Auf Entdeckungstour: Die Filme “hinter” der Main Street U.S.A.
24.07.20, 13:53 |
Basierend auf Walt Disneys Kindheitserinnerungen ist die Main Street U.S.A. mit historischen Hinweisen auf die Jahrhundertwende gefüllt. Sie erinnert an die Zeit, als er in einer amerikanischen Kleinstadt aufwuchs. Aber wusstet Ihr, dass viele Details der Hauptstraße auch von zahlreichen Filmen inspiriert wurden?
Ein Blick hinter die Kulissen und Inspirationen der Main Street U.S.A.
Als Besucher ist der Zutritt in den Disneyland Park ein besonderer Moment. Wenn man den Eingang hinter sich gelassen hat und unterhalb der Main Street Station der Disneyland Railroad den ersten Fuß in die Main Street U.S.A. setzt, ist man fasziniert von der ungewohnten Perspektive und Architektur. Entlang des bunten Treibens kann man viele kleine Details entdecken, die liebevoll in die Gesamtszenerie integriert wurden.
Bekannte Filme säumen den Weg
Der Musikfilm „Hello Dolly!“ war eine der Hauptinspirationen bei der Entstehung der Main Street U.S.A. im Disneyland Park. Dieser Film, bei dem Gene Kelly Regie führte, kam 1969 in die Kinos. Als Kind hatte Eddie Sotto, der für das Projekt verantwortliche Imagineer, die Gelegenheit das Filmset zu besuchen. Er war beeindruckt von der Eleganz und Authentizität der Filmkulissen, die den Geist der 1890er Jahre perfekt einfing. Als es für Sotto an der Zeit war, diese „neue“ Main Street für das Disneyland Paris zu entwerfen, hatte er hohe Ansprüche: Die Besucher sollten dieselben Emotionen erleben.
Der Film spielt sowohl in New York als auch in der kleinen Stadt Yonkers. In der Main Street U.S.A. erinnern einige Elemente an verschiedene Requisiten des Films: Große Werbeplakate, von Pferden gezogenen Straßenbahnen, die Treppe zur Main Street Station und der Eingang zum Plaza Gardens Restaurant. Schlendert man auf der Prachtstraße entlang, kann man viele Dinge entdecken.
Verschiedene Songs verstecken sich in der Main Street U.S.A.
Die Hintergrundmusik mit dem Titel „Put On Your Sunday Clothes“ hat eine besondere Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Dieses Lied ist zugleich die Lieblingsmelodie des kleinen Roboters „Wall-E“ aus dem Pixar-Animationsfilm aus dem Jahr 2008. Es soll den Unterschied zwischen einer optimistischen Vision vergangener Zeiten und der Gegenwart, die Wall-E umgibt, hervorheben.
Aber es gibt noch weitere musikalische Verbindungen. “Music Man” ist ein Musical-Film von 1962, der maßgeblich zur Entstehung der Main Street U.S.A. beigetragen hat. Er erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich als Musiklehrer ausgibt, um die Menschen einer kleinen Stadt zu betrügen. Schließlich verliebt er sich in die Bibliothekarin und Klavierlehrerin Marian Poree. Der Storybook Store hat viele Ähnlichkeiten mit Marians Bibliothek. Die Säulen und Möbel weisen viele Parallelen mit der Einrichtung der Bibliothek im Film auf. Und das ist nicht alles, denn die Eisdiele der Stadt war die Inspiration für The Gibson Girl Ice Cream Parlour. Dieser Eissalon befindet sich am Ende der Main Street U.S.A.
Der beauftragte Filmmusik-Komponist Meredith Willson war für Disney bereits zur Feier der ersten Erweiterung des Disneyland Resorts, am 14. Juni 1959, tätig gewesen. Auf dem Central Plaza dirigierte er damals vor den 2.000 Ehrengästen 76 Posaunen zu dem Filmsong „76 Trombones“. Heutzutage kann man diesen Song ebenfalls hören. Von Zeit zu Zeit erklingt im Bereich der Main Street U.S.A. außerdem das Lied „Wells Fargo Wagon“. Dieses stammt ebenfalls aus dem Musicalfilm.
Hot Dogs und mehr in Casey’s Corner
Wenn man am Ende der Hauptstraße angekommen ist gibt es weitere Verbindungen zu Walt Disneys Filmen zu entdecken. Casey’s Corner ist das offensichtlichste Beispiel, da es sich um einen direkten Verweis auf das Baseball-Gedicht „Casey at the Bat“ handelt. Dieses stammt aus dem Film „Make Mine Music“ von 1946. Das Gedicht bezieht sich in satirischer Art auf das letzte Inning (Spielabschnitt) eines Baseballspiels.
Das Schnellrestaurant, bekannt für seine Hotdogs, bietet einen thematischen Einblick in die amerikanische Kultur. Das Zitat des Historikers Jacques Barzun im Restaurant versucht das Verständnis der amerikanischen Kultur in folgende Worte zu fassen. So heißt es: „Wer das Herz und den Verstand Amerikas kennenlernen will, sollte besser Baseball lernen.“
Die Geschichten von Disney & Co. und anderen Shops entdecken
Sicherlich ist euch schon beim Shopping die detaillierte Einrichtung bei Disney & Co. aufgefallen. Die Dekoration erinnert an traditionelle Messen ihrer Zeit. Solch eine ist beispielsweise im Film „So Dear to My Heart“ (1949) zu sehen.
Außerdem sind hier Elemente aus dem Film “Alle lieben Pollyanna” (1960) zu finden, der auf einem Kinderbuch aus dem Jahr 1913 basiert. Die Hauptfigur Pollyanna Whittier verkörpert einen optimistischen jungen Menschen in einer kleinen Stadt. Sie wird nach dem Tod ihrer Eltern von ihrer reichen Tante Polly Harrington großgezogen wird, was ihr Leben verändert.
In der Main Street U.S.A. ist Harringtons Fine China & Porcelains ein direkter Hinweis auf ihren Nachnamen. Zwischen 1992 und 2002 war die Nummer 76 auf dem Townsquare von Dr. Chiltons Apotheke besetzt, ein Hinweis auf Pollys Jugendliebe und späteren Mann. Danach wurde das Gebäude Teil von dem Geschäft „Town Square Photography“. Im Jahr 2014 wurde es schließlich zu „New Century Notions – Flora’s Unique Boutique“ umgeändert.
Die Eleganz, die den Charakter von Pollyanna auszeichnet, inspirierte das viktorianische Ambiente des Victoria’s Home-Style Restaurants. Die warme und familienfreundliche Atmosphäre erinnert an den Film “Summer Magic” (1963). Dabei handelt es sich um einen Musikfilm, der die Geschichte einer kämpfenden Familie im ländlichen Amerika erzählt.
Eine Verbindung zum Film wird ebenfalls in der „Market Street“ angedeutet. Hier sind u.a. der Nachrichtendienst „Digby’s Messenger Service“, inspiriert von der Filmfigur Digby Popham, oder Beulahs Pension, benannt nach der Stadt, in der die Geschichte spielt, zu finden.
Die bekannten Sherman-Brüder komponierten für Disney mehrere Songs für diese Produktion. Darunter waren unter anderem „Beautiful Beulah“ und „Flitterin“, die oftmals im ganzen Land der Main Street U.S.A. als Hintergrundmusik gespielt werden.
Eine weitere Verbindung zwischen Eiscreme, Fahrzeugen und Filmen
„Der glücklichste Millionär“ (Originaltitel: The Happiest Millionaire, 1967) erwies sich ebenfalls als wichtige Inspirationsquelle. Der Film spielt im Jahr 1917 und erzählt die Geschichte eines exzentrischen Millionärs aus Philadelphia. Ihm fällt es schwer zu akzeptieren, dass seine Tochter wegen einer Heirat die Sicherheit ihres Familienhauses verlassen möchte. Der Titelsong „Fortuosity“ ist gelegentlich in der Main Street U.S.A. zu hören.
Die Eisdiele, in der sich die Figuren Cordy und Angie treffen, diente auch als gedankliche Vorlage für The Gibson Girl Ice Cream Parlour. Als zusätzliche Verbindung ist das im Film verwendete Auto zu sehen. Dabei handelt es sich um einen Mercer 35, der auch heute noch unter den Main Street Vehicles in der Main Street U.S.A. zu sehen ist.
Funfact: Ein ähnliches Fahrzeug wurde auch von der Figur Georges Hautecourt im Animationsfilm „Aristocats“ (1970) gefahren.
Nostalgische Atmosphäre – eine Frage von Details
Die verwendeten Farben in der Main Street U.S.A. sind einzigartig. Sie wurden in Zusammenarbeit mit dem legendären Imagineer John Hench entwickelt. Inspiriert sind sie unter anderem von der warmen Farbpalette aus dem Film „Susi und Strolch” (Original: Lady and the Tramp von 1955). Dieser spielt ebenfalls im viktorianischen Zeitalter.
All diese und viele weitere Details sorgen für eine nostalgische und einladende Atmosphäre der Main Street U.S.A.. Sie charakterisieren sie als einen eigenständigen Themenbereich und lassen sie somit besonders authentisch erscheinen. Jede Verbindung macht diesen Ort zu einem besonderen Bereich, mit zahlreichen Facetten und spannenden Verweisen, die es zu entdecken gilt.