Interview mit Disney D-Light Motion Designer Jean-Paul Faurre
14.03.22, 14:01 |
Jean-Paul ist der Künstler, der hinter den atemberaubenden Projektionsbilder von Disney D-Light steckt. Gigantischen Projektoren stecken das Dornröschenschloss allabendlich in ein festliches und bezauberndes Lichtkleid. In unserem Interview enthüllt er alle Geheimnisse hinter der Produktion dieser magischen Sequenz voller magischer Lichter.
Jean-Pauls Werdegang bis zu Disney D-Light
Kannst Du uns etwas über Deine berufliche Laufbahn in Disneyland Paris erzählen?
Jean-Paul: Ich startete meine Karriere Ende 2002 als Bühnentechniker im Disney Village und hatte diese Position für zwei Jahre. Da hörte ich, dass es im Resort ein Film- und Schnittstudio gibt. Weil ich einen Abschluss in Schnitttechnik habe, ging ich hin und stellte mich vor. Ich bin dann dem Team beigetreten. 2005 bot mir Disneyland Paris Business Solutions die Möglichkeit, audiovisueller Techniker zu werden.
Diese Position habe ich fünf Jahre lang ausgeübt und bin 2010 ins Entwicklerbüro der Abteilung Business Solutions eingetreten, wo ich als Redakteur und Motion Designer tätig war. So bin ich dem Team beigetreten, das Projektionen für die verschiedenen Veranstaltungen in Disneyland Paris entwirft (mit Ausnahme von Disney Illuminations, Star Wars: A Galactic Celebration und der Weihnachtszeit). Wir arbeiten hauptsächlich an dem Dornröschenschloss und The Twilight Zone Tower of Terror, seit letztem Halloween auch an der Piraten-Galeone und Skull Rock sowie Phantom Manor.
Welche Momente sind Die besonders in Erinnerung geblieben?
Jean-Paul: Die Produktion eines Videos für das Property Management-Team von Disney Hotels im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums unseres Resorts im Jahr 2012. Unsere Aufgabe bestand darin, die gesamte Geschichte von Disneyland Paris zu erzählen. Dafür habe ich mich von dem Film „Zurück in die Zukunft“ inspirieren lassen. Wir bauten dazu das Cockpit des legendären DeLorean in einem Video nach, um in der Zeit zurückzureisen!
Der zweitwichtigste Moment, der mir in den Sinn kommt, ist die Electroland Party 2018. Ich wurde gebeten meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Also beschloss ich ein retro-futuristisches Programm zu entwerfen, das dem Zeitgeist der 1980er Jahre entspricht – einer Ära, die ich besonders mag.
Wie würdest Du Disney D-Light mit eigenen Worten beschreiben?
Jean-Paul: Es ist eine brandneue Sequenz, die für das 30-jährige Jubiläum von Disneyland Paris konzipiert wurde und Disney Illuminations vorausgehen. Das Schlüsselelement von Disney D-Light ist eigentlich das Dornröschenschloss – das Symbol des Resorts. Wir wollten es buchstäblich erhellen. Dies erreichen wir dank verschiedener Videoprojektionen. Diese ändern sich während der Pre-Show und bedecken das Schloss mit Lichtern, bis es mit einer Drohnen-Performance am Himmel endet. Wir verwenden auch ein paar Effekte wie Laser und Wasserstrahlen, die es noch spektakulärer machen. Darüber hinaus haben wir Neonstreifen in Gärten und Lichter unter Bäumen installiert.
Wie war der Prozess, um diese Sequenz zu erstellen?
Jean-Paul: Ich habe letztes Jahr im November mit Juan Fuentes, dem für dieses Projekt verantwortlichen Show Director, mit der Arbeit daran begonnen. Alles begann mit einer Liste von Wörtern. Darunter befanden sich Begriffe wie Farbe, Transparenz und Schillern. Darauf aufbauend habe ich gemeinsam mit ihm nach und nach eine Storyline entwickelt. Dafür habe ich bewusst einen roten Faden verwendet – im Gegensatz zu Disney Illuminations. Aber gleichzeitig besteht die Pre-Show aus verschiedenen Phasen. Die Idee war, die lichterfüllten Szenen während der gesamten Sequenz zu ändern, bis sie mit einer Drohnenanzeige endet.
Spielt die Musik in dieser Pre-Show eine Schlüsselrolle?
Jean-Paul: Sie ermöglichte das Thema jeder Szene zu bestimmen. Genau wie Fantasia habe ich den Soundtrack der Pre-Show verwendet, um Bilder zu entwerfen. Es ist eine erstaunliche Version des Titelsongs zum 30-jährigen Jubiläum „Un monde qui s’illumine“, der für ein Symphonieorchester arrangiert wurde. Der Song wurde von rund sechzig Musikern in den berühmten Abbey Road Studios in London aufgenommen.
Das zeigt, wie stark sie ist! Als ich den Anfang des Songs hörte – der sehr leise ist – dachte ich an eine sternenklare Nacht. Dann werden ein paar Klaviernoten hinzugefügt, also habe ich mich entschieden, Scheinwerfer einzubauen, die das Schloss beleuchten und es transparent aussehen lassen, als wäre es aus Glas. Und wenn die Musik stärker wird, werden auch die Lichter heller und die Sequenz dynamischer. Musik spielte wirklich eine Schlüsselrolle bei der Auswahl von Farben und Rhythmen für diese Pre-Show.
Was uns auffällt, wenn wir Disney D-Light sehen, ist die Stärke der Emotionen.
Jean-Paul: Um einen emotionalen Moment zu bieten, haben wir intensiv an den Übergängen zwischen den einzelnen Szenen gearbeitet. Dabei haben wir uns auf Musikwechsel gestützt. Das plötzliche Auftauchen mancher Szenen wird unseren Gästen hoffentlich Gänsehaut bescheren. Und natürlich wird der stärkste Moment die ultimative Szene sein, in der eine synchronisierte Gruppe beleuchteter Drohnen ganz hinten am Central Plaza abhebt, um am Himmel auftaucht. Es ist spektakulär und das allererste Erlebnis dieser Art in einem Disney Park!
Was waren Deine Inspirationsquellen für die Gestaltung der projizierten Bilder?
Jean-Paul: Für die erste Szene wollte ich das Schloss reproduzieren, das wir zu Beginn des Films Tron: Legacy sehen können. Ich habe mich auch von den immersiven Umgebungen inspirieren lassen, die vom Studio Moment Factory ausgehen. Ganz besonders aber von Feenstaubeffekten, die auf die Kathedrale von Reims projiziert werden, die wirklich magisch sind.
Schließlich habe ich mich von den Farben und bandförmigen Dekorationen inspirieren lassen, die im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des Walt Disney World Resort auf Cinderella Castle im Magic Kingdom in Florida installiert wurden. Die Szene zum 30-jährigen Jubiläum sollten an Bänder und an die Mobile der “Garden of Wonder Wonder” einnern. Ich wollte wirklich, dass diese Pre-Show den Stil der anderen Dekorationen zum 30-jährigen Jubiläum widerspiegelt. Das ist mein Lieblingsmoment.
Was sind Deine Werkzeuge der täglichen Arbeit?
Jean-Paul: Alles wurde am Computer umgesetzt. Ich arbeite mit Software wie Adobe After Effects, Cinema 4D oder Elements 3D.
Das Dornröschenschloss ist keine gewöhnliche Kulisse. Wie war Dein Prozess, um daran zu arbeiten?
Jean-Paul: Das Schloss ist eine unglaubliche Kulisse, aber es ist sehr kompliziert, daran zu arbeiten. Wenn wir Projektionen für die Fassade entwerfen, ist es besser, sich das Gesamtbild vorzustellen. Denn wenn wir anfangen zu viele kleine Details einzufügen, können wir uns sehr leicht verirren. Dies hindert uns nicht daran, hier und da Details und sogar Überraschungen hinzuzufügen! Mit Disney D-Light sehen wir das Schloss wie nie zuvor, mit vielen originelleren Texturen – einschließlich Transparenz, Lichtreflexionen und einem schillernden Aspekt.
Wie hast Du das Drohnen-Arrangement in die Pre-Show integriert?
Jean-Paul: Wenn Drohnen auftauchen, wird das Schloss nicht beleuchtet, damit die Gäste ihre Aufmerksamkeit auf sie richten können. Sie heben vom Boden ab, um sich am Himmel in Positions zu bringen und dann synchron zu Figuren zu bewegen. Das ist magisch! Sie erscheinen auch direkt nach Disney Illuminations als Teil einer Post-Show.
Was hast Du gespürt, als Du Disney D-Light zum ersten Mal gesehen hast?
Jean-Paul: Ich habe es Anfang Januar bei Tests zum ersten Mal gesehen. Sowas ist immer ein stressiger Moment, zumal unsere Manager beim ersten Test dabei waren. Am Ende lief alles gut und alle waren begeistert. Wir konnten die Emotionen von Beginn an der Pre-Show spüren. Ich habe dann ein paar Änderungen vorgenommen, einige zusätzliche Effekte hinzugefügt. Jetzt ist die endgültige Version bereit für die Öffentlichkeit! Ich kann es kaum erwarten, dass unsere Gäste es jetzt täglich entdecken! Dies wird sicherlich der Schlüsselmoment ihres Tages im Park sein!
Jean-Paul, herzlichen Dank für das Interview!