Frankreich diskutiert über Pläne zur Wiedereröffnung von Freizeitparks
05.05.21, 23:32 |
In Frankreich werden zurzeit verschiedene Wiedereröffnungsszenarien für Freizeitparks, Zoos, Parks und Gärten diskutiert.
Vieles davon äußerst kontrovers und auch zum Unmut vieler Betreiber der verschiedenen Einrichtungen. Welche Szenarien aktuell diskutiert werden und warum die möglichen Wiedereröffnungsschritte von den Betreibern von Freizeitparks sehr kritisch gesehen werden, wird an den Aussagen von Arnaud Bennet, dem Präsidenten von Selnac, des nationalen französischen Verbandes der Freizeit-, Vergnügungs- und Kultureinrichtungen deutlich.
Der zeitliche Ablauf der schrittweisen Wiedereröffnung von Freizeit-, Vergnügungs- und Kultureinrichtungen
Grundsätzlich hat der französische Präsident Emmanuel Macron am 29. April einen Stufenplan für die schrittweise Öffnung verschiedenster Einrichtungen in Frankreich vorgestellt. In welcher Phase dieses Planes Freizeitparks die Möglichkeit haben würden, wieder zu öffnen, ging daraus aber nicht eindeutig hervor. Zurzeit ist dies Gegenstand von Verhandlungen zwischen Verbänden, Betreibern und der französischen Regierung.
Erste Wiedereröffnungen ab 19. Mai?
Ab dem 19. Mai scheint es theoretisch möglich zu sein, Freizeitparks in Frankreich wieder zu eröffnen – allerdings nur Parks mit ihren Außenanlagen und ohne die Attraktionen. Ein Szenario, dass den Betreibern von Freizeitparks mit einem großen Angebot an Attraktionen, wie zum Beispiel Disneyland Paris oder Parc Asterix, eine wirtschaftlich vertretbare Wiedereröffnung kaum ermöglichen würde. Dies sei, so Bennet, der auch Besitzer des Tier- und Freizeitparks Le Pal in Zentralfrankreich ist, bei den Gesprächen mit der Regierung erklärt worden: „Uns wurde gesagt: ‘Sie können die Parks am 19. Mai wieder öffnen, aber nicht die Attraktionen’!“
Wirtschaftlich vertretbar wäre eine solche Form der Wiedereröffnung aber wohl nur für Zoologische Parks oder Landschaftsgärten, die keine Attraktionen haben. Bei Bennet sorgt dies für Unmut.
Die Entscheidung sorgt für viel Aufregung in der Branche, weil wir sie nicht verstehen. Was ist der Unterschied zwischen der Bildung von Besuchergruppen in einem Zoo oder in einem Park? Keiner! Wir sind in der Lage, die Ströme und Bewegungen von Menschen in unseren Außenbereichen und in den Warteschlangen zu steuern, Maßnahmen zur Einhaltung von Abstandsregeln, dem Tragen von Masken und der Desinfektion sicherzustellen… All das ist nicht rational.
Arnaud Bennet, Präsidenten Selnac
Eingeschränkte Wiedereröffnung mit Attraktionen ab 9. Juni?
Ab 9. Juni sollen dem aktuellen Stand der Gespräche zwischen französischer Regierung und dem Betreiberverband dann auch wieder Parks inklusive ihrer Attraktionen öffnen können. Wenn dies möglich sein sollte, dann allerdings mit deutlich reduzierten Besucherzahlen von maximal 5.000 Gästen pro Tag – unabhängig von der Größe der Parks.
Auch das ist für Bennet und andere Branchenvertreter nur schwer nachzuvollziehen:
„Wir wissen, wie man Besucherströme steuert und Ansammlungen vermeidet, das ist unser Job. Wir haben letztes Jahr bewiesen, dass unsere Protokolle funktionieren. Die Öffnungen sollten in gleichem Umfang wie 2020 möglich sein und die Kapazitäten sich wieder an der Parkfläche orientieren.”
Arnaud Bennet, Präsidenten Selnac
Zusätzlich wäre zu diesem Zeitpunkt für den Zutritt zu Parks die Nutzung eines Gesundheitspasses nötig. Doch auch dieser sorgt für Diskussionsstoff.
Uneingeschränkte Eröffnung ab 30. Juni – mit Gesundheitspass
Mit dem obligatorischen Vorweisen eines Gesundheitspasses könnte ab 30. Juni eine komplette Öffnung wieder im Bereich des Möglichen liegen. Aber auch das stellt die Betreiber vor Probleme, so Bennet:
„Ein völliger Irrweg! Wie können wir das kontrollieren? Was tun wir, wenn eine Familie zwei oder drei Stunden angereist ist und bei der Ankunft einer der Gesundheitspässe nicht funktioniert? Was ist mit jungen Menschen, der Mehrheit unseres Publikums, die noch nicht geimpft werden?“
Arnaud Bennet, Präsidenten Selnac
Auch die Unsicherheit darüber, wie die konkrete Ausgestaltung des Gesundheitspasses aussehen könnte, lässt Zweifel an der Praktikabilität aufkommen, so Bennet:
“Im Moment kann uns niemand erklären, worin dieser Gesundheitspass, den wir nutzen sollen, genau bestehen wird”
Arnaud Bennet, Präsidenten Selnac
Realisierung des französischen Gesundheitspasses
Diskutiert wird unter anderem die Integration des Gesundheitspasses in die französische Corona-App TousAntiCovid, die auch in den deutschen App-Stores von Google und Apple verfügbar ist. Ob Anreisen von Gästen aus dem europäischen Ausland aber überhaupt möglich wären und in welcher Form, so lange es keine einheitliche, sichere und fälschungssichere Lösung der EU für den Nachweis der Impfung bzw. eines negativen Tests gibt, die den Zutritt zu einem Park ermöglicht, ist unklar. Es ist kaum zu erwarten, dass die Mitarbeiter an den Eingängen der Freizeitparks ggf. die digitalen Nachweise von mehr als 20 EU-Ländern zuverlässig verifizieren können.
Große Unzufriedenheit mit der französischen Regierung und den französischen Behörden
Alle diese Unsicherheiten und Unwägbarkeiten lassen die Unzufriedenheit von Parkbetreibern mit der französischen Regierung und den französischen Behörden wachsen. Erneut sei, wie schon 2020, das Verständnis für die Parks sehr gering, ebenso wie, im Gegensatz zum Umgang mit anderen Branchen, das Interesse an deren Belangen.
„Schon 2020 mussten wir um die Wiedereröffnung kämpfen. Sie verstehen nichts von unserem Geschäft, es ist eine totale Ignoranz. Wir haben den Eindruck, dass die Teams in den Ministerien alle gewechselt haben und wir alles neu erklären müssen, wie beriets im letzten Jahr. Wir verstehen nicht, dass sie nicht mehr aus den Erfahrungen von 2020 gelernt haben, dass sie versuchen, Maßnahmen neu zu erfinden, obwohl die des letzten Sommers funktioniert haben.“
Arnaud Bennet, Präsidenten Selnac