida auch der neue Ride Tiana’s Bayou Adventure seine Pforten geöffnet und lässt seit Ende Juni 2024 wieder Gäste 16 Meter in die Tiefe stürzen. Im Disneyland, Anaheim, ist der neue Ride erst ab November 2024 betretbar. Hier jedoch wurde auch gleich ein Großteil des New Orleans Square ebenfalls umgestaltet, um den Film noch besser zu integrieren. Das Quickservice-Restaurant „French Market“ hat man kurzerhand zu „Tiana’s Palace“, dem Restaurant, das die Protagonistin am Ende des Films eröffnet, umgestaltet. Ein Merch-Shop namens „Eudora’s Chic Boutique“ zog auch gleich noch in den Shopping-Bereich des Squares ein. Eudora ist die Mutter von Tiana und besitzt im Film eine Mode-Boutique, in der sie selbst auch die Kleidung schneidert, daher der Name.
Komplettiert wird die neue Thematisierung durch die Umbenennung des „Critter Country“ in „Bayou Country“. Ich bin jedenfalls gespannt darauf, Tianas’s Bayou Adventure einmal selbst zu fahren. Bis dahin tröste ich mich mit den vielen Onride-Videos bis zu meinem nächsten Trip hinweg.