Grünes Licht für Universal Studios Great Britain in Bedford – Konkurrenz für Disneyland Paris?
09.04.25, 15:06 |

Universal Destinations & Experiences hat offiziell angekündigt, seinen ersten Universal-Themenpark in Europa zu bauen – und zwar in Bedfordshire, nördlich von London. Wobei die Ankündigung selbst schon einen kleinen Fehler enthält, denn ursprünglich gehörte Port Aventura in Spanien zu Universal und zeitgleich mit den ersten Gerüchten um das Projekt in Bedford wurden, gab es auch Diskussionen um den Rückkauf von PortAventura World durch Universal und einen großen Ausbau am dortigen Standort.
Die Nachricht schlägt hohe Wellen – vor allem in der Welt der Freizeitpark-Enthusiasten und unter Disney-Fans. Denn erstmals seit Jahrzehnten tritt ein echter Konkurrent im europäischen Markt auf den Plan. Doch was genau ist geplant? Und könnte dieses Projekt tatsächlich zur ernsthaften Konkurrenz für Disneyland Paris werden? Das alles betrachten wir in diesem Artikel genauer.

Universal UK – Das neue Universal-Resort in Europa
Seit Anfang 2023 kursierten erste Gerüchte rund um ein mögliches Universal-Projekt im Vereinigten Königreich. Beobachter entdeckten Aktivitäten rund um ein großes Gelände in Bedford, rund 80 Kilometer nördlich von London. Spätestens mit dem Ankauf des Areals durch Universal Destinations & Experiences wurde klar: Hier wird nicht nur spekuliert, hier wird geplant.
Das neue Universal Resort in Bedford soll im Jahr 2031 eröffnen, der Baubeginn ist vorbehaltlich der Genehmigungen für 2026 geplant. Dabei wird das Projekt als großes Entertainment-Resort konzipiert, inklusive mehrerer Themenbereiche, eines mittelgroßen Hotels (rund 500 Zimmer) sowie eines Shopping- und Entertainment-Komplexes.
Die Pläne sehen eine Gesamtfläche von etwa 193 Hektar vor – ein Gelände auf einem ehemaligen Ziegelei- und Zementswerksgelände südlich der Stadt Bedford, das Comcast (der Mutterkonzern von Universal) bereits 2023 erworben hatte.
Wirtschaftliche Bedeutung und Erwartungen
Dieses Vorhaben markiert einen Meilenstein für Universal. Bisher betrieb das Unternehmen zwar Themenparks in den USA und Asien, jedoch noch zurzeit keinen mehr in Europa. Entsprechend hoch sind die Erwartungen: Laut britischer Regierung handelt es sich um ein „Multi-Milliarden-Pfund“-Investment, das als „großes Vertrauensvotum“ für die britische Wirtschaft gesehen wird.
Prognosen sprechen von bis zu 50 Milliarden Pfund wirtschaftlichem Nutzen bis zum Jahr 2055 und rund 28.000 neuen Arbeitsplätzen (davon rund 20.000 temporär während der Bauphase und ca. 8.000 dauerhaft im späteren Betrieb).
Schon im ersten Betriebsjahr werden etwa 8,5 Millionen Besucher erwartet. Viele davon sollen Touristen vom europäischen Kontinent sein, die ihren Besuch mit anderen Sehenswürdigkeiten der Region kombinieren, um so dem Tourismus in der Region insgesamt einen Aufschwung zu geben.
Mit einer solchen Besucherzahl würde Universal Studios UK sich direkt auf Platz 2 der meistbesuchten Freizeitparks Europas katapultieren und möglicherweise Disneyland Paris Konkurrenz machen.
Standortanalyse: Warum Bedford?
Für die Entscheidung des Baus bei Bedford nennen Universal und die britische Regierung Lagevorteile: Die Region Bedfordshire punkte mit guter Anbindung. Schnelle Zugverbindungen sollen künftig Besucher in gut einer halben Stunde nach London bringen. Zudem liegen mehr als 80 % der Bevölkerung Englands und etwa die Hälfte der Bevölkerung des Vereinigten Königreichs innerhalb von 2 Stunden Reisezeit – ein großer Einzugsbereich. Durch den Ausbau der Bahn (Stichwort East West Rail, die direkt durch Bedford geplant ist) und Straßen in der Region soll die Erreichbarkeit weiter verbessert werden.
Natürlich sind solche großen Infrastrukturprojekte, wie fast überall in Westeuropa, auch in Großbritannien, immer wieder Verzögerungen unterworfen. Zudem steht gerade bei der Anbindung über Straßen ein großes Fragezeichen, denn die Verbindungen von London nach Norden gelten seit Jahren als massiv überlastet und Ausbaupläne verzögern sich immer wieder.

Diese Zahlen sind dennoch sicherlich vielversprechend für einen grundsätzlichen Erfolg des Resorts, aber sind sie auch vielversprechend hinsichtlich unserer Kernfrage, der Schaffung einer Konkurrenz für Disneyland Paris?
Zumindest Comcast und britische Regierung sind da optimistisch: Auch nach Kontinentaleuropa verspricht man sich „hervorragende Anbindung“, etwa via London Luton Airport (nur ungefähr 30 Min entfernt) oder den Eurostar ab London. Insgesamt soll das Resort laut Regierungsangaben zur größten Besucherattraktion im Vereinigten Königreich werden.
Nächste Schritte und Zeitplan für Universal UK
Nach über einjähriger Prüfung und Bürgerbeteiligung (über 6.000 Rückmeldungen aus der Bevölkerung, davon 92 % Zustimmung laut Universal) ist man nun in der Phase der Behördengenehmigungen. Ein Bauantrag soll in den kommenden Monaten bei der britischen Regierung eingereicht werden.
Die Regierung – aktuell unter Premierminister Keir Starmer – hat bereits volle Unterstützung signalisiert, sodass den Plänen aus dieser Richtung keine Verzögerung drohen dürfte. Premierminister Starmer äußerte sich so:
„Heute haben wir den Deal für ein Multi-Milliarden-Pfund-Investment besiegelt, das Bedford zur Heimat eines der größten Freizeitparks in Europa machen wird.“
Laut Angaben von Universal und offiziellen Verlautbarungen der britischen Regierung ist der Baubeginn für 2026 angesetzt. Erste vorbereitende Arbeiten laufen bereits. Die Eröffnung ist für das Jahr 2031 geplant. Bis dahin soll auf dem Gelände eines ehemaligen Zementwerks ein hochmodernes Resort entstehen, das sich an den Vorbildern in Orlando und Hollywood orientiert. Neben dem Themenpark selbst sind auch ein Hotel mit 500 Zimmern sowie ein großer Entertainment-Komplex vorgesehen.
Was erwartet uns im Universal Resort UK?

Die Bereiche des Resorts
Das Resort soll sich in die drei Kernbereiche Themenpark, Unterhaltungsareal und Hotel gliedern.
Universal Studios Park
Zu den Bereichen des Parks, auch wenn Universal derzeit noch keine konkreten Attraktionen beim Namen nennt, lässt sich aus offiziellen Konzeptgrafiken und Hinweisen doch einiges ablesen.
Jurassic Park scheint sehr wahrscheinlich
Ein Bereich, der im Konzeptbild auffällt, ist eine üppig begrünte Zone mit gewundenen Pfaden und massiven Gebäudestrukturen – gut möglich, dass hier das Universum von Jurassic World zum Leben erweckt wird. Dinosaurier-Attraktionen gehören mittlerweile zum Kern fast jedes Universal-Parks, und ein Jurassic-Bereich mit einem Mix aus Thrill-Rides (vergleichbar z.B. mit VelociCoaster in Orlando) und immersiven Dino-Erlebnissen liegt nahe. Offizielle Stellen erwähnten Jurassic World jedenfalls prominent unter den Filmmarken von Universal, die dem Publikum sofort ein Begriff ist. Auch für einen großen Dark Ride zum Thema gäbe es bei Universal ein modernes Vorbild in Peking zu finden.
Weitere Themenwelten und bekannte Marken
Neben Dino-Abenteuern dürfte Universal auch seine familienfreundlichen Animation-IPs einsetzen: So ist ein buntes, verspieltes Areal auf dem Artwork zu erkennen, das an die „Minions“ erinnert. Ein Minions-Themenbereich (eventuell mit interaktiven 3D-Rides oder einem Karussell für Kinder) wäre kaum überraschend, zumal die gelben Chaoten seit Jahren zu Universals beliebtesten Figuren gehören und bereits in Hollywood und Orlando eigene Länder haben.
Im Concept Art erkennbar ist z.B. eine groß dimensionierte Achterbahn mit mehreren Inversionen (möglicherweise ein Launch Coaster). Dieser Coaster könnte thematisch auch zu einer der großen Universal-Marken gehören. Fans spekulieren etwa auf eine Fantasy Zone mit Bezug zum Musical-Film „Wicked“, denn Universal hat in Interviews angedeutet, Attraktionen zur Welt von Wicked (der Hexen von Oz) zu erwägen. Ein passender Name für einen im Bild gezeigten Höhenflug wäre schnell gefunden – etwa ein „Defying Gravity“-Coaster in Anlehnung an den bekannten Song aus Wicked. Aber hier sind wir sehr weit im Bereich der Spekulation.
Auch andere Themen stehen zur Diskussion. Sei es Kung Fu Panda, oder eine Stuntshow ähnlich der Waterwold-Show in Hollywood oder auch etwas ganz anderes.
Harry Potter und Super Nintendo World erscheinen hingegen zum jetzigen Zeitpunkt weniger wahrscheinlich zu sein. Gerade bei Harry Potter könnte eine komplexe Lizenzsituation der Idee im Wege stehen und hinsichtlich der Super Nintendo World gibt es wahrscheinlich Pläne, diese in PortAventura World zu bauen, auch wenn Universal die Pläne, diese zu übernehmen (vorerst) auf Eis gelegt hat.
Generell soll der Park mehrere thematisierte Länder bieten, also klar voneinander abgegrenzte Themenwelten mit individuellen Attraktionen, Shows, Gastronomie und Merchandising. Das Storytelling und die technische Innovation sollen dabei – so verspricht Universal – auf höchstem Niveau sein und die kreative britische Kunst- und Kulturbranche einbinden.
Das Unterhaltungsareal
Direkt an den Park angeschlossen ist ein Entertainment District nach dem Vorbild des “CityWalk” aus den USA oder auch vergleichbar mit dem Disney Village in Disneyland Paris. Restaurants, Shops, kleinere Bühnenformate und vielleicht auch ein Kino sollen hier ihren Platz finden. Das Ziel: Auch nach Parkschluss Besucher auf dem Gelände halten und ein abendliches Erlebnis bieten.
Das Universal Hotel in Bedford
Ein Resort-Hotel mit rund 500 Zimmern ist ebenfalls Teil des Projekts. Ob es sich dabei um ein thematisiertes Hotel handelt oder eher eine gehobene Standardunterkunft, ist bislang nicht offiziell bestätigt. Angesichts der Standards in Orlando ist jedoch von einem ansprechenden Design und hohem Komfort auszugehen.
Ein einzelnes Hotel mit nur ca. 500 Zimmern erscheint allerdings wenig ambitioniert zu sein und ist kein Vergleich zum ursprünglichen Euro Disney Projekt von Disney, das mit sieben Hotels startete oder zu Universal Orlando. Insbesondere, was die Attraktivität für Besucher aus Kontinentaleuropa und damit die Frage der Konkurrenz für Disneyland Paris angeht, dürfte das ein Hemmnis darstellen, auch wenn sicherlich Hotels anderer Betreiber in der Region aus dem Boden schießen werden.
Pläne für den weiteren Ausbau von Universal UK/Great Britain
Langfristig dürfte bei Erfolg des Parks die Kapazität an Unterkünften ausgebaut werden – Platz ist auf dem Gelände ausreichend vorhanden.
Apropos Platz: Auf dem Concept Art fällt auf, dass um den See herum noch Freiflächen eingezeichnet sind. Zudem wird nicht das gesamte Gelände des Resorts insgesamt bereits verplant. Universal plant bereits zukünftige Erweiterungsflächen für zusätzliche Attraktionen oder sogar einen möglichen zweiten Park. Zum Start wird allerdings erst einmal ein Park gebaut, der aber laut Regierung schon „einer der größten und fortschrittlichsten Europas“ sein soll.
Allerdings darf die Größe des zur Verfügung stehenden Areals auch nicht überschätzt werden. Sie liegt nur bei ca. 10 % der Fläche, die Disneyland Paris zur Verfügung steht (allerdings unter Einschluss dessen urbaner Entwicklungsbereiche) und bei weniger als der Hälfte des Areals, das Universal inzwischen in Orlando bebaut hat. Ein Blick auf die Karte des von Universal für das Resort vorgesehenen Areals zeigt zudem, das spätere Erweiterungsflächen, die man zukaufen könnte, nicht gerade im Überfluss vorhanden sind.
Wird Universal UK die erhoffte große Konkurrenz für Disneyland Paris?
Die naheliegende Frage für Freizeitpark-Fans in Europa: Entsteht hier ein echter Konkurrent für Disneyland Paris? Immerhin ist Disneyland Paris seit 1992 die unangefochtene Nummer 1 unter den europäischen Freizeitresorts, mit zuletzt 16 Millionen Besuchern pro Jahr (auf zwei Parks verteilt). Viele Fans von Disneyland Paris erhoffen sich auch eine starke Konkurrenz, wird doch Disneyland Paris von Disney nach wie vor als ungeliebtes Stiefkind betrachtet. Die Konkurrenz könnte für die Notwendigkeit eines verstärkten Ausbaus oder sogar die Beschleunigung der Pläne für einen dritten Park sorgen.
Universal peilt für Bedford in einem einzigen Park bereits über 8 Millionen Besucher an – das ist ambitioniert. Kann das gelingen, und welche Herausforderungen gilt es zu meistern, gerade im Vergleich zu den Disney Parks bei Paris?
Was Universal aus der Vergangenheit lernen kann
Mehr als nur Kinderkrankheiten: Die langjährigen Probleme von Disneyland Paris
Zunächst lohnt sich ein Blick zurück. Als Disneyland Paris (damals Euro Disney) eröffnete, lief nichts nach Plan und das Resort blieb in allen Bereichen weit hinter den Erwartungen zurück. Disney machte einige Anfangsfehler in Europa, aus denen Universal hoffentlich gelernt hat. Zum Beispiel hatte man die europäischen Besucher überschätzt: Man baute zu viele Hotels und kalkulierte mit längeren Aufenthalten, während viele anfangs nur Tagesbesuche unternahmen – Resultat waren leere Hotelbetten und finanzielle Verluste. Außerdem setzte Disney zunächst ein sehr amerikanisches Konzept um, ohne es an lokale Gewohnheiten anzupassen. Kein Wein im Parkrestaurant? Für Franzosen unverständlich – die Regel wurde bald gelockert. Hohe Preise für Tickets und Essen stießen ebenfalls auf Kritik in der Anfangszeit (bis heute ist DLP ja kein Schnäppchen, aber man hat etwa mit Jahrespass-Angeboten gelernt, die lokale Kundschaft anzusprechen, die heute einen großen Teil der Besucher ausmachen, was allerdings auch Folgeprobleme mit sich bringt).
Universal könnten hier ähnliche Fallen drohen: Britische Ticketpreise gehören jetzt schon zu den höchsten in Europa. Ein Universal-Erlebnis wird sicher premium bepreist sein – aber man darf die Preissensibilität der Europäer nicht ignorieren. Disneyland Paris musste über Jahre mit Rabattaktionen und lokalen Specials gegensteuern, um Besucherzahlen zu halten – auf Kosten des Umsatzes, denn die erwarteten Ausgaben pro Gast blieben von Anfang an um bis zu 70% hinter den Erwartungen zurück und liegen noch heute unter dem, was eigentlich schon für 1992 geplant war und unter dem, was für die anderen großen Disney Resorts gilt.
Auch bei den hohen Erwartungen an Besucher aus dem Rest Europas könnte Universal den Fehler von Disney wiederholen. In diesem Bereich lag Disneyland Paris weit hinter seinen Erwartungen zurück und konnte die hohen Anteile internationaler Gäste, die von Anfang an erwartet wurden, nie erreichen – bis heute nicht.
Ein Zeichen dafür, dass Universal aus Disneys Fehlern gelernt haben könnte, ist aber zugleich der zu erwartenden Anzahl an Besuchern aus Kontinentaleuropa wenig zuträglich: der Bau nur eines, zudem noch relativ kleinen, Hotels.
Ein weiterer Punkt: Kulturelle Feinheiten. Disney erlebte zum Start von Euro Disney auch Proteste französischer Intellektueller, die eine „kulturelle Invasion“ Amerikas befürchteten. Heute sind solche Debatten abgeklungen – schließlich sind die meisten Europäer längst an US-Marken gewöhnt. In Großbritannien dürfte derartige Kritik noch geringer sein; die Briten sind sehr vertraut mit Themenparks und US-Entertainment. Doch Universal sollte trotzdem authentischen Bezug zum Standort suchen. Interessant ist hier, dass Universal in der Ankündigung explizit die britische Kreativszene lobt und als Partner nennen möchte.
Vielleicht werden ja britische Filmstoffe oder lokale Eigenheiten einfließen, um dem Park eine eigene Identität zu geben.
Was gegen eine echte Konkurrenz für Disneyland Paris spricht
Brexit, Visumspflicht und Währungsproblematik
Ein entscheidender Unterschied zu Disneyland Paris ist politisch-geografischer Natur. Disneyland Paris profitierte stets davon, mitten in der EU zu liegen – für Besucher aus ganz Europa ohne Aufwand erreichbar. Das Universal Resort in Bedford hingegen kommt in Zeiten nach dem Brexit. Besucher vom Kontinent brauchen für UK-Reisen inzwischen mindestens einen Reisepass, seit diesem Jahr zusätzlich ein Electronic Travel Authorisation (ETA) (eine Online-Einreisegenehmigung für £16).
Diese „Visa“-Hürde mag klein sein, aber sie ist vorhanden – und psychologisch nicht zu unterschätzen. Beispielsweise wurden 2019 noch rund 3,6 Mio. Besucher aus Frankreich in Großbritannien verzeichnet; 2022-2024 (nach dem Brexit) waren es deutlich weniger (exakte Zahlen schwanken pandemiebedingt, aber der Trend ist real).
Für Kurztripps aus Europa könnte der Aufwand abschrecken, wo doch Paris und Spanien so viel einfacher zugänglich sind. Hinzu kommt der Währungswechsel: In Disneyland Paris kann ein EU-Bürger mit Euro bezahlen; in UK muss man Pfund umtauschen – und das Pfund ist für viele Kontinentaleuropäer teurer geworden. Auch das ist in Zeiten meist bargeldloser Zahlung kein riesiges Problem mehr, aber oft immer noch ein psychologisches, wozu auch die Sorge vor Schwankungen des Wechselkurses gelten.
All das sind Hemmnisse, die Disneyland zwar teilweise 1992 hatte, aber heute nicht hat.
Umso mehr wird Universal wohl zunächst auf die britische und heimische Kundschaft setzen – ein Markt von rund 67 Mio. Einwohnern, der allerdings auch schon zahlreiche Freizeitparks besitzt. Ob und wie viele Besucher vom europäischen Festland nach Bedford pilgern, bleibt abzuwarten. Immerhin: London zieht weiterhin viele Touristen aus aller Welt an, und Universal hofft sicher, ein Teil dieser Touristen möge einen Abstecher ins Resort machen, ähnlich wie manche Paris-Besucher einen Tag für Disneyland einplanen.
Das Setzen auf lokale Gäste macht das geplante Resort aber nicht zur großen Konkurrenz für Disneyland Paris. Sicher könnten viele Briten einen Besuch bei Universal einem Urlaub in Disneyland Paris vorziehen. Allerdings sinkt der Anteil der Besucher aus Großbritannien in Disneyland Paris ohnehin seit einigen Jahren und schon heute besuchen mehr Briten Walt Disney World in Florida als Disneyland Paris und machen dabei auch einen Abstecher zu Universal in Orlando. Somit könnte letztlich Universal in Großbritannien sogar mehr Konkurrenz für Universal in Florida bedeuten als für Disneyland Paris.
Das Klima: Vergleich zwischen Bedford und Paris
Ein oft diskutierter Punkt ist das Wetter. Paris gilt nicht gerade als tropisch, doch das Klima in Bedford ist noch einmal etwas kühler und feuchter.
Ein Vergleich zeigt: Die Durchschnittstemperatur in Bedford liegt bei nur etwa 10,4 °C im Jahresmittel, in Paris dagegen bei 11,7 °C. Im Sommer erreicht Paris im Schnitt ca. 25 °C Tageshöchstwerte, Bedford nur etwa 22 °C. Im Winter liegen beide um die 5 °C Mitteltemperatur, wobei Großbritannien tendenziell mehr windiges, regnerisches Wetter hat. Bedford kommt zwar auf ca. 680 mm Niederschlag pro Jahr, in Paris sind es sogar ca. 720 mm, aber in Paris ist es etwas besser verteilt, da es mehr Tage mit stärkerem Regen gibt, aber weniger, an denen es dauerhaft leicht regnet. Sonnenschein gibt es in Bedford 1.570 Stunden jährlich, in Paris etwa 1.660 Stunden – kein riesiger Unterschied, aber doch spürbar.
Diese Daten deuten an: Wettertechnisch hat Disneyland Paris leicht die Nase vorn. Dort kämpfte man dennoch mit Besucherflauten in den kalten, grauen Wintern und bis heute ist das Wetter einer der Hauptkritikpunkte für Disneys Entscheidung 1987, in der Nähe von Paris bauen zu wollen.
Das könnte in Bedford ähnlich oder stärker ausgeprägt sein. Eine ganzjährige Öffnung (wie sie Disneyland Paris trotz Minusgraden praktiziert) wird Universal dennoch anstreben – schließlich will man die investierten Milliarden amortisieren. Vielleicht setzt Universal auf überdachte Bereiche oder wetterfeste Attraktionen (das Concept Art des Gesamtparks deutet das an). In Europa haben z.B. die Universal Studios in PortAventura (damals unter Universal-Betrieb Anfang der 2000er) gelernt, dass Wasserattraktionen im Herbst leer bleiben – entsprechend wichtig ist ein ausgewogenes Attraktionsportfolio für alle Jahreszeiten. Gelingt das, kann auch in England im Winter Betrieb laufen, zumal das Weihnachtsgeschäft und Halloween-Events heute wichtige Umsatzbringer sind. Sicherlich wären hier die beliebten Halloween Horror Nights von Universal ein starker Anziehungspunkt.
Einzugsgebiet, Erreichbarkeit und Marktpotenzial
Disneyland Paris profitiert enorm von seiner Lage nahe einer Weltmetropole. Paris zieht über 30 Mio. Touristen jährlich an; viele davon hängen einen Disneyland-Tag an ihre Städtereise an. Bedford liegt zwar im erweiterten Londoner Einzugsbereich, aber London-Besucher müssen aktiver entscheiden, die Stadt zu verlassen, um ins weitere Umland zu fahren – Disneyland Paris liegt 32 km vom Stadtzentrum von Paris entfernt, Universal UK liegt mit 80 km mehr als doppelt so weit vom Stadtzentrum Londons entfernt. Die britische Hauptstadt selbst bietet bereits unzählige Sehenswürdigkeiten und einige davon sind für Fans thematisierter Welten schon interessanter, als das in Paris der Fall ist. Das kann Vorteil (affines Publikum in London) und Nachteil (Befriedigung der Interessen bereits in London) zugleich sein.
Universal wird da kräftig werben müssen, um die internationale Kundschaft aus London herauszulocken.
Bedford selbst hingegen hat keinerlei touristische Strahlkraft. Die Anziehungskraft des Parks muss hier allein durch das Angebot erfolgen – ein klarer Nachteil gegenüber dem Pariser Standort.
Für britische Besucher dagegen dürfte das Bedford-Resort attraktiv sein: endlich ein Weltklasse-Themenpark vor der Haustür. Bisher flogen viele Briten für Disney-Zauber nach Paris oder Orlando; künftig könnten sie ähnliches Entertainment im eigenen Land finden. Alton Towers, Thorpe Park & Co., die bisher führenden UK-Freizeitparks, werden qualitativ kaum mithalten können. Auch wenn sie teils hochkarätige Attraktionen bieten, erreichen sie bei immersiv thematisierten Welten nicht das Niveau von Disney oder Universal.
Universal peilt jährlich ca. viermal so viele Besucher wie diese größeren Parks in Großbritannien an. Allein aufgrund der Größe und Markenkraft wird Universal hier neue Maßstäbe setzen. Im Umkreis von 1 bis 2 Autostunden um Bedford wohnen bereits viele Millionen potenzielle Tagesgäste (u.a. Großraum London mit >10 Mio., zudem liegen die Midlands-Städte etc. im Bereich, der einen Tagesausflug interessant erscheinen lässt). Laut Universal leben über 30 Mio. Menschen innerhalb 2 Stunden Entfernung.
Diese lokale Basis dürfte entscheidend sein. Disneyland Paris zieht zwar auch viele Franzosen an (rund 50 % der Gäste sind Franzosen), muss aber ebenso auf Gäste aus dem Ausland setzen (besonders Spanier, Belgier, Briten, Niederländer, Italiener und zu kleinerem Anteil Deutsche). Universal UK hat den Vorteil, einen homogenen Heimatmarkt zu haben, der groß genug ist. Gleichzeitig gibt es den Nachteil, dass internationale Gäste zögerlicher sein könnten (siehe Brexit-Faktor und weitere oben genannte Gründe).
Zudem ist der Einzugsbereich von Bedford für Mehrtagesbesucher deutlich geringer als der von Disneyland Paris. Unter Einbeziehung der drei wichtigsten Verkehrsmittel (Auto, Bahn, Flugzeug) und realistischer Annahmen zu Reisezeiten (inkl. Check-in, Transfers zu und von Flughäfen etc.) liegt eine konservative Schätzung für die Bevölkerungszahl im Einzugsbereich von Bedford mit einer Anreise von bis zu 5 Stunden bei etwa 70 bis 80 Millionen Menschen, Disneyland Paris hingegen können in einer vergleichbaren Reisezeit ca. 140-150 Millionen Menschen erreichen.
Weitere Vergleichsaspekte
- Markentreue: Disney hat in Europa eine emotionale Bindung über Generationen aufgebaut. Universal punktet eher bei Filmfans und Thrillseekern.
- Zielgruppenansprache: Disneyland Paris richtet sich stark an Familien mit kleineren Kindern. Universal könnte eine älter orientierte Zielgruppe ansprechen – Teens, Erwachsene, Filmenthusiasten.
- Saisonale Events: Disney bietet ganzjährig saisonale Highlights. Universal ist bekannt für starke Halloween-Events – ob das Konzept auch in Großbritannien greift, bleibt offen.
Wird das Projekt zur echten Konkurrenz für Disneyland Paris?
Universal UK wird vieles richtig machen. Die geplanten Attraktionen, die relative Nähe zu London und die Marke selbst sprechen für das Projekt. Universal bringt zudem die Erfahrung aus seinen erfolgreichen Standorten wie Orlando, Hollywood oder Peking mit – ein Netzwerk, das für hohe Qualität und durchdachte Abläufe steht. Die strategische Entscheidung, ein komplett neues Resort zu planen, statt auf bestehende Strukturen zurückzugreifen, bietet außerdem maximale kreative Freiheit.
Dennoch bleibt Disneyland Paris im Vorteil, wenn es um Zugänglichkeit, emotionale Markenbindung und touristische Einbettung geht. Der Standort nahe Paris profitiert von der jahrzehntelangen Entwicklung, einer lückenlosen touristischen Infrastruktur und dem Image einer der meistbesuchten Städte der Welt. Disneyland Paris hat sich über Generationen hinweg einen Platz im Herzen vieler europäischer Familien gesichert – das kann man nicht in wenigen Jahren aufholen.
Eine ernsthafte Konkurrenz entsteht wohl nur dann, wenn Universal es schafft, auch internationale Gäste langfristig zu binden – trotz Brexit, trotz Standortnachteilen. Dafür müssten nicht nur ikonische Attraktionen entstehen, sondern auch eine emotionale Bindung aufgebaut werden. Ein Resort allein macht noch keine Urlaubsdestination.
Möglich ist es. Sicher ist es nicht.
Muss Disney bei Disneyland Paris auf die neue Konkurrenz reagieren?
Momentan zeigt man sich bei Disney gelassen – offiziell begrüßt man den Wettbewerb, denn er vergrößere den Gesamtmarkt an Interessenten für Themenparks. Die Aussagen ähneln denen von Disney zum Bau von Epic Universe im Univeral Orlando Resort. Doch intern wird man Universal UK sicher aufmerksam beobachten. Disneyland Paris steckt mitten in eigenen Erweiterungsprojekten: Im Walt Disney Studios Park entsteht der Arendelle-Themenbereich “Arendelle World of Frozen“, einschließlich neuem Headliner, geplant für 2026.
Der Bau des neuen König-der-Löwen-Bereiches im zukünftigen Disney Adventure World Park wird 2026 beginnen und hat sicher Potenzial, viele neue Gäste anzuziehen, weil die IP eine extrem große Strahlkraft hat.
Ein komplett dritter Park in Paris ist ebenfalls in den Verträgen vorgesehen, allerdings ist ein Baubeginn nicht vor 2036–2040 realistisch, abhängig von den Besucherzahlen. Aktuell gibt es keinen Grund anzunehmen, dass das Universal Great Britain Projekt wirklich das Potenzial hat, an diesem Zeitplan etwas zu ändern.
Bis Universal in England öffnet, wird Disneyland Paris also weiterhin nur seine zwei Parks haben (oder eher 1 1/2 bis 1 3/4), von denen einer trotz Erweiterung kleiner bleibt als ein voller Universal-Park. Dennoch wird Universal Studios Great Britain bei der Eröffnung nicht annähernd mit dem Angebot von Disneyland Paris gleichziehen. Wie sich das in der 2030er Jahren entwickelt, bleibt mit Blick auf eine schnelle Erweiterung abzuwarten – vielleicht kann Universal vom Angebot her mit Disneyland Paris gleichziehen oder es sogar übertreffen – jedenfalls wenn Universal sein Versprechen von einem der größten Parks Europas hält.
Wirklich wahrscheinlich erscheint das allerdings erst in der zweiten Hälfte der 2030er Jahre oder in den frühen 2040er Jahren. Bis dahin plant Disneyland Paris aber ohnehin auch ohne die neue Konkurrenz einen weiteren Ausbau, und dann sollte den vertraglichen Verpflichtungen nach auch der Bau des dritten Parks in den Startlöchern stehen. Es scheint also leider nicht so, als wäre Disney gezwungen, seinen Zeitplan wirklich zu beschleunigen.
Zudem hat Disney einen mächtigen Trumpf: die eigenen Marken. Mickey Mouse, Star Wars, Marvel, Frozen – diese Figuren und Welten ziehen Fans magisch an, gerade Familien mit kleinen Kindern. Universal hat starke Franchises für Jugendliche und Erwachsene, aber im Vorschulbereich z.B. längst nicht Disneys Strahlkraft. Es wird also spannend zu sehen, ob Universal dem Mouse-House in Europa ernsthaft eine signifikante Anzahl an Gästen abjagen kann.
Aus Sicht vieler Fans (mich eingeschlossen) wäre starke Konkurrenz äußerst wünschenswert – sie belebt das Geschäft und zwingt Disneyland Paris, sein Angebot und seinen Service deutlich zu verbessern.
Aber ob Universal UK tatsächlich zur Disneyland-Paris-Alternative für internationale Touristen wird, bleibt ungewiss und noch ungewisser – und in meinen Augen sehr unwahrscheinlich – ist, dass Disney für Disneyland Paris wirklich zeitnah reagieren muss. Möglich, dass am Ende beide Resorts profitieren, weil Europa insgesamt als Freizeitpark-Destination an Profil gewinnt.
Wäre PortAventura die bessere Wahl gewesen?
Schon bevor Universal offiziell in Bedford einstieg, kursierten Gerüchte über einen möglichen Universal-Park in Europa. Oft fiel dabei der Name PortAventura World – das große Freizeitpark-Resort in Spanien (nahe Barcelona), das einst sogar von Universal betrieben wurde. Tatsächlich gehörte PortAventura von 1998 bis 2004 zu Universals Portfolio (zuletzt unter dem Namen Universal Mediterranea). Universal baute dort Hotels und einen Wasserpark, zog sich aber wegen eines Konzernumbaus finanziell zurück.
Seither wird PortAventura von Investoren geführt. 2022/23 stand der Park erneut zum Verkauf, und Berichten zufolge war Universal interessiert, das Resort zurückzukaufen
Kein Wunder: PortAventura World ist bereits ein etabliertes Resort mit ca. 5 Mio. Besuchern pro Jahr (inkl. Ferrari Land und Wasserpark) und liegt in einer touristischen Hotspot-Region – die Costa Dorada zieht Strandurlauber en masse an, Barcelona ist nur eine Stunde entfernt. Zudem ist das Klima in Spanien ideal für einen Themenpark: mild im Winter, heiß im Sommer, insgesamt deutlich sonnenreicher als England. Aus kontinentaleuropäischer Sicht wäre Spanien als Land innerhalb der EU besser erreichbar und es gäbe nicht die erwähnten bezüglich Großbritannien vorliegenden Reisehemmnisse.
Gründe für Bedford statt Spanien
Warum also hat Universal den Schritt nach Bedford statt nach Barcelona gemacht? Dafür gibt es mehrere mögliche Gründe, ein entscheidender: die Zielgruppe.
Großbritannien ist einer der wichtigsten Märkte für Freizeitparks weltweit. Die Briten reisen viel in Parks (auch nach Orlando und Paris). Ein Park auf heimischem Boden könnte enormen Inlands-Tourismus binden.
Spanien hingegen hat zwar viele Touristen, aber der spanische Binnenmarkt gibt weniger für Freizeitparks aus (PortAventura & Co kämpfen oft mit saisonalen Schwankungen). Universal sieht im britischen Publikum wohl eine lukrativere Kernklientel.
Zudem gab es breitere politische Unterstützung: Die britische Regierung hat offenbar proaktiv um Universal geworben, inklusive Zusagen für Infrastruktur-Investitionen und mögliche Steuererleichterungen. Premierminister, Kanzler und Kulturministerin gaben dem Projekt öffentlich Rückendeckung.
Solch eine Schützenhilfe war aus Spanien nicht zu vernehmen. Dort sind Genehmigungen oft langwierig (wie sich unter anderem am gescheiterten Paramount Murcia-Projekt vor Jahren gezeigt hat). In Bedford war man schneller: Der Lokalrat und sechs umliegende Kommunen unterstützten das Vorhaben geschlossen
Ein weiteres Argument könnte ein bestehendes vs. neues Resort sein: Hätte Universal PortAventura übernommen, hätte man ein laufendes System gehabt – mit allen Vor- und Nachteilen. Zwar stünden schon Attraktionen und Hotels, aber Universal hätte viele Altlasten (Design, Strukturen) übernehmen müssen, die nicht alle optimal sind. In Bedford hingegen beginnt man auf der grünen Wiese, d.h. man kann den Park von Grund auf nach modernen Vorstellungen planen. Das eröffnet die Chance, etwas wirklich Einzigartiges und Zukunftsweisendes zu schaffen, ohne sich an vorhandene Bauten anpassen zu müssen.
Auch das Einzugsgebiet spricht für Bedford. Es ist zwar, siehe den Vergleich oben, deutlich kleiner als das von Disneyland Paris, allerdings immer noch deutlich größer und besser angebunden als das von PortAventura World in Spanien.
Was gegen Bedford gesprochen hätte
Natürlich gibt es auch Gegenargumente: PortAventura hätte sofort Markenpräsenz in Südeuropa gehabt und den Rivalen Disneyland Paris im Süden herausgefordert. Der Anteil an spanischen Gästen ist in Disneyland Paris inzwischen höher, als der von Besuchern aus Großbritannien und auch für die wichtigste Zielgruppe von Disneyland Paris, die Franzosen, wäre ein Universal Resort auf dem Areal von PortAventura World wahrscheinlich die attraktivere Alternative gewesen.
Im Sonnenschein Spaniens ließen sich zudem ganzjährig reine Outdoor-Attraktionen besser betreiben, während Bedford vermutlich in Wintermonaten wetterbedingt Einschränkungen spüren wird und mehr auf Indoor-Bereiche setzen muss, was die Kosten erhöht.
Auch aus Sicht eines kontinentaleuropäischen Fans (wie mir) wäre Spanien bequemer: keine Umstände mit ETA-Visum, der Euro gilt und Ferienfeeling ist inklusive.
Doch aus Universals Unternehmenssicht dürften die genannten strategischen Motive schwerer gewogen haben. Wahrscheinlich wäre das Resort an dieser Stelle die größere, von uns erhoffte, Konkurrenz für Disneyland Paris gewesen, spannender für uns Fans. Aber Universal entscheidet natürlich nicht danach, Konkurrenz für Disneyland Paris zu sein, sondern nach den eigenen wirtschaftlichen Aussichten.
Spanien wäre dann womöglich Plan B gewesen, wenn die Pläne in Bedford doch noch gescheitert wären. Nun, da UK grünes Licht gibt, ist PortAventura als Universal-eigener Standort vorerst vom Tisch. Allerdings: Man sollte niemals nie sagen – die Investoren in PortAventura suchen weiterhin Käufer, und Universal schließt zukünftige Zukäufe sicher nicht aus. Vielleicht sehen wir eines Tages doch noch eine Kooperation, etwa in Form eines Universal-Studios-Bereichs innerhalb PortAventura, siehe die Super Nintendo World.
Persönliches Fazit und Ausblick: Konkurrenz für Disneyland Paris?
Aus der Perspektive eines Disneyland-Paris-Fans habe ich gemischte Gefühle zu Universals Plänen. Einerseits ist da Vorfreude: Endlich kommt frischer Wind in die europäische Freizeitpark-Landschaft! Die Vorstellung, in ein paar Jahren einen hochmodernen Universal-Park in Europa zu haben, lässt das Fan-Herz höher schlagen.
Konkurrenz belebt das Geschäft – vielleicht sorgt Universal Great Britain dafür, dass auch Disney in Paris innovativer und kundenfreundlicher wird. Als Fan, der Disneyland Paris liebt, wünsche ich mir schon lange einen Ansporn für Disney, wieder besser zu werden. Und seien wir ehrlich: Vieles an Disneyland Paris ist großartig, aber noch mehr müsste deutlich besser und moderner sein (Preis-Leistung, Ausbau des Studios-Parks, nach 30 Jahren endlich eine wirklich neue Attraktion für den Disneyland Park etc.). Wenn Universal die Messlatte hochlegt, profitieren am Ende wir Besucher durch spannendere Attraktionen und vielleicht einen Ansporn für Disney.
Aber es überwiegt die Skepsis: Wird Universal UK wirklich die Destination, auf die man hofft? 8,5 Millionen Besucher im ersten Jahr – das ist enorm hoch gegriffen. Euro Disney hatte einst 12 Mio. angepeilt, in kühnen Plänen sogar noch weit mehr im ersten vollen Jahr und doch nur deutlich unter 10 Millionen erreicht, was schon zu einer Finanzkrise und sogar Existenzkrise für Euro Disney führte.
Ich frage mich, ob Universal möglicherweise ähnliche Anfangsprobleme haben wird: Vielleicht ist das britische Wetter doch ein Dämpfer, vielleicht zögern europäische Familien wegen der Reisehemnisse vielleicht überschätzt man die Zahl der internationalen Touristen, die von London aus nach Bedford fahren, vielleicht stockt der notwendige Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.
Als Disney-Fan, der den Wettbewerb schätzt, hoffe ich, dass Universal erfolgreich ist – aber ich möchte auch, dass sie aus Disneys Fehlern lernen. Nichts wäre schlimmer als ein halb leerer Park, der nach ein paar Jahren den Sparkurs fährt. Die Investitionssumme klingt gigantisch – ich hoffe, Universal kalkuliert solide und übernimmt sich nicht, wie Disney das einst tat. Denn ein scheiterndes Mammutprojekt würde allen schaden und hätte sicherlich negative Auswirkungen auf zukünftige Freizeitpark-Investitionen in Europa.
Es gibt aber auch Grund für Optimismus: Universal hat in den letzten Jahren mit Parks wie Peking oder dem bald öffnenden Epic Universe in Orlando bewiesen, dass sie Weltklasse-Attraktionen entwickeln können. Wenn sie dieses Know-how nach Europa bringen, dürfen wir uns auf etwas Großes freuen.
Ob Universal UK am Ende die erhoffte Konkurrenz für Disney wird oder eher ein regionales Phänomen bleibt, muss sich zeigen. Skeptiker mögen auf die Risiken hinweisen (und ich teile viele davon).