Rumänische Diebesbande im Umfeld des Disneyland Paris gesprengt
20.02.16, 15:03 |
Die französische Polizei hat in einer gemeinsamen Operation mit ihren rumänischen Kollegen einen großen Taschendiebstahls-Ring, der vor allem im Umfeld des Disneyland Paris agierte und viele Touristen, die das Resort besuchen wollte beraubt hatte, gesprengt.
Die Bande wird mit mehr als 1000 Diebstählen, in Verbindung gebracht, bei denen innerhalb von sechs Monaten Diebesgut im Wert von mindestens einer Million Euro erbeutet wurde, darunter vor allem Bargeld, teure Lederwaren, Smartphones und wertvoller Schmuck.
Informationen des französischen Lieutenant-Colonel Francois Despres zu Folge wurden, in enger Zusammenarbeit von rumänischen und französischen Polizisten, Schritt für Schritt die Zusammenhänge der Diebesbande ausgespäht.
Francois Despres ist der stellvertretende Leiter der OCDLI, einer Abteilung der französischen Polizeibehörden, die sich schwerpunktmäßig mit umherziehenden Diebesbanden befasst.
Die Untersuchungen, die nun zu den Festnahmen führten, hatten bereits im März 2015 begonnen, nachdem ein deutlicher Anstieg von Taschendiebstählen rund um das Disneyland Paris festgestellt worden war.
Französische und rumänische Polizei ermittelten gemeinsam
Auf Seiten der OCDLI waren mehrere Dutzend Ermittler mit dem Fall befasst, darunter auch einige, Rumänisch sprechende, die das Netzwerk der, nach Angaben von Europol, über Familien- und Clanstrukturen organisierten, Diebesbande intensiv untersuchten. Nach Auskunft der ermittelnden Behörden handelte es sich bei Clan-Mitgliedern sowohl um Rumänen als auch um Personen, die ethnisch den Roma zuzuordnen sind.
Dabei funktionierte das System so, dass zumeist die jüngeren, für den Diebstahl als „talentiert“ angesehenen, Kinder, oft nur 7 oder 8 Jahre alt, von ihren Eltern, Geschwistern und anderen Clan-Mitgliedern trainiert worden waren, auf die Diebeszüge geschickt wurden. Die „erfolgreichste“ der Diebinnen soll dabei alleine monatlich Diebesgut im Wert von 100.000 Euro erbeutet haben.
Parallele Razzien in Frankreich und Rumänien
Am 9. Februar 2016 führten Polizeieinheiten parallele Razzien in Paris und in Craiova, der größten Stadt der südrumänischen Region Kleine-Walachei, durch.
Im Nordosten von Paris wurde ein rumänisches Paar festgenommen, das beschuldigt wird, die, zumeist sehr jungen, Taschendiebe zu ihren Diebeszügen, die vor allem auf dem Vorplatz des Disneyland Paris, im Bahnhof des Disneyland Paris und in der zum Disneyland Paris führenden RER A, stattfanden, losgeschickt zu haben. Den, zumeist minderjährigen, Dieben der Bande gelang es bei ihren Streifzügen, täglich Diebesgut im Wert von bis zu 7000 Euro zu erbeuten.
Neben diesen beiden wurden insgesamt 15 weitere Personen verhaftet, davon 6 in Rumänien. Darüber hinaus konnten die Polizisten, nach Angabe von Europol, Diebesgut im Wert von ungefähr 25.000 Euro, vor allem Bargeld, Uhren und Goldschmuck, sicherstellen.
Den Anführern des Netzwerks drohen nun Gefängnisstrafen von bis zu 30 Jahren. Zum Führungspersonal des Netzwerks soll auch ein 15jähriges Mädchen gehört haben, das bereits in der Vergangenheit mehrmals auffällig geworden war.
Neben der Festnahme in Paris erfolgte bei einem Zugriff in Meaux auch die Festnahme von sechs Rumänen, davon von zwei Minderjährigen, während drei Kinder im Alter von ca. 12 bis 13 Jahren vorrübergehend der staatlichen Kinderfürsorge übergeben wurden.
Die Methode der Diebesbanden
Eine beliebte Methode bei den Diebstählen war es, dass die Kinder Mickey-Mouse-Ohren trugen, als Touristen auftraten und andere Gäste baten, sie zu fotografieren, während ihre Komplizen diesen Moment der Ablenkung unter den fotografierenden Touristen dazu nutzten, diese unbemerkt zu bestehlen. Dabei agierten die Kinder in Gruppen von drei oder vier Kindern, die sich der französischen Gesetzgebung vollauf bewusst waren. Wenn sie aufgegriffen wurden, haben sie falsche Namen und ein falsches Alter angegeben, wodurch sie statt in Gefängnisse in Kinderheime verbracht werden mussten, aus denen sie leicht wieder fliehen konnten. Einige der beteiligten Kinder und Jugendlichen wurden in den sechs Monaten mehrere dutzend Male von der Polizei aufgegriffen, konnten aber immer wieder aus den Heimen, in die sie gebracht wurden, entwischen, wie ein Mitarbeiter der Polizei mitteilte, der sich sichtlich enttäuscht über das lange Zeit zu laxe Vorgehen der französischen Behörden zeigte.
Die Ermittlungen gegen die Clans hinter den Diebstählen gehen weiter
Damit sind die Ermittlungen aber noch nicht abgeschlossen, nun soll herausgefunden werden, an welche Clan-Chefs, die wahrscheinlich in Rumänien sitzen, die Einnahmen aus den Diebstählen flossen.
Nach Absprachen zwischen den rumänischen und französischen Behörden sollen die in Rumänien festgenommenen Mitglieder der Bande in Kürze an Frankreich ausgeliefert werden, wie der Sicherheitsattaché der rumänischen Botschaft in Frankreich, Alexandre Ionescu, erklärte, der sich zugleich enttäuscht darüber zeigte, dass sein Land immer wieder in den Ruf gerät, Kriminelle in die westlichen Länder der EU zu exportieren.
Schützt Euch vor Taschendiebstahl
Vorsicht ist weiterhin geboten! Auch wenn diese Diebesbande jetzt nicht mehr aktiv ist, gibt es keine Garantie, dass nicht ähnlich agierende Täter im Umfeld des Disneyland Paris aktiv sind.
Seid insbesondere auf dem Bahnhofsvorplatz, im Disney Village und in der RER vorsichtig. Tragt nur die wirklich notwendigen Dinge bei Euch und schließt andere Wertsachen in den Safe im Hotelzimmer ein oder lasst sie direkt zuhause. Werdet Ihr von fremden Personen, insbesondere von Kindern, gebeten, ein Foto zu machen, achtet auf Eure direkte Umgebung.
Solltet Ihr Opfer eines Diebstahls werden, wendet Euch direkt an die Polizei oder an den nächsten Cast Member.