Aufwärtstrend

Disney veröffentlicht Quartalszahlen – Aktienkurs steigt

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Visual zur Präsentation der Quartalszahlen der Walt Disney Company für das erste Quartal des Wirtschaftsjahres 2024 mit einem Bild des Frozen Bereichs aus Hong Kong Disneyland im Hintergrund

Gestern hat die Walt Disney Company ihre Quartalszahlen für das erste Quartal des Wirtschaftsjahres 2024 (Oktober – Dezember 2023) veröffentlicht und nach einer langen Durststrecke hat das erstmals wieder einen deutlichen Anstieg des Aktienkurses hervorgerufen. Ein Grund zu übertriebener Freude ist das für die Aktionäre allerdings auch noch nicht – zumindest nicht für solche, die langfristig investiert haben, denn der Kurs hat damit nur das Niveau von Anfang Mai 2023 wieder erreicht und bewegt sich noch deutlich unter dem Kurs von vor einem Jahr.

Doch wie gut sind die Ergebnisse wirklich? Werfen wir einen genaueren Blick darauf.

Die Quartalszahlen der Walt Disney Company für das erste Quartal 2024

Der Umsatz der Walt Disney Company im ersten Quartal 2024 blieb im Vergleich zum Vorjahr quasi identisch bei ca. 23,5 Milliarden US-Dollar. Allerdings stieg der Gewinn vor Steuern von 1,8 Milliarden US-Dollar auf 2,9 Milliarden US-Dollar, was bei gleichbleibendem Umsatz auf Einsparungen zurückzuführen ist – unter anderem bei den Personalkosten. Was für Aktionäre und das Unternehmen ein äußerst positives Bild zeichnet, tut das nicht unbedingt auch für Kunden und Gäste der Walt Disney Company. Dies zeigt sich insbesondere in den Parks und Resorts, wo noch immer nicht wieder alle Leistungen der vor-Corona-Jahre angeboten werden und die Personaldecke weiterhin deutlich dünner ist, als sie früher war.
Ob diese Entwicklung nachhaltig sein wird oder ob sie langfristig durch negative Einflüsse auf Kunden und Gäste eher wieder ins Gegenteil umschlägt, bleibt abzuwarten, auch wenn das ein oder andere Finanzportal schon das optimistische Statement abgibt, Disney sei über den Berg.

Besonders erfreulich dürfte allerdings der von Disney genannte freie Cash-Flow von 8 Milliarden US-Dollar einzuordnen sein, der sowohl mehr Spielraum bei Investitionen bietet, als auch zum Abtragen des Schuldenbergs dient, der durch die großen Übernahmen der Vergangenheit – insbesondere durch die von Fox – angehäuft worden war.

Für Aktionäre erfreulich wurde auch eine deutliche Erhöhung der Dividenden angekündigt, auch wenn diese immer noch unter den Werten der Vergangenheit bleibt.

Zahlen aus der Entertainment Division

Rückgängen beim Umsatz der linearen TV-Netzwerke und insbesondere im Bereich der Kinos, wo der Umsatz um mehr als 30% gesunken ist, steht ein Umsatzwachstum im Direct-to-Consumer-Bereich gegenüber. Insgesamt sank der Umsatz in dieser Unternehmenssparte allerdings um gut 8%, während der Gewinn deutlich stieg. Auch hier zeigen sich Einsparungen, die vor allem zu Lasten der Kunden gehen, denn diese Gewinnsteigerung geht vor allem auf den Bereich Streaming zurück. Neben höherer Preise sind dafür vor allem Einschränkungen beim Programm verantwortlich – so wurden und werden in zunehmender Geschwindigkeit alte Inhalte, trotz bestehender Rechte, bei Disney+ entfernt, was dem ursprünglichen Versprechen, dort die ganze Breite der Disney Archive verfügbar zu machen, entgegenläuft.

Auch die Abonnentenzahlen bei Disney+ sind im Vergleich zum Vorjahr, auch um die Reduktion durch Hotstar bereinigt, kein Grund zu übermäßiger Freude. Sie liegen, vor allem international, deutlich unter denen des Vorjahres – wenn auch deutlich besser, als im dritten Quartal 2023, was aber zu großen Teilen auf den üblichen Anstieg kurzfristiger Abos zur Weihnachtszeit zurückzuführen ist, die danach auch genauso wieder sinken. Einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr gibt es hingegen bei Hulu.

Die Zahlen der Sports Division

Im Bereich Sports, der bei Disney hauptsächlich durch ESPN und auf dem indischen Subkontinent durch Star abgedeckt wird, sind weitestgehend stabil. Etwas höhere Verluste bei Star werden hier durch höhere Gewinne bei ESPN in den USA ausgeglichen, so dass das Jahresergebnis insgesamt nur einen kleinen Verlust ausweist

Die Zahlen der Experiences Division

Der Unternehmensbereich Experiences ist der frühere Bereich Parks, Resorts, Experiences & Products, der seit einiger Zeit unter dem kürzeren Namen firmiert.

Der Umsatz in diesem Segment stieg um ca. 7% bzw. 600 Millionen US-Dollar auf 9,2 Milliarden US-Dollar, der zum größeren Anteil auf die internationalen Parks zurückgeht. Diese Zahlen sind aber mit dem Vorjahr nicht wirklich zu vergleichen, denn im ersten Quartal des Wirtschaftsjahres 2023 war Shanghai Disneyland – das maßgeblich für den aktuellen Anstieg verantwortlich ist – nur an 58 Tagen geöffnet, während es in letzten Quartal durchgängig geöffnet sein konnte. Auch Hong Kong Disneyland hat hier zu verbesserten Zahlen beigetragen – auch vornehmlich durch eine größere Anzahl an Besuchern in Folge von mehr Öffnungstagen

Besucherrückgänge in Walt Disney World, Disneyland Resort und Disneyland Paris

Die Parks und Resorts in den USA sowie in Europa zeigen hingegen einen Rückgang der Besucher im Vergleich zum 1. Quartal 2023. Dass der Umsatz von Disney Experiences in den USA dennoch gestiegen ist, ist der Disney Cruise Line zu verdanken, zurückzuführen auf höhere Preise und mehr Gäste.

Der Besucherrückgang insbesondere der Parks in Orlando und Disneyland Paris zeigt sich nach Informationen aus den Resorts durchaus signifikant, auch wenn die Walt Disney Company dazu keine konkreten Zahlen veröffentlicht hat.

Die Gründe für den Besucherrückgang in Walt Disney World

In Walt Disney World wird der Rückgang auf das Ende der Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag zurückgeführt. Diese Einschätzung dürfte allerdings sehr fraglich sein, denn diese Feierlichkeiten setzten wenig Anreize, das Resort wegen ihnen zu besuchen, während immer noch recht aktuelle Attraktionseröffnungen wie Tron Lightcycle Run und Moana – Journey of Water eigentlich einen positiven Effekt für das 1. Quartal 2024 hätten erwarten lassen und einen verzögernden auf potentielle Besuche im 1. Quartal 2023, die in der Erwartung kommender Neueröffnungen verschoben wurden.

Die Probleme dürften hier, entgegen aller Äußerungen von Disney, eher hausgemacht sein und sich auf massive Preiserhöhungen in nahezu allen Bereichen zurückführen lassen.

Auch die Buchungszahlen für die nächsten Monate scheinen eher Verhalten zu sein, was sich an Aussagen von Reisebüros in den USA, einer Vielzahl kurzfristiger Marketing- und Angebotskampagnen und auch einer weit verbesserten Verfügbarkeit von Restaurantreservierungen im Vergleich zur Vergangenheit zeigt.

Das Fehlen von größeren Neuerungen in den nächsten Monaten – und Stand jetzt: Jahren – dürfte hier sein übrigens tun.

Die Gründe für den Besucherrückgang in Disneyland Paris

Im Gegensatz zu den anderen internationalen Resorts der Walt Disney Company verzeichnet Disneyland Paris einen signifikanten Rückgang der Besucherzahlen. Als Grund führt die Disney Company auch hier das Ende der Feierlichkeiten eines Jubiläums an: der Feierlichkeiten zum 30. Geburtstag von Disneyland Paris.

Im Gegensatz zu Walt Disney World erscheint diese Begründung hier auch plausibler zu sein – ohne allerdings vollends zu überzeugen. Auch hier lässt die Walt Disney Company eigene Fehler komplett außer Acht, wie die auch hier teils massiven Preiserhöhungen und das Ausbleiben von Anreizen durch attraktive Angebote, die zudem in eine Phase eines sich deutlich verschlechternden wirtschaftlichen Umfeldes in Europa mit zunehmender Konsumzurückhaltung im Hochpreisbereich fielen.

Auch in Disneyland Paris ist eine schnelle Umkehr dieser Entwicklung zurzeit nicht absehbar. Ob die Olympischen Spiele in Paris einen positiven Effekt auf Disneyland Paris haben werden, ist zumindest zweifelhaft und größere Neuerungen stehen nicht auf dem Plan.

Erst 2025 mit der erwarteten Eröffnung des neuen Frozen Bereichs und des Areals um den neuen See in den Walt Disney Studios dürfte sich das ändern. Diese angestrebte Eröffnungszeitraum wurde von Bob Iger gestern auch bestätigt – ob er allerdings eingehalten werden kann, erscheint zunehmend fraglich.

Ein Blick in die Zukunft der Walt Disney Company

Disney zeichnet selbst natürlich erneut ein sehr positives Bild der Zukunft – insbesondere angeblich vielversprechende Kinoproduktionen, zuletzt Moana 2, werden als Grund für Optimismus genannt. Ob diese sich allerdings wirklich als erfolgreich erweisen werden, bleibt abzuwarten, gerade angesichts der Erfahrungen des vergangenen Jahres.

Für die Parks und Resorts stehen wenig konkrete neue Projekte an, wenn man von der Eröffnung von Fantasy Springs in Tokyo absieht – einem Resort das eben gerade nicht der Walt Disney Company gehört.

Die Wiedereröffnung von Splash Mountain als Tiana’s Bayou Adventure in beiden US-Resorts und der EPCOT CommuniCore Hall and Plaza alleine dürften kaum für einen Umschwung der aktuellen Entwicklung dort reichen.

Darüber hinaus gibt es wenig konkrete Ankündigungen für Erweiterungen der Parks & Resorts, es wurden lediglich die seit Monaten zu hörenden Phrasen von riesigen Investitionen an den Himmel gemalt – immerhin aber hat Bob Iger auf die Frage nach einem fünften Park für Walt Disney World Pläne dazu nicht dementiert, aber auch nicht bestätigt.

Im Bereich der Experiences sieht lediglich die Zukunft der Disney Cruise Line mit mehreren neuen Schiffen und weiteren Investitionen rosig aus.

Disney verkündet Einstieg bei Epic Games

Als größere Nachricht aus dem Experiences Division wurde noch die Zusammenarbeit mit Epic, dem Unternehmen hinter Fortnite, angekündigt, die es möglich machen soll, die Disney Geschichten und Erfahrungen auf eine neue Art zu erleben. Disney wird dafür mit 1,5 Milliarden US-Dollar bei Epic einsteigen. Das würde einem Unternehmensanteil an Epic von ca. 5% entsprechen – einen nahezu identischen Anteil hält zur Zeit Sony, während der größte Anteilseigner von Epic mit ca. 40% Tencent aus China bleiben wird.

Gemeinsam soll ein interaktives Spieleerlebnis im Metaverse erzeugt werden, das zudem interoperabel mit Fortnite sein wird. Das ist nicht Disneys erster Versuch, ins Metaverse einzusteigendie letzten Pläne dazu wurden im März 2023 auf Eis gelegt.

Teaser zur Zusammenarbeit von Disney & Epic

Auswirkungen auf den Disney War 2.5

Wie sich die positiven Zahlen auf den Disney War 2.5 mit Nelson Peltz auswirken werden, ist zunächst unklar. Einerseits dürften der steigende Aktienkurs mit noch deutlich positiveren Prognosen Nelson Peltz‘ Kampagne etwas Wind aus den Segeln nehmen, andererseits gibt es keine Zeichen dafür, das Disney strukturelle Probleme und den Investitionsstau bei seiner wichtigsten und umsatzträchtigsten Sparte, den Parks, wirklich angeht.

Allerdings dürften sich die Chancen von Nelson Peltz auch durch die Ankündigung von Blackrock, eigene Kandidaten für die Posten im Board of Directors ins Rennen zu schicken, nicht verbessert haben – außer es kommt hier zu einer Einigung der beiden Investoren auf gemeinsame Kandidaten.