Phantom Manor: Musik und Emotionen
15.02.21, 11:00 |
Musik ist ein elementarer Bestandteil aller Disney Geschichten. Dabei ist es egal, ob sie im Film oder in den Freizeitparks zu finden ist. Sie untermalt mit den passenden Klängen und transformiert die Erzählung in ein intensives Erlebnis. Es gibt historische und unvergessene Musikelemente im Disneyland Park zu entdecken. Eine ganz besondere Geschichte erzählen die Klänge und Melodien im Phantom Manor.
Musik als zentraler Bestandteil der Geschichte im Phantom Manor
Die Musik im Phantom Manor ist für Gäste und Fans zweifelsohne eine der bekanntesten Musikarrangement in Disneyland Paris. Daher waren sich die Imagineers bereits bei der Entstehung darüber im Klaren, dass die musikalischen Elemente eine zentrale Figur einnehmen sollten. Sie sind das emotionale Bindeglied zwischen den Gästen und der Geschichte.
Von Piraten der Karibik zu den Geistern im Phantom Manor
Das musikalische Thema für Phantom Manor ist in erster Linie das Lied der berühmten „Grim Grinning Ghosts“. Dieses war bereits für das ursprünglichen Haunted Mansion im kalifornischen Disneyland Resort komponiert worden. Die Texte stammen von X. Atencio, der ebenfalls ein paar Jahre zuvor den Songtext zu „Yo Ho! (A pirates life for me)“ geschrieben hatte.
Als Autor und Drehbuchautor bestand seine Aufgabe darin die makaberen und humorvollen Atmosphären der Attraktion zu kombinieren. Daher entwickelte er seine Geister von Anfang an sowohl als grimmig gruselige Geister – „Grim Grinning Ghosts“ – als auch unter dem Motto des “Come out to socialize” als kontaktfreudige Charaktere, die die Besucher angrinsen.
Große Schwere und luftig leichte Stimmung
Schließlich vermied der Komponist konsequent die „übermäßige Quarte“, die als „Diabolus in Musica“ bzw. Teufel in der Musik bezeichnet wird. Vielmehr führte diese Herangehensweise zugleich zu einer schweren als auch zu einer luftig leichten Stimmung. Dies ist typisch für das, was sich Walt Disney für seine magische Anziehungskraft vorgestellt hatte.
Die Geschichte im Phantom Manor ist anders
Imagineer Jeff Burke war sich sicher, dass das Spuk-Haus in Paris anders sein musste. Deshalb war für die Gestaltung von Frontierland klar, dass Melanie Ravenswoods tragische Geschichte auf eine andere Weise erzählt werden sollte, weshalb sich Phantom Manor heute von der amerikanischen und japanischen Version der Attraktion unterscheidet. Angesichts der multikulturellen Dimension von Disneyland Paris war es nicht möglich, einen Erzähler wie in den anderen Versionen zu verwenden. Vielmehr spielte Musik daher sowohl in Bezug auf die Atmosphäre als auch in Bezug auf die Erzählung eine entscheidende Rolle.
Erste Schritte in die richtige Musikrichtung
Ein erstes Experiment wurde vom Illustrator und Musiker Christian Hope in Zusammenarbeit mit dem Musiker Marco Monahan und dem Toningenieur Paul Ricchiuti unternommen. Dabei war es das Ziel der Künstler, die gotische Atmosphäre dieser neuen Version so gut wie möglich zu artikulieren. Zu diesem Zweck hatten sie die Idee die Originalmusik anzupassen. Deshalb entschieden sie sich dazu, von einem Laufrhythmus zu einem Walzer zu wechseln und mit einem Synthesizer symphonische Klänge zu erzeugen. Dies erwies sich als schlüssig, und es war an der Zeit, über die Verwendung eines echten Orchesters nachzudenken.
Teamwork für Phantom Manor
Zu dieser Zeit arbeitete der Komponist John Debney (The Emperors New Groove) an der Musik für „It’s a Small World“. Der Imagineer Tom Morris war für das Fantasyland verantwortlich und wollte den Komponisten seinem Kollegen im Frontierland vorstellen. John Debney kannte Buddy Baker gut und sah diese Bitte als eine Art Hommage an seinen Mentor. Dadurch verwandelte er die Musik von Phantom Manor in eine großartige Symphonie mit musikalischen Themen und Variationen. Zur Überraschung der Besucher bewahrte er ein fieberhaft jazziges Gefühl für die Katakomben-Szene am Ende der Fahrt. Dabei war es auch seine Idee Melanies Solostimme hinzuzufügen, die von jenseits des Grabes widerhallt.
Musikalische Inspiration für Phantom Manor
Die Orchestrierung von John Debney und Brad Dechter (Atlantis: The Last Empire), die sich leicht an Camille Saint-Saëns „Danse Macabre“ (Tanz des Todes) (Wikipedia Info) anlehnt, enthält das klassische Orchester und fügt einige spezielle Instrumente hinzu. Die Bassflöte ist eine Hommage an Buddy Bakers Originalpartitur, die in der ursprünglichen Boarding-Szene enthalten ist.
Die in der Londoner Kirche aufgenommene Orgel schafft einen mystischen Aspekt, der an Johann Sebastian Bachs berühmte „Toccata und Fuge für Orgel d-Moll“ erinnert. Das Cembalo oder verstimmte Klavier eignet sich perfekt für die Salonszene im Phantom Canyon. Die Vibraslap- (eine Percussion, die eine Art schrillen Sound erzeugt) und Xylophone-Sounds eignen sich ideal für das Ambiente der Katakomben: Die Skelette spielen Musik mit ihren eigenen Knochen wie in „The Skeleton Dance“ (1929), dem ersten Cartoon in der Reihe „Silly Symphonies“.
Die Spieluhr im Garten rund um den Pavillon ist der musikalische Abschluss der Geschichte. Diese Szene erinnert besonders an das Titellied der Attraktion und wurde auch von John Debney geschrieben. Ein Hersteller traditioneller Spieluhren gravierte die Musik auf eine Metallscheibe, wie dies Ende des 19. Jahrhunderts für mechanische Instrumente wie die Spieluhren Polyphon oder Symphonion der Fall war.
Deshalb brachte Imagineer und Sound Designer Glenn Barker seine eigene Spieluhr in das Walt Disney Imagineering Studio und spielte sie dort ab, um sie danach aufzunehmen. Das Ergebnis ist ein Klang, als wäre er aus der Vergangenheit entstanden – so authentisch wie eindringlich. So sollen die Gäste schon in die richtige Stimmung gebracht werden, noch bevor sie das alte Herrenhaus betreten und sich von den ersten Musikklängen in die Geschichte entführen lassen.