Das Frontierland – zwischen Fantasie und Geschichte
11.02.21, 10:00 |
Es hat seinen Ursprung im Disneyland Resort Anaheim und auch in Disneyland Paris ist es seit der Eröffnung des Parks nicht mehr wegzudenken: Das Frontierland. Vom Fort Comstock bis zur Cottonwood Creek Ranch erstreckt sich das Land als Tribut an den Wilden Westen. Inspiriert ist es von den geschichtlichen Ereignissen während der Zeit der Pioniere und des großen Goldrausches. Doch für den romantischen Teil haben sich Jeff Burke und seine Imagineers auch von so manchem Film inspirieren lassen. Ziel war es, die einmalige Landschaft der Themenwelt zu kreieren.
Western füllen die Geschichte mit Leben
Für die Recherche hat das Team von Jeff Burke eine Tour durch Amerikas Westen gemacht. Zwischen Monument Valley und New Mexico besuchten und fotografierten sie besondere und historische Orte. Sie tauchten ein in die Geschichte der Eroberer und Goldsucher. Viele dieser Aspekte sehen wir heute in der Landschaft des Frontierlands und in den dekorativen Elementen. Doch wirklich zum Leben erwacht sind all diese historischen Orte erst durch die zahlreichen Western aus der Traumfabrik Hollywood. Sicherlich werdet Ihr Euch beim Schauen eines Western an die Szenerie des Frontierlands erinnern. Typische, teils raue und dürre Landschaft oder die atmosphärische Kleinstadt Thunder Mesa.
Attraktionen im Stile alter Disney Filme
Natürlich haben sich die Macher des Frontierlands auch bei Filmen bedient, die aus dem Hause Disney kommen. So war beispielsweise Davy Crockett and the River Pirates aus dem Jahre 1956 eine gute Vorlage für die Szenerie um Rivers of the Far West. Aber auch ältere Attraktionen wie River Rogue Keelboats und Indian Canoes wurden davon inspiriert . Wie auch im Film, in dem weite Strecken über den Fluss zurück gelegt werden, boten die Attraktionen eine gemütliche Fahrt entlang von Big Thunder Mountain.
Ein weiterer wichtiger Film für die Gestaltung des Frontierland war Bullwhip Griffin. Zwei Waisen und ihr Butler Griffin mussten sich selbst nach San Francisco schmuggeln. Dort landeten sie letzten Endes in einem Saloon, dem Lucky Nugget Saloon. Die legendären Sherman Brüder schrieben eigens einen Song, in dem der Saloon seinen Namen fand. Nun könnt Ihr in Disneyland Paris nach Betreten des Frontierland gleich linker Hand den Saloon betreten und etwas Leckeres essen. Und wenn Ihr Zeit mitbringt, gibt es auch noch eine kleine Showeinlage. Ganz wie in den früheren Saloons des Wilden Westen!
Vier Western bilden die Grundlage
Jeff Burke erklärte, dass bei all der Filmrecherche vier spezielle Western grundlegend für die Gestaltung des kleinen Örtchens Thunder Mesa und der direkten Umgebung waren. Der erste Film ist Das war der Wilde Westen aus dem Jahre 1962. Besonders die atemberaubende Landschaft des Klassikers inspirierte Burke und sein Team für die Gestaltung von Big Thunder Mountain. Aber auch Geografie und Geschichte dieser Themenwelt wurden durch den Film sehr gepräg. In diesem geht es um eine Familie von Pionieren in Zeiten des Goldrausches.
Ein weiterer wichtiger Film war John Wayne’s letzter Streifen The Shootist aus dem Jahre 1976. In dem Film um die letzten Tage eines schießwütigen Revolverhelden gibt es eine besondere Pension, die als Vorlage für die Cottonwood Creek Ranch oder das Cowboy Cookout Barbecue diente.
Tombstone aus dem Jahre ist ein weiterer ausschlaggebender Film für Jeff Burke. Der Film aus dem Jahre 1993 um die Earp Brüder und Doc Holiday hatte seine Wichtigkeit im Drehort. Er wurde tatsächlich unweit des wirklichen Ortes Tombstone gedreht. Burke hielt sich in den entsprechenden Studios und Schauplätzen ganze drei Tage auf. Dort fertigte er unzählige Fotos aus allen möglichen Blickwinkeln an. Diese waren ausschlaggebend für Gestaltung der Landschaft und der Innenausstattung vieler Gebäude im Frontierland. Wusstet Ihr, dass sie aber aber auch für die Gestaltung der Gebäude in der Main Street U.S.A. genutzt wurden?
Übrigens: Western-Größen wie Doc Holiday oder Wyatt Earp sind auch Namensgeber für die Häuser im Hotel Cheyenne. Eine Führung über das Hotelgelände könnt Ihr Euch hier ansehen. Der letzte wichtige Film war Silverado aus dem Jahre 1985. Der Western um vier Abenteurer, die eine Kleinstadt vor der Ausbeutung eines reichen Landbesitzers bewahren, bildet detailgetreu eine typische Ortschaft im Wilden Westen nach. Viele Hausfassaden in Thunder Mesa und speziell das Silver Spur Streakhouse sind von dieser Szenerie inspiriert.
Musikalische Abrundung der Thematisierung
Was letzten Endes noch fehlt, ist das, was Disneyland ebenfalls ausmacht: Die Hintergrundmusik. Jeff Burke hörte sich die für den Oskar nominierte Filmmusik von Bruce Broughton an. Durch diese wurde er inspiriert und sammelte aus weiteren Western die Filmmusik, um den richtigen Soundtrack für das Frontierland zu finden. Hierzu zählen Klassiker wie High Noon, Return of the Magnificent Seven oder The Good, The Bad and the Ugly. Die Umsetzung war so erfolgreich, dass sie neben Disneyland Paris auch in Florida und Kalifornien läuft. Mit der Musik schafft es Disney, seine Parkbesucher in eine Art magische Trance zu versetzen. Ihr könnt Euch im Frontierland wie in einem Western fühlen, als Cowboys, Cowgirls, Goldsucher und Pioniere.
Natürlich gibt es noch viele weitere Filme, die Burke und sein Team inspiriert haben, teilweise aus der eigenen Erinnerung oder Interesse der Crew-Mitglieder. Eine besondere Kleinigkeit betrifft beispielsweise John Patirck Burke, der für das Design mitverantwortlich war. Für ihn war der Film McCabe and Mrs. Miller eine große Inspiration. In dem Film aus dem Jahre 1971 spielten Dampftraktoren eine Rolle. Solch einen hat John Patrick Burke tatsächlich auf einer Farm in Missouri gefunden und das Exemplar steht nun am Ausgang von Big Thunder Mountain, eine echte Antiquität.
So schließt das Frontierland einen magischen Kreis. Western wurden oft von ehemaligen realen Schauplätzen zu ihren fiktiven Geschichten inspiriert. Diese Fiktion sorgt wiederum für eine reale Abbildung längst vergangener Orte, in denen Ihr nun die Geschichte nacherleben könnt.