Der Weg zum Festival Disney – Die Geschichte des Disney Village Teil 1
10.05.13, 14:00 |
Mit diesem Artikel beginnen wir eine neue Artikel-Serie, in der sich alles um die Geschichte von Festival Disney und seine Wandlung hin zum Disney Village dreht: seine Idee, Architektur, Entwicklung und Zukunft. Bevor ich mit dem ersten Teil beginne, möchte ich einen besonderen Dank an Stefan Vey, den Meisten bekannt als disneyfan1992 aus unserem Forum, aussprechen, der an einigen Teilen der Serie, die diesem Einführungsartikel folgen werden, in großem Maße mitgewirkt hat.
Im ersten Teil dreht sich alles darum, wie das Festival Disney entstand und wie es zum Disney Village wurde – wobei: eigentlich trug es den heutigen Namen Disney Village tatsächlich schon, bevor es überhaupt zum Festival Disney wurde, nur um später doch wieder Disney Village genannt zu werden. Aber lasst uns am besten vorne anfangen.
Ein Unterhaltungsviertel für das Euro Disney Resort?
Schon früh war klar, dass zum Resort neben dem Themenpark und dem Hotelgelände auch ein Vergnügungskomplex gehören sollte, der sich von der Konzeption an Pleasure Island in Walt Disney World anlehnen, aber nicht wie dieses aussehen sollte.
Die konkrete Planungsphase des Disney Villages, noch unter diesem Namen, begann 1988 – und aus finanziellen Gründen, sah es gleich zu Beginn so aus, als könnte das Projekt nicht realisiert werden, denn es zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt schon ab, dass bereits andere Teile des Resorts deutlich über dem prognostizierten Kosten liegen würden und einigen der Verantwortlichen schien das Disney Village am Ehesten entbehrlich zu sein. Vor allem Frank Wells, Präsident der Walt Disney Company und damit zweiter Mann im Unternehmen hinter Eisner, machte sich deswegen Sorgen, da die direkt vor Baubeginn prognostizierten Kosten das ursprüngliche Budget um 300 Millionen Dollar überstiegen.
Michael Eisner, der damalige CEO der Walt Disney Company, war anderer Meinung. Bei der großen Masse an zur Verfügung stehenden Hotelbetten und den erwarteten Gästezahlen, würde ein solcher Komplex mit der Möglichkeit der Unterhaltung, des Ausgehens oder des Essen Gehens im Anschluss an die Öffnungszeiten des Parks geradezu zwingend notwendig sein
– Eisner setzte sich durch und so schritten die Planungen, ungeachtet der hohen zu erwarteten Kosten, voran.
Nachdem endgültig feststand, dass das Disney Village entstehen sollte, war der nächste Schritt der Planung, sich auf ein Design zu verständigen. Zur Abstimmung kamen schließlich zwei Ideen.
Die erste stammte von einem Architekturbüro aus Boston und sah eine Gestaltung im Stile einer neu-englischen Hafenstadt vor, die aus einer Uferpromenade mit Unterhaltungsmöglichkeiten bestehen sollte. Diese Idee hätte das Konzept des Hotelgeländes gut ergänzt – und wäre noch dazu deutlich günstiger gewesen, als die zweite Idee, hätte aber nicht die gewünschte Sollbruchstelle bzw.- Umschalt-Funktion zwischen Park und Hotelgelände darstellen können, die mit dem zweiten Konzept möglich war.
Dieses zweite Konzept beruhte auf einer Idee des amerikanischen Star-Architekten Frank Gehry, war weitaus mutiger, aber dadurch auch riskanter und auch teurer.
Festival Disney: Entscheidung für Gehry
Bei einer ersten Abstimmung der Arbeitsgruppe entschied sich die Mehrheit der Anwesenden für das an Neu-England angelehnte Konzept, nur Eisner und ein zweiter, namentlich nicht bekannter, Teilnehmer der Arbeitsgruppe entschieden sich für Gehrys Modell.
Michael Eisner, mit Unterstützung des ersten CEO der Euro Disney SCA, Robert Fitzpatrick, setzte sich am Ende aber mit seinem Wunsch nach einer außergewöhnlicheren, originelleren Architektur dennoch durch und so kam es dazu, dass der Entwurf von Gehry auserkoren wurde.
Disney war sich durchaus bewußt, dass man mit der Wahl Gehrys ein Wagnis einging. Gehry war als Architekt bekannt, der oft mit allen Konventionen der Architektur brach, Formen und Farben ungewöhlich einsetzte und auch Materialien aus ihrem üblichen Kontext riss.
Ein mutiger Schritt, den Michael Eisner nie bereute – noch 10 Jahre später äußerte er:
Im Fall von Disney Village entschieden wir uns schließlich doch für Gehrys Plan und auch ein Jahrzehnt später bin ich noch immer der größte Fan seiner Bauten. (Eisner 1998)
Zu diesem Zeitpunkt der Planung änderte sich auch der Name des Disney Village zu Festival Disney, da das Konzept Gehrys eher an ein Festival-Gelände als an ein Dörfchen oder Städtchen erinnerte, wie dies der andere Entwurf, der in die Endauswahl kam, getan hätte.
Festival Disney / Disney Village Logos
Auch der erste Logo-Entwurf stammte von Frank Gehry.
Wir hoffen, wir konnten mit diesem Artikel Euer Interesse an der Geschichte des Disney Village bzw. seines Vorgängers, des Festival Disney, wecken. Im nächsten Teil der Serie, den wir am 31.5. veröffentlichen werden, erfahrt Ihr mehr über die Architektur des Komplexes.
(c) einiger Bilder aus dieser Artikelserie: Disney / Euro Disney SCA / Frank Gehry
Literaturauswahl zum Thema:
Dunlop, Beth: Building a dream. The Art of Disney Architecture. New York 1996.
Connaisance des Arts. (Hors Serie) Euro Disney Special Issue. Paris 1992.
Marling, Karal Ann: Designing Disney’s Theme Parks: The architecture of reassurance. Candadian Center for Architecture. Montreal 1997.
Eisner, Michael: Work in Progress. New York 1998.
Lainsbury, Andrew: Once upon an American dream. The Story of Euro Disneyland. Lawrence, Kansas 2000.
Littaye, Alain und Ghez, Didier: Disneyland Paris. From Sketch to Reality. Paris 2002.
McNenly, Linda: Native Performers in the Wild West Shows: From Buffalo Bill to Euro Disney. Oklahoma City 2012.