Disneyland Paris Retter Prinz al-Walid ibn Talal Opfer politischer Säuberungen
05.11.17, 21:48 |
Wie Ihr heute vielleicht schon der Tagespresse entnommen habt, gab es, unter dem Deckmantel, man ginge gegen Korruption und Geldwäsche vor, in der vergangenen Nacht eine großangelegte Festnahmewelle in Saudi-Arabien, die wahrscheinlich der politischen Säuberung diente.
Kronprinz Mohammed bin Salman für Säuberungen verantwortlich
Drahtzieher war wahrscheinlich der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman. Experten gehen davon aus, dass er damit unter anderem seine eigene Machtposition innerhalb des saudischen Königshauses und des politischen Systems des autoritären Staates stärken und konkurrierende Fraktionen schwächen wollte. Mohammed bin Salman selbst ist nach Aussagen der deutschen Wochenzeitung Die Zeit selbst “extrem korrupt, raffgierig und arrogant”.
Bin Salman war im Juni dieses Jahres zum Thronfolger Saudi-Arabiens ernannt worden und versucht seitdem, den Staatsapparat nach seinen Wünschen zu formen und Gegner auszuschalten.
Zwar ist er auch durch einige liberale Entscheidungen aufgefallen, diese gelten allerdings international nur als Symbolpolitik, um den Ruf des saudischen Regimes in der Welt zu verbessern. Ansonsten tritt er eher stark autoritär auf und ging in den letzten Monaten mit zunehmender Härte gegen innersaudische Reformer vor. Er ist außerdem der Kopf hinter dem saudi-arabischen Angriff auf den Jemen und gilt als einer der Befürworter der Intervention und Quasi-Besetzung Bahrains 2011.
Disneyland Paris Retter al-Walid unter den Opfern
Was hat das mit dem Disneyland Paris zu tun?
Zu den Opfern dieser politischen Säuberungen gehört auch Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud selbst Mitglied des saudischen Königshauses, den Fans des Disneyland Paris aber vor allem deshalb bekannt, weil er mit seiner Investition 1994 das Disneyland Paris vor der Insolvenz und Schließung rettete und auch im Rahmen weiterer Kapitalmaßnahmen bis 2015 immer wieder Geld zuschoss und so die Existenz des Disneyland Paris sicherte.
Bis zur kürzlich erfolgten Komplettübernahme der Euro Disney SCA durch die Walt Disney Company war al-Waleed nach der Walt Disney Company der größte Aktionär der Euro Disney SCA und ist weiterhin dem Disneyland Paris eng verbunden.
Ebenso gehörte seine Investmentgesellschaft Kingdom Holding bis vor Kurzem auch zu den größten Aktionären der Walt Disney Company.
Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud
Al-Waleed gilt als einer der liberalsten Vertreter des streng islamisch-konservativen Königshauses von Saudi-Arabien.
In Saudi-Arabien setzte er sich vor allem für den Ausbau der Frauenrechte ein, ermöglichte der ersten Frau eine Ausbildung zur Pilotin für die staatliche Fluggesellschaft – ein großer Schritt, in einem Land, in dem es Frauen bis zu einem kürzlichen Dekret bin Salmans noch unter drakonischen Strafen verboten war, Auto zu fahren und dies erst ab dem kommenden Jahr erlaubt sein wird.
Mit einem Privatvermögen von ca. 34 Milliarden Dollar (die Angaben hierüber unterscheiden sich stark) ist er außerdem der reichste Araber. Vor zwei Jahren hatte er angekündigt, dieses Vermögen zu mehr als 98% für wohltätige Zwecke spenden zu wollen. Damit sollten vor allem Projekte zum Förderung der Toleranz und des Ausgleichs zwischen den Religionen gefördert werden.
Lange Zeit setzte er sich auch für eine Aussöhnung der arabischen Staaten mit Israel ein, fiel aber, neben diesen liberalen Äußerungen, kürzlich auch durch einige stark anti-semitsche Tweets auf. Die Authentizität dieser Äußerungen wird allerdings angezweifelt und viele politische Beobachter gehen davon aus, dass er damit vor allem seine zunehmende Anzahl an Kritikern besänftigen und die Sicherheit seiner Familie sicherstellen wollte, nachdem er immer häufiger Opfer von Diffamierungen geworden war, die ihm eine zu positive Einstellung gegenüber Israel vorwarfen.
© des Bildes mit Prinz al-Walid: Kingdom Holding Company