Licht am Ende des Tunnels? Das Jahresergebnis 2015 der Euro Disney SCA
06.11.15, 00:41 |
Heute hat die Euro Disney SCA ihr Ergebnis für das Geschäftsjahr 2015 (1.10.14 – 30.9.15) bekanntgegeben.
Wie schon die Quartalsergebnisse und das Ergebnis des ersten Halbjahres vermuten ließen, geht es in diesem Jahr deutlich nach oben – in nahezu allen Bereichen.
Die Ergebnisse des Disneyland Paris im Überlick
- Die Besucherzahlen steigen von 14,2 Millionen im Jahr 2014 auf 14,8 Millionen – womit der Wert von 2013 fast wieder erreicht wird und die Talsohle von 2014 durchschritten scheint.
Der Anstieg der Besucherzahlen resultiert vornehmlich aus mehr Besuchern aus Großbritannien, Frankreich und Spanien – beim deutschen Markt zeigt sich kein nennenswertes Wachstum. - Die Auslastung der Hotels steigt knapp über den Wert von 2013, auf nun 79,4% – nach nur 75,4% im Vorjahr. Dieser Anstieg der Auslastung entspricht einem Plus von ca. 85.000 zusätzlichen Übernachtungen, vornehmlich durch Gäste aus Großbritannien und Frankreich.
- Die Ausgaben pro Tag und Gast steigen auf 53,66 €. Nach 48,08 € in 2013 und 50,60 € in 2014 geht es damit nun um satte 6% nach oben – einer der größten Anstiege in der Geschichte der Euro Disney SCA, auch wenn der Wert im Vergleich zu den Disney Parks in den USA immer noch viel zu gering ist und problematisch bleibt, stimmt die Richtung zuversichtlich.
- Die Ausgaben pro Tag und Zimmer steigen ebenfalls, allerdings nur um 2,7% auf nun 237,88 €, hauptsächlich durch höhere Zimmerpreise und Mehrausgaben bei Essen und Trinken, teilweise allerdings wieder aufgehoben durch Rückgänge im Bereich der Merchandising-Verkäufe.
- Die Parks konnten einen Umsatzanstieg von 11% verbuchen, die Hotels um 9% und das Disney Village um 5%.
- Insgesamt kann die Euro Disney SCA für das Jahr 2015 sogar ein Umsatzwachstum von 9% verbuchen, auf jetzt 1,373 Milliarden €.
- Allerdings steigen auch die Ausgaben um 8% auf 1,454 Milliarden €.
- Der gestiegene Umsatz wird weitestgehend durch die gestiegenen Ausgaben wieder aufgefressen, sodass sich der Verlust gegenüber dem Vorjahr nur geringfügig reduziert, von 65,5 Millionen Euro auf 56,4 Millionen.
Unsere Analyse der Ergebnisse der Euro Disney SCA
Auf den ersten Blick sehen die Zahlen, die die Euro Disney SCA heute präsentiert hat nicht schlecht aus, alle Kernziffern zeigen nach oben, Hotel-Auslastung, Average Guest Spending, Spending per Room und natürlich die Besucherzahlen der Parks – allerdings die Ausgaben eben auch.
Grundsätzlich befindet sich die Euro Disney SCA auf einem guten Weg, da viele der Ausgaben auch in den enormen Sanierungsmaßnahmen begründet liegen, es fragt sich aber, wie es nach deren Abschluss in diesem Bereich weitergeht. Fährt man die Renovierungen bzw. die laufende Instandhaltung wieder massiv zurück sinken die Kosten in dem Bereich wieder, wenn die Umsatzzahlen sich gleichmäßig weitersteigern lassen, dürften dann bald schwarze Zahlen im Rahmen des Vorstellbaren sein (zumindest dann, wenn die an die The Walt Disney Company abzuführenden Lizenz- und Managementgebühren nicht gleichermaßen angehoben werden), allerdings ist das ein Ritt auf der Rasierklinge, denn im Vergleich zur Vergangenheit muss gerade in diesem Sektor kontinuierlich weiter investiert werden, damit Zustände, wie sie zur nun stattfindenden Generalsanierung führten, gar nicht mehr auftreten.
Aber selbst wenn der eingeschlagene Weg fortgesetzt wird, große Sprünge sind damit nicht zu machen, große Erweiterungen der Parks oder auch der Hotels nicht finanzierbar, selbst bei günstigen Krediten von der Muttergesellschaft, The Walt Disney Company, die nach Abschluss der Kapitalerhöhung wahrscheinlich um die 90% der Aktien halten wird, würden die Zinsen jegliches zartes Pflänzchen schwarzer Zahlen sofort wieder eingehen lassen – es bedarf nach den Sanierungen, nach dem 25. Geburtstag immer noch einer langfristigen Vision und eines Konzeptes, eines Masterplans zum Wachstum des Resorts. Es werden neue Attraktionen benötigt um den Weg wachsender Besucherzahlen fortsetzen zu können, ohne dass dies nur auf Kosten überfüllter Parks geschieht, sondern durch eine Vergrößerung der Kapazitäten, also durch neue Attraktionen in beiden Parks, vor allem auch im Disneyland Park, durch die reine Umgestaltung oder den Umbau bestehender Attraktionen ist dies nicht zu bewerkstelligen – dies kann die Euro Disney SCA nicht alleine leisten, das geht nur, wenn die TWDC dazu bereit ist, deutlich in das bisher „ungeliebte Stiefkind“ in Europa zu investieren – nicht nur in der Form von Krediten, deren Zins und Tilgung der Euro Disney SCA die Luft zum Atmen nehmen würden, sondern in Form einer Komplettfinanzierung mindestens in der Größenordnung, wie dies in der Vergangenheit bei der Umgestaltung des California Adventure Parks oder der Rettung von Hong Kong Disneyland geschah – nur wenn das passiert, kann es langfristig überhaupt eine positive Prognose für das Resort geben – und selbst dann ist diese alles andere, als sicher.
Für 2016 darf man sich auch von evtl. zunächst wieder sinkenden Besucherzahlen nicht abschrecken lassen, die aus den massiv geplanten Schließungen von Hauptattraktionen resultieren könnten.
Unser Fazit
Aber egal, wie es weiter läuft, ein langer Atem und ein großer Plan mit viel Geduld ist weiter erforderlich, darüber dürfen auch die erfreulichen Zahlen nicht hinwegtäuschen.