Guillaume Coignard – Musikproduzent von Alice & the Queen of Hearts: Back to Wonderland

Diese Woche laden wir Euch ein, mehr über die Arbeit von Guillaume Coignard zu erfahren, dem Musikproduzenten des neuen Musicals Alice & the Queen of Hearts: Back to Wonderland. Seit Mai 2024 könnt Ihr das neue Musik-Spektakel im Walt Disney Studios Park bewundern. Die ehemalige Stuntshow-Arena ist nun das “Theatre of the Stars” und bietet täglich mehrere Shows mit rockiger Musik, schrägen Charakteren und bunten Kostümen.

Musikproduktion für ein neues Märchen

Guillaume Coignard berichtet von der spannenden Reise, die er mit seinem Team unternommen hat, um die musikalische Identität der Show zu kreieren. Dabei mischten sie verschiedene Musikstile und entwickelten einzigartige Instrumente, um industrielle Klangeffekte zu erzeugen.

Hallo Guillaume, wie habt Ihr die musikalische Identität der Show kreiert?

Guillaume: Dies ist einer der aufregendsten und unterhaltsamsten Teile der Produktionsreise, da alles erdacht werden muss. Wir haben unsere Arbeit auf den Gesprächen mit unserem Showdirektor Matteo Borghi vor anderthalb Jahren aufgebaut. Er hat seine Bedürfnisse geäußert, und wir haben unsere Inspiration aus verschiedenen Musikstilen gezogen. Wir wollten etwas Außergewöhnliches schaffen, besonders da dieser Ort – mit seiner beeindruckenden Dekoration – eine sehr moderne Version der geliebten Geschichte von Alice im Wunderland bietet.

Wir konnten unsere Ideen durch die Zusammenarbeit mit unserem Komponisten/Arrangeur Chris Sernel, einem äußerst talentierten Künstler, in die Realität umsetzen. Wenn man mit solch talentierten Künstlern arbeitet, muss man immer offen bleiben und gute Ideen annehmen, wenn sie vorgeschlagen werden.

Wir freuen uns jetzt darauf Deine Arbeit zu entdecken! Kannst Du uns mehr über diese Songs erzählen?

Guillaume: Drei musikalische Welten kollidieren und vereinen sich. Zuerst startet der verrückte Hutmacher die Show mit einem eingängigen Popsong. Dann gesellen sich andere Charaktere hinzu, einschließlich Alice, deren Musikstil von modernem Pop inspiriert ist. Sie entführt die Zuschauer in ihre eigene kleine Welt und möchte ihre Aufregung und Freude teilen, dass sie nach all den Jahren wieder im Wunderland ist. Kurz darauf kommt die Herzkönigin und ihr Team, die mit rockigen und elektrischen Vibes aufwartet. Enttäuscht darüber, dass sie nicht der einzige Ehrengast ist, geht sie in einen musikalischen Bandwettstreit mit Alice und ihren Freunden. Erst am Ende der Show werdet ihr erfahren, wer der Gewinner ist.

Wie viele Songs werden aufgeführt?

Guillaume: Wir haben fünf Originalsongs geschrieben, zusammen mit einer neu orchestrierten Version für jeden von ihnen. Insgesamt werden also acht Songs aufgeführt. Es ist das erste Mal, dass wir so viele Originalsongs in eine Show aufgenommen haben, seit ich bei Disneyland Paris arbeite!

Was ist mit instrumentalen Songs?

Guillaume: Zwischen den einzelnen Songs entwickelt sich die Geschichte wie in einem Musical, mit instrumentalen Songs im Hintergrund. Die Untermalungen für die Show wurden von Tyler Koontz geschrieben, einem herausragenden Arrangeur, der bereits an anderen Projekten mit uns gearbeitet hat, inspiriert von den Melodien des originalen Zeichentrickfilms.

Das auffälligste Element all dieser Songs sind wahrscheinlich ihre industriellen Soundeffekte?

Guillaume: Um dies zu erreichen, haben wir einzigartige Instrumente aus Dosen entworfen, mit denen sich alle möglichen Geräusche erzeugen lassen. Diese Instrumente erzeugen natürlich Metalleffekte, aber wir haben sie auch mit Trommelfellen bedeckt, damit sie Percussion-Klänge ähnlich wie Tom-Toms und Bassdrums erzeugen können. Schließlich haben wir viele verschiedene schrullige Accessoires hinzugefügt, die eher an die Welt von Alice im Wunderland erinnern.

Wir haben alle möglichen industriellen Soundeffekte mit Heizöltanks aufgenommen, dank Siegfried Courteau, einem wunderbaren Percussion-Designer, der an diesem Projekt beteiligt war.

Um den Soundtrack für die Show aufzunehmen bist Du nach Nashville zurückgekehrt, wo Du bereits an anderen Projekten gearbeitet hast.

Guillaume: Wenn man am Flughafen von Nashville ankommt, sieht man ein Schild mit der Aufschrift „Music City“, zusammen mit ausgestellten Gitarren. Das ist definitiv der richtige Ort! Es gibt so viele Studios und qualifizierte Musiker und Techniker, die es gewohnt sind, innovative Sounds und Soundtracks aufzunehmen. Doch für dieses besondere Projekt wollten wir einen Pop-Rock-Soundtrack kreieren. Deshalb haben wir die Dienste der Ocean Way Studios in Anspruch genommen, die in einer alten, renovierten Kirche mit atemberaubender Akustik ansässig sind. Es dauerte eine ganze Woche, um alle unsere Songs aufzunehmen. Danach haben wir sie in der darauffolgenden Woche gemischt.

Wie steht es mit dem Orchester?

Guillaume: Bei der Komposition der Untermalungen für Alice & the Queen of Hearts: Back to Wonderland mussten wir sicherstellen, dass die orchestralen Klänge zur Erzählung passen. Die Partitur besteht aus einer Streichergruppe, gefolgt von zwei Blechbläsergruppen! Der Soundtrack wechselt je nach Szene zwischen Pop- und Orchesterarrangements. Alle unsere Arrangements ermöglichten es uns, ein sich entwickelndes musikalisches Thema zu schaffen, das perfekt in das musikalische Gefüge unserer Show passt.

Der Soundtrack enthält auch Anspielungen auf die Themen des Films von 1951.

Guillaume: Das war eine unserer Anliegen: Wie konnten wir etwas Neues schaffen und gleichzeitig den originalen Themen und Charakteren treu bleiben? Diese Themen wurden sowohl subtil als auch auffällig in den Soundtrack eingebaut!

Wie bei “König der Löwen: Rhythms of the Pride Lands” oder “TOGETHER: a Pixar Musical Adventure” werden Musiker live auf der Bühne spielen.

Guillaume: Danke, dass Du das ansprichst, denn dieser Aspekt ist uns wirklich wichtig! Live-Musiker auf der Bühne sind seit mehreren Jahren ein integraler Bestandteil unserer Shows. Ich bin 2015 ins Unternehmen eingetreten, und damals begannen Live-Sänger wieder in unsere Shows zurückzukehren. Diese Art von Performance war so erfolgreich – sowohl bei unseren Gästen als auch bei unseren Darstellern – dass unsere Manager sie weiter umsetzen und auf ein ganz neues Niveau bringen wollten.

Was mich betrifft, so liegt mir dieses Konzept sehr am Herzen. Deshalb haben wir uns entschieden, einen vorab aufgenommenen Soundtrack abzuspielen, während wir unseren Künstlern und Sängern die Möglichkeit geben, einige Teile direkt auf der Bühne zu performen. Für Alice & the Queen of Hearts: Back to Wonderland haben wir vier Musiker auf der Bühne, darunter einen Gitarristen und einen Keytar-Spieler – eine Tastatur, die wie eine Gitarre gehalten wird und dem Musiker Bewegungsfreiheit bietet – und zwei Percussionisten. Live-Musiker fügen der Show, der Musik und der Erzählung einen Hauch von Magie hinzu. Sie werden zu echten Charakteren, die eine integrale Rolle in der Geschichte spielen.

Wie haben Sie die Songs für diese gigantische Outdoor-Bühne abgemischt?

Guillaume: Musik spielt eine wesentliche Rolle in diesem Erlebnis. Jede Audiomischung ist eine echte Herausforderung, aber diese war noch größer aufgrund der ungewöhnlichen Natur der Bühne. Wir mussten zuerst sorgfältig über die Anzahl der benötigten Lautsprecher und deren Platzierung nachdenken. Wir mussten auch den Abstand zwischen den Lautsprechern und dem Publikum sowie den Darstellern berechnen. Sobald alles herausgefunden war, mussten wir Entscheidungen treffen, um eine fesselnde Klangumgebung zu schaffen, die verschiedenen Musikeffekte den Vordergrund, Hintergrund, zentrale, obere und untere Lautsprecher zuzuweisen.

Wir mussten nicht nur sicherstellen, dass die Musik im gesamten Theater zu hören ist, sondern auch jedes Instrument als relevanten und lebendigen Charakter betrachten. Wenn man Songs für ein Album mischt, weiß man, dass diese zu Hause gehört wird, ohne Bilder zu sehen. Wenn man Songs für eine Show mischt, weiß man, dass das Klangerlebnis die Darbietungen auf der Bühne ergänzen muss!

Vielen Dank Guillaume, für den interessanten Blick in Deine aufregende Arbeit!

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