Fantasyland Filmgeschichte – Disney Klassiker von 1940 bis zur Gegenwart
22.03.21, 11:00 |
Anschließend an Teil 1 und Teil 2 dieser Artikelreihe rund um die Filmvorlagen für das Fantasyland schauen wir uns heute erneut ein wenig im Fantasyland um und beenden unsere Reise durch die Disney Klassiker. Primär geht es dieses Mal um die Filme in der Zeit von 1940 bis zur heute, die die Imagineers bei der Gestaltung des märchenhaften Landes inspiriert haben.
Episoden im Fantasyland
Animationshistoriker bezeichnen die Film-Produktionen aus der Zeit von 1942 bis 1949 gewöhnlich als „Anthologiefilme“ oder „Episodenfilme“. Es handelt sich um Zusammenstellungen von kurzen und mittellangen Filmen, die manchmal Cartoons mit Live-Action-Aufnahmen verbinden. Zu diesen Produktionen gehören „Fröhlich, Frei, Spaß dabei“ (1947) (Original: Fun and Fancy Free), der bereits im ersten Artikel dieser Reihe erwähnt wurde, sowie „Make Mine Music“ (1946), wo wir Peter und den Wolf sehen können (inspiriert von Serge Prokofievs Musikgeschichte).
Diese Szene wird in Miniaturform bei Le Pays des Contes de Fées umgesetzt. Direkt gegenüber seht Ihr eine Szene, die „A Night on Bald Mountain“ aus Fantasia gewidmet ist. Ergänzend zu ihrer Nähe zueinander bieten beide Musikelemente des russischen Komponisten. Außerdem wurde Peter und der Wolf einst als mögliches Element für Fantasia (1940) angesehen. Prokofiev kam sogar 1938 in die Walt Disney Animation Studios, um Walt seine Arbeiten persönlich vorzustellen.
Das Fantasyland und die Leidenschaft für das Automobil
Eine weitere Animationsgeschichte im Fantasyland basiert auf der Geschichte „Die Abenteuer von Ichabod und Taddäus Kröte“ (1949). Insbesondere die Szene am Froschteich erzählt von „Heldentaten“. Taddäus Kröte ist so leidenschaftlich dem Automobil verfallen, dass er sogar seine angestammte Villa gegen ein gestohlenes Cabrio eintauscht. Glücklicherweise konnte er sich auf seine treuen Freunde (Mauli, Ratte und Meister Dachs) verlassen, die ihn aus der Not retteten und sein Eigentum für ihn zurückgewannen.
Das Herrenhaus aus der Geschichte ist das Toad Hall Restaurant. Dieses ist im britischen Teil von Fantasyland direkt neben Peter Pan’s Flight zu finden. Seine Architektur entstand in der Tradition des „Tudor-Stils“ (1485 – 1603) und zeugt von den edlen Ursprüngen des Barons. Dabei entspricht die Einrichtung der skurrilen Persönlichkeit des Eigentümers. Habt Ihr schon einmal die Wetterfahne auf dem Turm rechts vom Eingang bemerkt? Sie erinnert an Mr. Toads Leidenschaft für Autos, die im Mittelpunkt des Films steht!
Das silberne Zeitalter im Fantasyland
Das sogenannte silberne Zeitalter, die Erneuerungsphase für die Walt Disney Animation Studios, vereint Spielfilme aus den 1950er Jahren bis 1967, an denen Walt Disney direkt beteiligt war. Mit Ausnahme von „Das Dschungelbuch“, zu dem Ihr etwas im Adventureland finden könnt, und den “101 Dalmatinern”, auf die sich in der Main Street U.S.A. eine Referenz findet, sind fast alle anderen Animationsfilme dieser Zeit im Fantasyland vertreten.
Am 15. Februar 1950 veröffentlichte Walt Disney „Cinderella”. Der Film wurde zu einem so großen Erfolg, dass er “Schneewittchen und den sieben Zwergen” würdig war. Im Fantasyland findet Ihr ihre Welt im Prinzessinnen Pavillon und noch prominenter in der Auberge de Cendrillon. Bei letzterem handelt es sich um ein Restaurant im Fantasyland, in dem Ihr mit mehreren Prinzessinnen speisen könnt. Obwohl der Ort voller Anspielungen auf den Film ist, waren Imagineers besonders daran interessiert den Turm nachzubilden. Er basiert auf den Skizzen des legendären Art Directors Ken Anderson.
Alice zweimal im Fantasyland präsent
“Alice im Wunderland” (1951) nimmt im Fantasyland einen ganz besonderen Platz ein. Zwei ikonische Sequenzen aus dem Film haben hier ihren Platz gefunden. Die berühmte Teeparty inspirierte die Attraktion Mad Hatters Tea Cups sowie den Kiosk March Hare Refreshments in den Gärten der Herzkönigin in Alice’s Curious Labyrinth.
Beide Sequenzen wurden von Mary Blair, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten in den Walt Disney Studios, die für ihren modernen und farbenfrohen Stil bekannt war, entworfen. Für Alice im Wunderland ergänzte sie dabei bei den Hecken des Labyrinths schwarze Bleistiftstreifen. Dies ist eine Anspielung auf John Tenniel, den ursprünglichen Illustrator von Lewis Carrolls Roman. Dem Labyrinth verleiht dies Textur und Leichtigkeit. John Tenniels Einfluss zeigt sich außerdem auch in den Mustern, die die Teetassen der Mad Hatters Tea Cups schmücken.
Susi und Strolch in der Bella Notte
Die Pizzeria Bella Notte lässt durch eine Malerei an einer der Wände die berühmte Spaghetti-Szene aus Susi und Strolch (1955) wieder aufleben. Auf dieser sind auch der Küchenchef Joe und der Besitzer Tony verewigt. Weiterhin sind die Lieblingsgerichte von Susi und Strolch zu sehen, nämlich Hundeknochen und die berühmten Spaghetti, die als Spezialität des Hauses für die zweibeinigen Gäste erhältlich sind. Die Bella Notte bietet aber noch etliche weitere Anspielungen auf den Disneyklassiker. Haltet bei Eurem Besuch also die Augen offen!
Geschichten um das Dornröschenschloss
Die Geschichte von Dornröschen (1959) wird sowohl im Dornröschenschloss als auch in der Confiserie des Trois Fées erwähnt. Um diese Disneyland Park-Ikone zu kreieren, wandten sich Imagineers mehr oder weniger dem Buch „Les Très Riches Heures du Duc de Berry“ zu. Das Stundenbuch des Herzogs von Berry ist wohl das berühmteste illustrierte Manuskript des 15. Jahrhunderts.
Dieses Meisterwerk ist für seine Illustrationen und Miniaturen bekannt. An ihm orientierte sich auch Eyvind Earle, der künstlerische Leiter des Films “Dornröschen”. Daraus resultierte ein besonderer Stil, der sehr detailliert und reich an zahlreichen historischen Referenzen ist. Besonders die Geometrien und charakteristischen Schnitte der Bäume machen sich rund um das Schloss bemerkbar.
Merlins Boutique im Dornröschenschloss
Den Laden von Merlin (Merlin l’Enchanteur), dem Helden des Films „Die Hexe und der Zauberer“ von 1963, kann man im Schloss besuchen. Er ist mit allerlei Gegenständen aus verschiedenen Epochen gefüllt und genauso durcheinander wie sein Zimmer im Schloss von Sir Ector. Dann gibt es im Vorhof des Schlosses das sagenumwobene Schwert, das der zukünftige König Arthur aus dem Amboss entfernen muss. Sicherlich hat jeder von Euch schon einmal versucht, das Schwert aus seinem steinernen Schaft zu ziehen, um ein unvergessliches Foto für das Fotoalbum zu schießen.
Das neue goldene Zeitalter im Fantasyland
Obwohl das Fantasyland stolz Walt Disneys Filme repräsentiert, haben Imagineers die neueren Produktionen, insbesondere aus der Zeit der Disney-Renaissance ab 1989, nicht vergessen. In den am 26. März 1994 eröffneten Le Pays des Contes de Fées im Storybook Land wurden diese neuen Klassiker im Fantasyland verewigt.
Dort sind zum Beispiel “Arielle – die kleine Meerjungfrau” (1989) sowie das Schloss von Prinz Eric zu finden. Dieses wurde nach dem ursprünglichen Entwurf des künstlerischen Leiters Michael Peraza erbaut. Er hatte sich dieses Schloss mit seinen ursprünglichen Formen vorgestellt, wobei die Formen alle zylindrisch und bewusst mit mediterranen Farben versehen sind.
Außerdem gibt es hier etwas zu „Die Schöne und das Biest“ (1991) zu entdecken. Wusstet Ihr, dass dieser Film bisher der einzige Animationsfilm in der Geschichte war, der für einen Oscar als bester Film nominiert wurde? Die Gäste können in dieser Szene der Attraktion das Dorf, in dem Belle mit ihrem Vater wohnt, und das Schloss des Biests bewundern. Beide Schauplätze schuf Hans Bacher, der spätere künstlerische Leiter von “Mulan” (1998).
Filme mit Computeranimationen im Fantasyland
Der Tigerkopf als Zugang zur Wunderhöhle in Aladdin (1992) stellt einen entscheidenden Schritt in der Geschichte der Animation dar. Zusammen mit dem fliegenden Teppich wurde er vollständig per Computer animiert. Dadurch hielt die Computer-Animation erstmalig Einzug in die Walt Disney Filme.
Enden wird unsere kleine Rundreise mit Rapunzel (2010) und ihrem berühmten Turm. Eine erste Version von Rapunzels Turm gab es bereits zur Öffnung von „Le Pays des Contes de Fées“. Aber dieser wurde 2010 durch einen neuen Turm ersetzt, der dem von Dave Goetz und Dan Cooper für den Film entworfenen Turm ähnlicher war. Der ursprüngliche Turm steht nun direkt über dem Tal der Schneewittchen Hütte. Fast vermittelt er den Eindruck, als ob Zeit und Raum zwischen diesen beiden Klassikern nicht mehr existierten. Beide Szenen sind beispielhaft durch die Magie des Fantasylands verbunden.