Einigung zwischen Disney und Central Florida Oversight District
28.03.24, 17:26 |
Seit langer Zeit liegen The Walt Disney Company und der Gouverneur von Florida Ron DeSantis im Clinch. Jetzt kam Bewegung in die Sache. Die Verbündeten von Gouverneur Ron DeSantis und Disney einigten sich am Mittwoch auf einen Vergleich im Streit um die Kontrolle des Verwaltungsbezirks von Disney World.
Die Vorgeschichte
Zur Erinnerung: im politischen Streit zwischen DeSantis und Disney kam es zur Auflösung des Reedy Creek Districts, der durch das Central Florida Tourism Oversight District ersetzt wurde. Damit wurde darauf abgezielt, die Kontrolle über den Bezirk aus der Verantwortung Disneys zu nehmen.
Daraufhin hatte Disney vor Inkrafttreten der Auflösung des Reedy Creek Districts einen Vertrag mit diesem geschlossen, der quasi alle Recht des Districts vertraglich an Disney übertragen hat. Der Vertrag dazu wurde sehr launisch formuliert und umfasste eine nahezu unendliche Gültigkeit:
Diese Erklärung gilt bis 21 Jahre nach dem Tod des letzten Überlebenden der Nachkommenschaft von König Charles III., König von England, der zum Zeitpunkt dieser Erklärung lebt.
Daraufhin überzogen sich Disney und das District gegenseitig mit Klagen, Disney verklagte auch Ron DeSantis, das ging inzwischen in die nächste Instanz usw.
Der Reedy Creek Improvemt District
Der Reedy Creek Improvement District war 1967 im Zug des Reedy Creek Improvement Act gegründet worden und umfasst das Areal von Walt Disney World, das sich auf Orange County und Osceola County in Florida verteilt. Im Zuge dessen waren auch die beiden Kommunen City of Bay Lake und City of Reedy Creek (heute City of Lake Buena Vista) geschaffen worden, die notwendig waren, um die Regeln der Bürgerbeteiligung bei der Verwaltung von Distrikten zu erfüllen. Da eine freie Ansiedlung, abseits von gezielt von Disney ausgewählten Personen, auf dem Areal aber nie erfolgte, war diese rein formeller Natur. Aus dem Grund der Bürgerbeteiligung wurde später die Fläche, auf der die Disney Planstadt Celebration entstehen sollte, aus dem Reedy Creek Improvement District ausgegliedert worden, da deren Einwohner sonst Einfluss auf die Weiterentwicklung von Walt Disney World hätten nehmen können.
Der District war auf Initiative Disneys geschaffen worden, nachdem das Unternehmen den Behörden Floridas klarmachen konnte, dass ein Projekt der Größenordnung von Walt Disney World kaum realisierbar war, wenn dem Unternehmen nicht weitgehende Befugnisse zustanden. Vor allem hinsichtlich der ursprünglichen Planung für E.P.C.O.T., bei dessen Bau als Kommune viele neue Verfahren getestet werden sollten, erschien dies unumgänglich. Die faktische Gründung erfolgte auf einen Antrag der Grundstückseigentümer, die alle Tochtergesellschaften der Walt Disney Company waren hin, in zwei Schritten 1966 und 1967. Vor der von DeSantis beschlossenen Auflösung des Districts, die zur Jahresmitte 2023 in Kraft treten wird, hatte der von Disney kontrollierte Reedy Creek Improvement District entscheidende Rechte wie die Raumplanung, die Aufstellung und Überwachung und Baurichtlinien (deutlich flexibler, aber auch ursprünglich mit höheren Sicherheitsstandards als im restlichen Florida), den Erlass von Baugenehmigungen (in aller Regel an Disney), den Bau und der Erhalt von Infrastruktur wie Straßen und anderen Transportwegen (abseits der durch das District verlaufenden Staatstraßen US Highway 192 und Interstate 4), die Energieversorgung (kurioserweise inkl. der Erlaubnis zum Bau und Betriebes eines eigenen Atomkraftwerkes), den Betrieb eines eigenen Fire Departments und weitere inne. Auch das Recht zur Strafverfolgung und zum Betrieb polizeilicher Behörden lag beim Reedy Creek Improvement District, wurde aber vertraglich an die Behörden von Orange County, Osceola County und die Florida Highway Patrol übertragen, neben derer Disney nur seinen eigenen Sicherheitsdienst mit eingeschränkten Rechten betreibt.
Problematische Situation endlich gelöst
Die unsichere Situation machte natürlich Investitionen schwerer. Dies war auch ein Grund dafür, dass in Walt Disney World in den letzten Jahren keine großen Erweiterungen oder Neuerungen angekündigt wurden.
Aber nach rund zwei Jahren Streit kam es nun zu einer Einigung.
Disney hat dabei seine Vereinbarungen mit dem alten Reedy Creek District für nichtig erklärt.
Im Gegenzug hat das Central Florida Tourism Oversight District zugestimmt, dass ältere Verträge zwischen Reedy Creek und Disney bis mindestens 2028 gültig bleiben. Außerdem hat der Central Florida Tourism Oversight District zugesagt, dass gegen keinerlei Vereinbarungen zwischen Disney und dem Reedy Creek Improvement District vorgegangen wird, die vor dem Amtsantritt von Ron DeSantis getroffen wurden.
Des Weiteren wurde vom neuen District eine kooperative Zusammenarbeit bei der Aufstellung eines neuen Weiterentwicklungsplans zugesagt, nachdem der kurz vor Auflösung zwischen Disney und Reedy Creek geschlossene für nichtig erklärt wurde. Dafür bleibt der ursprüngliche umfassende Plan von 2020 in Kraft, an dem Disney allerdings auch Änderungen möchte, zu denen das Board zugesagt hat, positiv darüber zu beraten.
Mit dieser Einigung, die vollständig und bedeutsam ist, sind wir bereit, mit Disney zusammenzuarbeiten.
Charbel Barakat, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsgremiums des Central Florida Tourism Oversight District
Zudem hat Ron DeSantis, der quasi die direkte Kontrolle über das Board hat, dessen Vorsitzenden Glen Gilzean als Vorbedingungen zur Einigung seines Amtes enthoben. Dieser war sehr kritisch gegenüber Disney eingestellt und wurde nun durch die als Disney-freundlich geltende Stephanie Kopelousos ersetzt. Zudem wurde Craig Mateer in das Board aufgenommen. Mateer ist ein Geschäftsmann aus Orlando, der vielfach mit Disney zusammengearbeitet hat.
Jeff Vahle: “Diese Vereinbarung eröffnet ein neues Kapitel konstruktiver Zusammenarbeit mit der neuen Führung des Distrikts und dient den Interessen aller Beteiligten, indem sie erhebliche weitere Investitionen und die Schaffung tausender direkter und indirekter Arbeitsplätze sowie wirtschaftlicher Chancen im Bundesstaat ermöglicht,”
Damit kann Disney seine Pläne zum Ausbau von Walt Disney World wieder mit mehr Sicherheit fortsetzen.
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