Die Architektur des Vergnügens – von Freizeitparks, Kirmesbuden und Theaterbühnen
27.04.17, 16:35 |
Die Welt der Vergnügungen besitzt eine ganz eigene Formensprache. Im Gegensatz zu anderen gestalterischen Konzepten herrscht hier jedoch nicht die Reduktion und Zurückhaltung vor. Vielmehr sind viele Bauten von einer unglaublichen Opulenz und Formenfreude geprägt. Ein Blick in das bunte Reich der Erlebnisarchitektur.
Egal ob Vergnügungspark, Rummelplatz oder Spaßbad – die besonderen Orte des Amüsements und Zeitvertreibs regen mit ihrer Gestaltung und der besonderen Beleuchtung die Fantasie an und entführen uns in eine andere Welt. Die Inszenierung der Attraktionen hat ihre Ursprünge dabei schon früh bei den Theaterbühnen der Antike oder auch den fahrenden Gauklern im Mittelalter. Nach und nach hat sich eine ganz eigene Formensprache entwickelt. Auch heute noch finden sich viele Elemente in den modernen Parks oder verschiedenen Fahrgeschäften wieder. Wir werfen einen Blick auf die Geschichte der Vergnügungsarchitektur.
Blick zu den Ursprüngen
Die Inszenierung des Vergnügens hat eine lange Tradition. Neben den griechischen Theaterbühnen und fahrenden Schaustellern zählen auch spezielle Gartenanlagen zu dieser besonderen Art der gestalteten Attraktionen.
Brot und Spiele
Bereits früh bei den Griechen und Römern kam der Unterhaltung des Volkes eine besondere Rolle zu. Eigene Spielstätten wurden geschaffen, die dazu dienten, eine große Menge an Menschen unterzubringen, die einem speziellen Spektakel zusehen konnten. Hier entwickelten sich die Architekturen der Theater und Arenen. Auch heute noch haben verschiedene Gestaltungsgrundsätze von damals ihre Gültigkeit.
In Rom können heute die Überreste des Circus Maximus und des Kolosseums besichtigt werden. Die Bauwerke entstanden in der Zeit um 48 Jahre vor Christus und etwa 75 Jahre nach Christus und wurden viele Jahrhunderte lang genutzt. Sie wurden nach und nach für eine wachsende Zuschauerzahl ausgebaut und boten zuletzt 250.000 Personen (Circus Maximus) und 50.000 Personen Platz. Zum Vergleich können die größten Fußballstadien der heutigen Zeit zwischen 90.000 und 100.000 Menschen auf-nehmen.
Bei der Bauweise lag die Spielfläche oder Arena dabei stets in der Mitte, egal ob rund oder auch oval. Zu den Seiten erstreckten sich die Zuschauerränge, die mehr oder weniger steil anstiegen, damit auch weiter entfernt noch ein guter Blick auf das Geschehen möglich war. Vor allem im Kolosseum wurden zu dieser Zeit bereits verschiedene technische Einrichtungen genutzt um eine perfekte Inszenierung zu gewährleisten:
- Unterkellerung und Falltüren
- Hebebühne mit Kontergewichten (3. Jahrhundert)
- Rampen und Aufzüge
- Winden und Flaschenzüge für Bühnenbilder und Dekoration
- Sonnensegel und Markisen zur Beschattung der Tribünen
Antike Theaterbühnen
Auch bei den antiken griechischen Theaterbühnen herrscht die kesselförmige Anordnung des Zuschauerraums um das Podium und den Hauptschauplatz vor. Oftmals waren sie in einen Hang hineingebaut worden. Neben der politischen Machtdemonstration wurden auch diese Spielstätten zur Unterhaltung der Massen genutzt. Dass die schönen Künste dabei nicht mit den spektakulären aber auch grausamen Gladiatorenkämpfen oder Tierhetzen des alten Roms mithalten konnten, zeigte sich bei den Zuschauerzahlen. Die Theaterbauten waren meist für weniger als 20.000 Personen ausgelegt.
Im Gegensatz zu den temporären Kirmesplätzen oder Volkswiesen ist bei den Theatern das Geschehen und die Handlung auf der Bühne mit dem jeweiligen Ort verbunden. Es konnten größere und fest installierte Bühnenbilder gebaut werden und auch die technische Ausstattung wurde vorangetrieben, um das Spiel oder die Inszenierung mit Effekten zusätzlich zu untermalen.
Fliegende kunterbunte Bauten
Die spezielle Ästhetik, die auch heute noch charakteristisch für Jahrmärkte, Kirmesveranstaltungen oder den Zirkus ist, hat sich über die Jahre aus den Wagen und Attraktionen der fahrenden Gaukler entwickelt. Die temporären oder mobilen Architekturen mussten dabei auch bestimmten funktionalen Ansprüchen gerecht werden. Ein schneller Auf- und Abbau sowie stabile Konstruktionen und Verbindungselemente müssen dabei berücksichtigt werden. Zudem spielt ein nicht zu großes Gewicht eine wichtige Rolle.
Zirkuszelte
Lange Zeit wurden die Zirkusvorstellungen an festen Spielstätten wie etwa dem Cirque Olympique unter der Leitung der Familie Franconi in Paris aufgeführt. Dort fanden vor allem Aufführungen mit Dressurpferden statt. Später gab es auch Stücke mit Pantomimen und anderen Tieren. Auf den Jahrmärkten fanden die einzelnen Spektakel ansonsten räumlich getrennt in verschiedenen Schaubuden der jeweiligen Gaukler statt.
Größere transportable Zelte gibt es durch die entsprechende technische Entwicklung seit Ende des 19. Jahrhunderts. Erst dann entwickelten sich die umfangreichen Zirkusvorführungen mit zahlreichen unterschiedlichen Programmpunkten.
Die Manege im Zentrum mit den umgebenden Zuschauertribünen erinnern an die Theaterbauten der Antike. Das umgebende Zelt – früher aus Baumwollstoffen, heute meist aus PVC-Planen – schützt dabei einerseits vor Wind und Wetter und dient andererseits dazu dem Raum eine Kulisse zu geben. Auch heute herrscht dabei oft und das typische Streifendesign in abwechselnden bunten Farben vor.
Mobile Jahrmarktattraktionen
Seit der Antike existiert die Tradition verschiedener fahrender Händler und Schausteller, die mit ihren Wagen und Attraktionen von Ort zu Ort gezogen sind. Sie unterhielten das Volk mit musikalischen Darbietungen, Wahrsagerei oder auch Tiervorführungen. Im Gegensatz zum Zirkus wurden jedoch meist nur kleine Dressurnummern geboten – eher stand die Skurrilität der exotischen Tiere dabei im Vordergrund. Mobile Kulissen dienten dazu, die Zelte und Buden der sogenannten Wandermenagerien in dramatische Tierschauen zu verwandeln. Zugang erhielten die Besucher gegen ein Entgelt.
Auch Komödiantenbuden oder Stände von Puppenspielern waren entsprechend verziert und aufgemacht, um das, was die Besucher erwartete zu bewerben und einen spektakulären Rahmen für die Inszenierung zu schaffen. Für verschiedene Vorführungen waren erhöhte Podeste oder Bühnen vorhanden, damit die Menschen einen besseren Blick auf das Geschehen hatten.
Die Schaubuden waren zudem auch die Vorläufer der heutigen Kinos. Bevor die heutigen Kinosäle in den Städten entstanden, wanderten die Vorführer mit Wägen oder Zelten durch die Lande.
Kirmesbuden
Das Ornament – Ausdruck für Phantasie, Dekoration, Schnickschnack und Überfluss – ist eines der charakteristischsten Merkmale der Kirmesbuden. Reich verziert in bunten Farben stellen sie zusammen mit Zeichnungen eine imaginäre Märchenwelt dar. Die Ästhetik ist dabei so plump wie gewollt. Das Zuviel an Farben, Licht und verschiedenen Formen gehört zum Konzept und nur zu gerne lassen wir uns darauf ein.
Grelle Leuchtreklame versucht heute die einzelnen Attraktionen weithin sichtbar zu bewerben und geht doch bei der Aneinanderreihung der Buden und Fahrgeschäfte in einem großen bunten Durcheinander unter. Der Kirmesplatz wird dabei zum Gesamtkunstwerk und wirkt als abgeschlossene parallele Phantasiewelt auf jeden, der sich in die Gassen zwischen den einzelnen Ständen begibt.
Formgebung der Lebensfreude
In der Welt der Freizeitvergnügungen mischen sich oft Merkmale, die wir aus der realen Welt kennen mit Formen, die phantastischen Ursprungs sind. Die reiche Ornamentik und bunte Farben lassen uns in eine märchenhafte Umgebung eintauchen.
Verschiedene Techniken haben sich dazu entwickelt, ein Spektakel zu inszenieren, Aufmerksamkeit zu erregen oder auch eine Illusion zu erzeugen. Neue technische Möglichkeiten sind meist ausschlaggebend für den Bau innovativer Fahrgeschäfte und Attraktionen, bei denen die Formensprache zudem auch von der Funktion geprägt ist – nämlich den größtmöglichen Spaß erlebbar zu machen.
Ein besonderes Kennzeichen ist die Verbindung von vertrauten Strukturen in den verschiedenen Traumwelten. Sie dienen der Orientierung und helfen uns dabei, uns in der Infrastruktur zurechtzufinden oder die einzelnen Attraktionen zu finden. Die Architektur der Kulisse erzeugt dabei ein gewisses Maß an Tiefe und Unerreichbarkeit. Innerhalb der Phantasiewelt spricht die Illusion visuell und physisch unsere verschiedenen Sinne an. Beim Wandeln durch verschiedene Bereiche lassen sich immer wieder neue Welten entdecken und machen den Ausflug so zu einem ganz individuellen Erlebnis.
Freizeitparks
Der Wiener Prater hat sich wohl als erster Ort in Europa zu einem eigenständigen Freizeitpark entwickelt. Das Gelände diente jahrhundertelang als Naherholungsgebiet für die ansässigen Kaiser und Herzoge. 1766 wurde das weitläufige Gebiet auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mit der Ansiedlung der ersten gastronomischen Betriebe war der Grundstein für den Vergnügungspark gelegt. Die zahlreichen Besucher konnten bald auch verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte oder Feuerwerke bestaunen. Immer mehr Attraktionen wurden geschaffen und machten den Prater zu einem Publikumsmagneten.
Freizeitparks in der heutigen Zeit sind oft thematisch aufgebaut. Im Disneyland dreht sich beispielsweise alles um die verschiedenen Zeichentrickfiguren aus Walt Disneys Universum. Die Phantasiewelten aus den Comics und Trickfilmen sind mit einem großen Maß an Kreativität in die Realität umgesetzt worden.
Die Attraktionen der Parks orientieren sich dabei genauso an verschiedenen Themen. Analog zu den einzelnen Abenteuerwelten der Comichelden sind einzelne Bereiche gestaltet. Im Disneyland sind dazu für unterschiedliche Altersgruppen auch passende Fahrgeschäfte entwickelt worden. So kann beispielsweise mit einem Schiff dem Piratenschatz nachgejagt, in einem Gruselschloss Geistern begegnet, das U-Boot von Kapitän Nemo besichtigt oder in einer Achterbahn ins Weltall geflogen werden.
Die einzelnen Szenarien sind dabei bis ins kleinste Detail durchdacht und ausgestaltet. Wer sich durch die verschiedenen Bereiche bewegt, kann dabei immer neue Details entdecken und sozusagen kleine Minigeschichten erleben. Die Authentizität orientiert sich dabei nicht an der Realität, sondern an der Glaubwürdigkeit innerhalb der Geschichte.
Technische Neuerungen sorgen dafür, dass in den verschiedenen Themenbereichen der Parks immer wieder neue Fahrgeschäfte und Attraktionen geschaffen werden. Zum 25. Geburtstag des Disneylands in Paris sind ebenfalls umfangreiche Renovierungsarbeiten abgeschlossen worden. Hier sorgen nun zahlreiche Neuerungen für Abwechslung und neuen Nervenkitzel.
Fahrgeschäfte
Die ersten Attraktionen auf den Jahrmärkten oder Kirmesplätzen, die von fahrendem Volk von Ort zu Ort gebracht wurden, waren Schiffschaukeln, Gruselkabinette und natürlich Karusselle. In den Parkanlagen wie dem Wiener Prater haben sich dagegen früh verschiedene Fahrgeschäfte wie ein von Pferden gezogener Ausflugszug oder andere Bahnen etabliert, die zum Teil auch der Erforschung neuer Transportsysteme im kleinen Maßstab dienten.
Zumeist sind die Vergnügungsattraktionen modular und zerlegbar konzipiert, um einen Transport zu verschiedenen Einsatzorten möglich zu machen. Diese Bauweise spiegelt sich auch in der Form und Ausgestaltung wider. Oftmals dienen große, reich verzierte und bebilderte Tafeln als Hintergrund und Kulisse um das Fahrgeschäft von der Umgebung als eigenständigen Ort abzugrenzen. Schon früher standen Märchenfiguren und ihre Phantasiewelten Pate für die verschiedenen Motive.
Heute sind die Attraktionen geprägt von bunten Farben und einer intensiven Beleuchtung, die sich jedoch an historischen Mustern orientiert. Kannelierte Glühbirnenabdeckungen in allen Farben sorgen für den typischen Jahrmarkt-Look.
Für das Design und die Entwicklung der Fahrgeschäfte sind heute Spezialfirmen tätig. Große Parks beschäftigen ein eigenes Team oder beauftragen Profis mit dem Bau individueller und innovativer neuer Attraktionen. Auch im Rahmen von Weltausstellungen werden immer wieder Bauten und Fahrgeschäfte entwickelt, die nach der eigentlichen Veranstaltung noch weiter als Publikumsattraktion genutzt werden kann.
Spaßbäder
Die früheren Volksbäder, die hauptsächlich der Körperhygiene und auch sportlichen Betätigung dienten sind heute aufgrund der veränderten Bedürfnisse zahlreichen Vergnügungs- und Erlebnisbädern gewichen. Hier steht nicht mehr das Schwimmen im Vordergrund. In unterschiedlichen Bereichen liegt der Schwerpunkt beim Spaß und der Erholung.
Verschiedene Elemente sorgen für Unterhaltung und Abwechslung im Wasser:
- Rutschen
- Wellenbecken
- Wildwasserkanal
Gestalterisch orientieren sich die Bäder oft an exotischen Strandmotiven und versuchen uns in wärmere Gefilde zu entführen. Pflanzkübel mit Palmen oder auch Wandmalereien mit Urlaubsmotiven in hellen Farben sollen dabei helfen. Immer häufiger wird bei Neubauten viel mit Glas gearbeitet. Große, bodentiefe Fenster oder auch eine Dachkonstruktion aus Glaselementen lassen viel Licht ins Innere und vermitteln so den Eindruck, dass wir uns beim Planschen auch im Freien befinden könnten.
Auch hier soll sich das Erlebnis als besonderes Ereignis vom Alltag abheben. Beim Baden wird die Illusion neben den visuellen Eindrücken sehr stark auch durch sensorische Eindrücke der warmen Luft und des Wassers erzeugt und so die Fantasie der Gäste angeregt.
Lichterglanz in der Wüste
Die Erlebnisarchitektur zeigt sich in besonderer Weise auch in der Stadt des Vergnügens – Las Vegas. Hier finden sich verschiedene Stilmittel wieder, welche der Inszenierung und dem Vortäuschen von Illusionen dienen. Die Architektonische Monumentalität zeigt sich in breiten Boulevards, die gesäumt sind von monströsen Hotel- und Casinobauten, oft nach historischen Vorbildern und mit kathedralischen Formen.
Vor allem die Gebäudefronten sind dabei in Szene gesetzt, und erinnern an die Kulissenarchitektur wie sie auch in der Filmbranche üblich ist. Die leuchtende Wüstenstadt zieht nicht nur Glücksspieler, Heiratswillige oder Show-Fans an. Las Vegas zählt nicht nur für Spieler zu einem der beliebtesten Reiseziele, da sich viele einmal vom Glanz und der überschwänglichen Architektur verführen lassen wollen. Besonders beeindruckend ist dabei der „Strip“ – die prachtvolle Straße, die durch das Viertel der über und über bunt beleuchteten Casinos führt. Sie ist immer noch unerreichtes Vorbild für zahlreiche andere Orte des Glücksspiels und setzt bis heute Maßstäbe. Mit den Kirmesbuden gemeinsam ist dabei die Leuchtreklame, die der Architektur geschuldet natürlich viel größer und imposanter ausfällt. Die Formensprache ist dabei jedoch oftmals dieselbe.
Casinos und Spielhöllen
Auch im Inneren der Casinos herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Edle glänzende Materialien, softe Teppichböden und eine wohlüberlegte Beleuchtung verschaffen den Eindruck einer glamourösen und luxuriösen Welt. Oftmals sind die einzelnen Spielbanken nach verschiedenen Themen ausgestattet. So wurde das „Red Rock“ beispielsweise nach dem Vorbild der Wüstenlandschaft in Nevada gestaltet, im „Tropicana“ hingegen können sich die Besucher fühlen wie an einem Strand.
Neben den einzelnen schweren Spieltischen finden sich in verschiedenen Bereichen auch die zahlreichen Spielautomaten. Sie sind wie einzelne kleine Jahrmarktattraktionen bunt gestaltet und locken die Spieler mit blinkenden Lichtern und verschiedenen Melodien an.
Temporäre Inszenierungen
Bei den verschiedenen temporären Inszenierungen sind die jeweiligen Kulissenbauten ebenfalls besonderen Anforderungen unterworfen. Wie die fliegenden Bauten oder Fahrgeschäfte der Schausteller müssen sie meist transportabel oder auch an unterschiedliche bauliche Gegebenheiten vor Ort anpassbar sein. Auch hier steht die Untermalung einer Aufführung mit verschiedenen Effekten und das Erzeugen einer phantastischen Welt im Vordergrund.
Auch in Freizeitparks gehören Shows und Darbietungen auf verschiedenen Bühnen heute zum Angebot dazu und sind oftmals große Publikumsmagnete. Sie sind inhaltlich meist ebenfalls an die einzelnen Themen des Parks angepasst und bedienen sich der speziellen Figuren als Darsteller in den Inszenierungen.
Theaterbühnen
Ein eigenständiger Beruf – der des Szenographen – kümmert sich heutzutage um die Gestaltung der Theaterbühnen für verschiedene Inszenierungen. Die Besonderheit dabei ist, dass sich das Bühnenbild oftmals an verschiedene Szenen anpassen lassen muss oder dass es alternativ schnell durch ein anderes ausgetauscht werden kann.
Im Laufe der Zeit haben sich die technischen Möglichkeiten dabei ständig erweitert. Durch Projektionen oder auch riesige Bildschirme oder LED-Module kann ein gewünschtes Bild als Hintergrund heute sehr einfach erzeugt werden. Aufwändig gemalte Kulissenlandschaften auf großen Holzplatten, die hintereinandergestellt für Tiefe sorgten, haben inzwischen meist ausgedient.
Bereits früher war es möglich, durch geschickte Beleuchtung einzelne Personen oder bestimmte Bereiche der Bühne komplett auszublenden. Auch hier bieten die heutigen Geräte ein Vielfaches mehr an Möglichkeiten. Moderne Inszenierungen spielen mit der Dreidimensionalität des Raumes und nutzen nicht nur den Bühnenboden als Spielfläche und die Rückseite als Kulisse, sondern bedienen sich auch des übrigen Raumes.
Im Gegensatz zu früher, wo der Zuschauer als passiver Gast das Geschehen auf der Bühne betrachtete, wird heute oftmals angestrebt, die Besucher in das Bühnenbild und die Inszenierung mit einzubeziehen oder zumindest eine größtmögliche Nähe zu schaffen.
Konzerte und Festivals
Dasselbe gilt für Musikkonzerte oder große Festivals. Die Bühne, die sich traditionell frontal vor den Zuschauern befindet wird heute oftmals durch verschiedene Bauten erweitert. So ragen beispielsweise Stege oder Plattformen weit in den Zuschauerbereich hinein. Die Künstler können so einem noch größeren Teil des Publikums nahekommen.
Die Bühnenshows werden häufig durch spektakuläre Licht- oder auch Feuerinszenierungen unterstützt. Neben der Musik bekommt der visuelle Eindruck so ein größeres Gewicht und macht das ganze Spektakel zu einem Gesamtkunstwerk.
Vergnügung im Grünen
Besondere Gärten haben als Ursprünge der Unterhaltung und als Ort für Vergnügungen eine lange Tradition. Wie der Prater in Wien entstanden in vielen der europäischen Herrschaftshäuser Gartenanlagen, die zunächst nur der höfischen Gesellschaft dienten. Aber auch in anderen Teilen der Welt finden sich Parks, die zur Erholung oder dem Zurschaustellen der Pflanzen- und Tierwelt geschaffen wurden.
Lustgärten
Die Lustgärten waren dabei je nach vorherrschender Architektur unterschiedlich gestaltet. Verschiedene Wege orientierten sich oftmals an Sichtachsen, die besondere Attraktionen in den Mittelpunkt rückten. Häufig waren die Parks symmetrisch aufgebaut und Beete und Rabatten oder die Wege waren nach geometrischen Formen angeordnet. Verschiedene Elemente sind charakteristisch für die europäischen Lustgärten:
- Pavillons und Konzertbühnen
- Zoos oder Menagerien (höfische Tierhaltung oder Zurschaustellung exotischer Exemplare)
- Skulpturen
- Brunnenanlagen
- Orangerien und Gewächshäuser
Heute entstehen umfangreiche Parkanlagen, die der Öffentlichkeit zugänglich sind oftmals im Rahmen der jährlichen Landes- und Bundesgartenschauen. Sie dienen zunächst als Leistungsschau für Garten- und Landschaftsbau. Langfristig gesehen werden die Gärten und Parks von den jeweiligen Städten und Gemeinden als Naherholungsräume weitergenutzt. Noch größer angelegt ist die Internationale Gartenausstellung, die alle zehn Jahre in einer deutschen Stadt ausgerichtet wird. 2017 findet sie in Berlin statt.
Irrgärten
Innerhalb der Lustgärten aber auch als alleinstehende Attraktionen sind Irrgärten als Gestaltungs- und Unterhaltungselemente im europäischen Raum entstanden. Sie tauchen in den Gärten zum einen als Zierde mit niedrigen Hecken, die verschiedenen Mustern folgen, auf. Andererseits dienen Labyrinthe mit hohen Hecken als Sichtschutz auch als besondere Zonen des Vergnügens in den Parks.
Von einem zentralen Punkt außerhalb oder auch innerhalb des Irrgartens aus kann oftmals die Struktur des Wegenetzes überblickt werden. Das Konzept folgt meist einem strengen geometrischen Aufbau, wodurch das Labyrinth von oben betrachtet selbst zum Ornament wird. Daneben waren aber auch Irrgärten mit unregelmäßigem Wegenetz verbreitet.
Das Erlebnis des Labyrinthes findet seinen Höhepunkt im Erreichen eines zentralen Platzes, der oftmals auch durch eine Aussichtsplattform dem Irrenden einen Ausblick auf die Gartenanlage bietet. In vielen Fällen diente der Irrgarten auch als geheimer Treffpunkt beispielsweise für verliebte Pärchen. Als Abwandlung taucht das Labyrinth als Spiegelkabinett auf Jahrmärkten oder in Freizeitparks wieder auf. Auch hier liegt der Schwerpunkt des Erlebnisses auf dem Suchen nach dem richtigen Weg durch die einzelnen Abzweigungen, Kreuzungen und Sackgassen.
Bilder-Nachweis
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