Kampf um die Zukunft

Disney War 2.5: Nelson Peltz vs. The Walt Disney Company

| Bob IgerFinanzenNelson PeltzThe Walt Disney Company

Über dem Cinderella Castle im Magic Kingdom tobt ein Gewitter, bei dem Blitze zucken. Über dem Bild steht in großen Lettern: Disney War 2.5
Der Disney War 2.5 hat begonnen

Disney stand als Unternehmen in seiner nunmehr mehr als 100jährigen Geschichte schon oftmals an Wendepunkten und auch zurzeit sind die Fahrwasser des Unternehmens alles andere als ruhig. Disney steht aus vielen Richtungen in der Kritik – für seine Linie bei seinen aktuellen Film- und Serienproduktionen, für seinen nur noch zögerlichen Ausbau der Parks, aktuell ohne bekannte Vision für die Zukunft, während die Konkurrenz aufrüstet, für seine unklare Linie beim früheren Gewinnbringer ESPN. Die Verantwortung für diese Probleme sehen viele beim aktuellen Board of Directors der Walt Disney Company, das vielen nur noch wie ein Abnick-Komitee für die Ideen Bob Igers erscheint. Einer dieser Kritiker ist Nelson Peltz. Nur ist Nelson Peltz nicht einfach nur irgendein Fan, sondern ein bei der The Walt Disney Company stark investierter Geschäftsmann. Und Nelson Peltz ist nun bereit, den Kampf um Einfluss bei Disney – erneut – aufzunehmen.

Disney War 2.5

Der Kampf von Nelson Peltz um Einfluss bei Disney geht in die nächste Runde. Der Investor, der der größte private, nicht-institutionelle, Aktieninhaber der Walt Disney Company ist, greift wieder nach Positionen im Board of Directors des Unternehmens. Das Board of Directors stellt bei Unternehmen in den USA, vereinfacht ausgedrückt, einen Verwaltungsrat dar, in dem quasi Vorstand und Aufsichtsrat wie wir diese aus deutschen Aktiengesellschaften kennen, vereint sind.
Als Nelson Peltz 2023 seinen ersten Anlauf gestartet hat, Einfluss auf den Verwaltungsrat der Walt Disney Company zu erlangen, wurde das als der Disney War 2.0 bezeichnet – in Erinnerung an die Auseinandersetzungen um das Unternehmen zu Ende der Ära Eisner, als Roy Disney mit seiner Save Disney Kampagne gegen Eisner um Einfluss im Unternehmen kämpfte. Auch wenn es damals keinen ganz eindeutigen Sieger gab, musste Eisner seinen Platz als CEO räumen und Platz machen für Bob Iger – der heute wieder und immer noch diese Position im Unternehmen innehat. Wer mehr über diesen Disney War zu Beginn und in der Mitte des ersten Jahrzehnts der 2000er Jahre erfahren will, dem sei das gleichnamige Buch des Investigativjournalisten und Pulitzer-Preisträgers James B. Stewart ans Herz gelegt.

DisneyWar
  • Stewart, James B. (Autor)

Nelson Peltz startet einen zweiten Anlauf mit Restore the Magic

Nun hat Peltz seine RestoreTheMagic Kampagne, die er im vergangenen Jahr schon aufgelegt hatte, erneut gestartet.
2023 hat Peltz sich nach Versprechen der Walt Disney Company noch zurückgezogen – Versprechen, von denen er nun sagt, sie seien nicht eingehalten worden. Nun startet er einen neuen Anlauf, sich zwei Plätze im Disney Board of Directors zu sichern. Unterstützt wird er dabei unter anderem von Ike Perlmutter, der heute der zweitgrößte private Inhaber von Disney Aktien ist. Perlmutter selbst war noch bis 2023 CEO von Marvel Entertainment innerhalb des Disney Konzerns und hat das Unternehmen alles andere als friedlich verlassen.

Die Gründe von Peltz für seinen neuen Angriff

Peltz nennt den zunehmend schwindenden Aktienkurs, die mangelnden Investitionen in Walt Disney World (gerade angesichts des Baus von Epic Universe, dem dritten Park von Universals Resort in Orlando bzgl. dessen Disney eine Politik des Aussitzens zu fahren scheint), das Ausbluten der Parks Division zur Querfinanzierung von Disney+ und floppenden Kinofilmen und die Besetzung des Boards mit Menschen, die keinen Bezug zu Disney hätten, als Grund für seinen neuen Angriff.
Da im letztem Jahr der Vorwurf, die Mitglieder des Boards hätten zu wenig Bezug zur Disney-Genetik auf ihn selbst zurückgefallen ist, hat Peltz dieses Mal, neben sich selbst, noch Jay Rasulo für einen Sitz im Verwaltungsrat der Walt Disney Company benannt.

Jay Rasulo – ein alter Bekannter

Jay Rasulo hat diese Disney Erfahrung definitiv, auch wenn er Disney Fans nicht nur in positiver Erinnerung geblieben ist. Rasulo war von 1986 bis 2015 bei der Walt Disney Company tätig und dort unter anderem auch in Disneyland Paris. Hier bekleidete er Positionen vom Executive Vice President der Euro Disney SCA über den President der Euro Disney SCA bis hin zum CEO von Disneyland Paris – eine Position in der er von 2000 bis 2002 tätig.
Danach war er Präsident der Disney Parks Division und von Oktober 2005 bis Dezember 2009 war Rasulo Vorsitzender von Disney Parks & Resorts, danach CFO (Chief Financial Officer) der Walt Disney Company – und somit die zweiteinflussreichste Person im Unternehmen. In seiner Zeit in Führungspositionen der Disney Parks & Resorts galt er als „würdiger“ Nachfolger von Paul Pressler, weil er ähnlich stark für Einsparungen und Einschnitte stand.
In seine Zeit als CFO hingegen fielen die Freigaben von wegweisenden Projekten wie Pandora – The World of Avatar im Animal Kingdom und Star Wars Galaxy’s Edge in den Hollywood Studios und Disneyland in Kalifornien, sowie die Umsetzung von New Fantasyland im Magic Kingdom in Orlando. Zurzeit ist Rasulo Vorsitzender des US Travel and Tourism Advisory Board und Direktor des Safe Borders/Open Doors Komitees des Department of Homeland Security der USA.

Die Kritik von Peltz an der aktuellen Unternehmensführung

Als Beleg für seine Kritik bringt Peltz unter anderem an, dass der Aktienkurs der Walt Disney Company in den letzten 10 Jahren nur um 40% gestiegen sei, im Vergleich zu 208% beim S&P 500 Index und sogar 441% bei Unternehmen, mit denen sich Disney selbst im Bereich der Medien als im Wettbewerb befindlich sieht – was das Argument Disneys, dass es sich bei den aktuellen Problemen der The Walt Disney Company um derzeit typische Branchenprobleme handle, entkräftet. Die Performance von Mitbewerbern im Bereich Medien überstieg die von Disney in den letzten 10 Jahren deutlich.

Diagramm mit drei Säulen, die das Total shareholder Return (10 years) von Disney im Vergleich zu anderen Medienunternehmen zeigen.
Entwicklung des Aktienkurses von Disney mit Vergleichswerten.
QUELLE: Trian Partners

Kritik, wie Disney sie im Gegenzug äußert, an seiner eigenen Expertise im Bereich der Medien, konterte Peltz mit:

Sie sagen, ich habe keine Medienerfahrung. Ich behaupte gar nicht, dass ich welche habe. Aber ich sagen Ihnen [seinem Gesprächspartner bei einem Interview auf CNBC] sagen, dass ich nicht glaube, dass sie [Disneys aktuelles Board] selbst viel ‘Medienerfahrung’ haben. Sie haben dieses Jahr einen Rekord gebrochen. Wussten Sie, dass die letzten fünf Filme in Folge große Verluste waren? Wenn das mit ‘Medienerfahrung’ einhergeht, möchte ich einen Mann, der keine ‘Medienerfahrung’ hat.

Nelson Peltz

Peltz sagte zudem, dass Disney trotz seines aktuellen Misserfolgs wolle, dass die Aktionäre dasselbe Board of Directors im Amt bestätigen, das für diesen Misserfolg überhaupt verantwortlich sei bzw. zwei neue Direktoren ernennen sollten, die auch nach dem Schema ausgewählt seien, die Wünsche der Unternehmensführung abzusegnen.

Tabelle, die den Aktienkurs der Walt Disney Company unter der aktuellen Führung zeigt
Die Performance des Aktienkurses der Walt Disney Company während der Amtszeit der aktuellen Mitglieder des Board of Directors im Vergleich zur Entwicklung des S&P500 Index.
Quelle: Trian Partners

Peltzs Plan für Disney

Peltz hat zusammen mit seinem Investmentunternehmen Trian Partners einen Plan aufgestellt, wie er Disney wieder in die Erfolgsspur führen wolle und stellt diesen den aktuellen Unternehmensstrategien gegenüber. So wirft er Disney vor, aktuell nur den Status Quo erhalten zu wollen, was den Stil der Unternehmensführung angeht. Er wolle hingegen, dass Disney sich mehr auf best practices besinnt und auch endlich aktiv an der Suche nach einem Nachfolger von Bob Iger arbeitet. Zudem fordert er eine Bezahlung, die mehr von Unternehmensergebnissen abhängig ist. Statt konkreter Zahlen würde Disney für sein Streaming nur vage Ziele formulieren, wohingegen Trian Partners möchte, dass es konkrete Zielvorgaben bei den Margen gibt, an denen die Leitung des Unternehmens gemessen wird. Ähnliches gilt für die Sport-Sparte rund um EPSN, für die er Disney vorwirft, keinen klaren Businessplan mit klaren Zielen zu haben und zu kommunizieren. Für die Studios der Walt Disney Company fordert er statt der leeren Phrase, man wolle die Lage wieder verbessern, eine engmaschige Kontrolle aller Prozesse, inklusive der kreativen, durch die Unternehmemsführung mit tatsächlicher Verantwortlichbarkeit für den Erfolg der Produktionen und das Wiedererlangen der #1 Position an den Kinokassen.

Disney Parks: (Re)investitionen statt Querfinanzierung

Hinsichtlich der Parks spricht Peltz Dinge an, die auch die Disney Fans seit langem kritisieren: Disney stelle ständig große, strategische Investitionen in Aussicht, mit verheißungsvollen Blue Sky Konzepten, bleibe dabei aber im Vagen, ohne diese Visionen je wirklich zu konkretisieren. Peltz fordert eine klare Vision für die Parks, mit einer klaren Wachstumsstrategie sowie das Ende des massiven Entziehens von Geld, das die Parks erwirtschaften für anderen Zwecke, sondern Re-Investitionen des Großteils der von den Parks erwirtschafteten Gelder in die Parks.

Unternehmenszahlen bestätigen Peltz

Und die Zahlen der Walt Disney Company bestätigen Peltz – die Walt Disney Company hat ihren operativen Gewinn vor Steuern im vergangenen Jahr zwar um 6% erhöht, aber das basiert alleine auf den Disney Parks und der Disney Cruise Line. Der Gewinn vor Steuern im Bereich Entertainment sank 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 32%, der vom Bereich Sports (ESPN, ESPN+ etc.) um 9%, während der Gewinn bei Disney Experiences, also Disney Parks, Disney Cruise Line, Adventures by Disney u.a. um 23% stieg und somit das Einzige war, was die Walt Disney Company vor einer negativen Gesamtentwicklung bewahrt hat.

Die Reaktion von Disney

Disney rät, wie natürlich zu erwarten, davon ab, bei der Jahreshauptversammlung dieses Jahr, die von Peltz und Trian Partners vorgeschlagenen Personen in den Verwaltungsrat zu wählen und empfiehlt, seinen eigenen Vorschlägen für die Besetzung des Board of Directors zu folgen.

Disney bestreitet zudem ein wirkliches Interesse von Peltz an Disney, das die aktuellen Mitglieder des Boards nach eigener Aussage hätten. Gerade diese Aussage erscheint zweifelhaft. Peltz und Trian sind keine Investoren, die dafür bekannt sind, Unternehmensanteile nur zu kaufen, um sie schnell wieder abzustoßen. Alleine die Anzahl der Aktien, die Peltz an Disney hält, spricht hier eine andere Sprache. Peltz hält 1,76% der Aktien der Walt Disney Company, sein Mitstreiter Perlmutter 1,4% und zusammen mit anderen Bereichen von Trian Partners kontrollieren die beiden ca. 3,5% der Aktien der Walt Disney Company – das mag nicht nach viel klingen, ist aber ein außerordentlich großer Wert für private Investoren, die nicht im Namen institutioneller Anleger Aktien halten. Zu sagen, er habe kein wirkliches Interesse an der Walt Disney Company, wie Disney das darzustellen versucht, im Gegensatz zu den Mitgliedern des Boards, ist absurd – denn durch sein Investment ist für Peltz der Erfolg zwangsläufig sehr wichtig. Er hat einen signifikanten Anteil seines Vermögens in die Walt Disney Company investiert und hält ein vielfaches der Disney Aktien, die alle aktuellen Mitglieder des Boards, inklusive Bob Iger gemeinsam halten. Die aktuellen Mitglieder des Boards inklusive Iger halten zur Zeit Aktien im Wert von ca. 35 Millionen US-Dollar. Trian Partners um Peltz und Perlmutter hält fast 100x so viele, nämlich Aktien im Wert von mehr als 3 Milliarden US-Dollar.
Aufgrund der aktuellen Modelle der Vergütung ist die Unternehmensführung von Disney weit weniger abhängig vom Aktienkurs, als Peltz und seine Mitstreiter – genau das ist, wie oben erwähnt, ein Kritikpunkt von Peltz: die Bezahlung sowie die Boni der Unternehmensführung orientieren sich zu wenig am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens, weswegen das reine Aussitzen als die einfachste Option erscheinen kann.

Diagramm, das die Anteile der Disney Aktien der Trian Partners im Vergleich zum Board of Directors zeigt
Anteile von Trian Partners an der Walt Disney Company im Vergleich zum Board.
Quelle: Trian Partners

Peltz‘ Aussagen bei CNBC

Nelson Peltz hat dem Sender CNBC ein ausführliches Interview gegeben, in dem er auch Bezug nimmt auf einen kürzlichen Besuch in Walt Disney World – gezielt privat, wie ein normaler zahlender Gast, ohne VIP-Guides oder sonstige Vorzugsbehandlung.
Dazu sagte er unter anderem, natürlich mit Sarkasmus zu verstehen:

Die Leute waren wunderbar, alle Angestellten haben gelächelt, und das liegt wahrscheinlich zum großen Teil daran, dass sie keine Disney-Aktien besitzen.

und weiter:

Der Park hat, wie ich schon sagte, einige Fahrgeschäfte die waren großartig, aber man sieht, dass er in die Jahre gekommen ist. Es muss mehr Kapital investiert werden.

und

Sie brauchen jetzt mehr Kapital, weil die Konkurrenz immer schärfer wird. Comcast eröffnet in zwei Jahren einen brandneuen Park quasi um die Ecke.

Peltz bei CNBC
Nelson Peltz im Interview bei CNBC

Wie geht es weiter mit Peltz, Trian Partners und Disney?

Wir wissen noch nicht, ob Peltz erfolgreich sein wird und letzten Endes wird das vor allem dadurch entschieden werden, wie die großen institutionellen Anleger wie Vanguard, Blackrock und State Street agieren, ob sie wie in der Vergangenheit die Vorlagen der Unternehmensführung eher abnicken oder auch Veränderungen wollen.

Ob Peltz außerdem wirklich für das steht was er sagt, ist natürlich nicht sicher. Auch ihm kann es am Ende nur um den Gewinn gehen – allerdings könnte der Kurs mit seinen Ansätzen durchaus wieder steigen und Fans der Disney Parks werden zumindest hellhörig, wenn Peltz nicht nur sagt, dass wieder mehr Geld in die Parks (re)investiert werden müsse, sondern auch, dass Disney in den letzten Jahren die Spirale, immer mehr Geld aus dem Gästen zu quetschen, zu weit getrieben habe.

Peltz kann auf eine erfolgreiche Zeit seines Unternehmens Trian Partners bei der Mitsprache in anderen Unternehmen verweisen, wo er und seine Partner immer als konstruktiv empfunden wurden. Die Liste reicht von Procter & Gamble über Sysco bis Unilever.

Wir bleiben dran und im Frühjahr werden wir sehen, wie sich der Disney War 2.5 weiterhin entwickelt hat.

* Letzte Aktualisierung am 10.12.2024 - 21:11. Der angegebene Preis kann seit der letzten Aktualisierung gestiegen sein. Maßgeblich für den Verkauf ist der tatsächliche Preis des Produkts, der zum Zeitpunkt des Kaufs auf der Website des Verkäufers stand. Eine Echtzeit-Aktualisierung der vorstehend angegebenen Preise ist technisch nicht möglich. Affiliate Links. Bilder von Amazon PA-API.