Erinnerung an einen großen Unternehmer, Bergsteiger & Menschen

Eine Erinnerung an Frank Wells – President der Walt Disney Company 1984 – 1994

| Frank WellsMichael EisnerThe Walt Disney Company

Frank Wells bei einer Pressekonferenz
Frank Wells – © Disney

Heute vor 30 Jahren starb Frank Wells. Frank Wells war zum Zeitpunkt seines viel zu frühen Todes President und COO (Chief Operating Office) der Walt Disney Company.

Oft wird der Aufschwung, den die Walt Disney Company aus dem Krisenjahr 1984 heraus nahm, als sie sogar kurz vor einer Übernahme und folgender Zerschlagung stand, alleine Michael Eisner zugeschrieben, der von 1984 bis 2005 CEO der Walt Disney Company war. Dabei sollte Frank Wells gleichermaßen gewürdigt werden.

Frank Wells Verdienste um die Walt Disney Company

Dabei wäre der damalige Erfolg der Walt Disney Company ohne Frank Wells wahrscheinlich gar nicht möglich gewesen. Der Vergleich, dass Wells und Eisner sich so als kongeniales Duo ergänzten, wie eins Roy und Walt Disney ist durchaus angebracht. Nach dem frühen Tod von Frank Wells verlor auch die Regentschaft Eisners bei Disney schleichend an Glanz. In den frühen 2000er-Jahren rutschte das Unternehmen in den ersten „Disney War“. Ob das auch passiert wäre, wenn Wells und Eisner weiterhin als Duo hätten agieren können, ist zumindest unwahrscheinlich.

Wells Verdienste um die Walt Disney Company sind unbestritten und gerade heute, an seinem 30. Todestag, an dem zugleich die diesjährige Aktionärsversammlung der Walt Disney Company stattfindet, die wieder auf der Suche nach neuer Führung ist, ist es wichtiger Seiner zu gedenken.

Unternehmer und Bergsteiger – Frank Wells und die Seven Summits

Frank Wells war aber mehr als nur ein Unternehmenslenker. Er tat sich zudem besonders als passionierter und sehr erfolgreicher Bergsteiger hervor. Fast wäre es ihm sogar gelungen, als erst Mensch der Welt die Seven Summits zu bewältigen – den jeweils höchsten Berggipfel auf allen sieben Kontinenten der Erde.
Nachdem er den Kilimanjaro (Afrika), den Denali (Nordamerika), den Aconcagua (Südamerika), den Elbrus (Europa), den Mount Kosciuszko (Australien) und den Vinson (Antarktis) bestiegen hatte, machte ihm nur der Mount Everest einen Strich durch die Rechnung, den er zum Abschluss besteigen wollte.
Seinen Aufstieg musste er nur ca. 900m unter dem Gipfel abbrechen, weil es einen massiven Wetterumschwung gab. Die Sevens Summits als erster Mensch zu bezwingen, war ihm dann nicht mehr vergönnt, da ihn seine neue Aufgabe bei Disney zu sehr in Beschlag nahm. Diese Ehre wurde seinem vorherigen Partner beim Bergsteigen, Richard Bass zuteil, der zuvor noch mit Wells am Everest gescheitert war, aber die Herausforderung am 30. April 1985 mit dem Mount Everest vervollständigte.

Fenster in der Main Street für Frank G. Wells im Obergeschoss eines Hauses. Es würdigt den früheren Präsidenten der Walt Disney Company und spielt mit der Aufschrift Seven Summits auf sein Hobby Bergsteigen an
Fenster in der Main Street im Magic Kingdom für Frank G. Wells im Obergeschoss eines Hauses. Es würdigt den früheren Präsidenten der Walt Disney Company und spielt mit der Aufschrift Seven Summits auf sein Hobby Bergsteigen an

Eine kurze Biographie

Frank Wells wurde am 4. März 1932 in Coronado, Kalifornien geboren. Seine Familie lässt sich bis auf die Pilger zurückverfolgen, die mit der Mayflower nach Amerika gekommen waren.
Nachdem er das Ponoma College besucht hatte, ermöglichte ein Rhodes Stipendiat die Fortsetzung seiner akademischen Ausbildung an der renommierten Oxford University in England. Danach war er zunächst als Soldat bei der Infanterie der US Army tätig, wo er bis zum Rang eines First Lieutenant aufstieg, bevor er seinen letzten akademischen Abschluss an der Stanford Law School machte und danach als Anwalt arbeitete.

Bevor er zu Disney kam, war er unter anderem auch bei Warner Bros. tätig, wo er 1969 zunächst zum Vice President, 1973 zum President aufstieg. 1977 wurde er schließlich zum stellvertretenden Vorsitzenden des Board of Directors.

Nachdem Ron W. Miller, Schwiegersohn von Walt Disney, die Walt Disney Company verlassen hatte, suchten Roy E. Disney, Stanley Gold und Sid Bass, als Mitglieder des Board of Directors einen Nachfolger. Dabei entschieden sie sich für das Duo aus Michael Eisner und Frank Wells. Die beiden agierten dabei eher als Team, denn hierarchisch. Auch wenn er nominell nur die Nummer zwei im Unternehmen war, war Wells nicht Michael Eisner unterstellt, sondern, wie auch Eisner, nur direkt dem Verwaltungsrat des Unternehmens.

Frank Wells viel zu früher Tod

Frank Wells starb an Ostern 1994 bei einem Hubschrauberabsturz in Nevada auf der Rückkehr von einem Heliski-Trip. Bei diesem Unglück kamen auch der Pilot des Helikopters, Dave Walton, und der Bergsteiger Beverly Johnson ums Leben. Clint Eastwood, der sehr gut mit Wells befreundet und an diesem Osterwochenende mit ihm beim Skifahren war, entging dem Unglück nur, weil er sich kurz vor dem geplanten gemeinsamen Abflug entschied, etwas früher abzureisen.

Frank Wells wurde auf dem Forest Lawn Hollywood Hills Cemetery beerdigt, demselben Friedhof, auf dem auch Roy Oliver Disney, Walt Disneys Bruder, und viele andere Größen aus der Geschichte der Walt Disney Company begraben liegen.
Anlässlich seiner Beerdigung sang Clint Eastwood einen der Lieblingssongs von Frank Wells: „Hey Jude“ von den Beatles.

Ehrungen für Frank Wells

Frank Wells wurde noch im Jahr seines Todes zur Disney Legend ernannt. Das große Disney Meisterwerk, „Der König der Löwen“, der im Sommer nach dem Tod von Wells veröffentlicht wurde, wurde ihm gewidmet und das Frank G. Wells Building in den Walt Disney Studios nach ihm benannt. Neben dem Eingang des Gebäudes befindet sich eine Gedenktafel mit einem Zitat, das Frank dreißig Jahre lang auf einem Zettel in seiner Tasche trug: “Bescheidenheit ist die finale Errungenschaft.
Ihm sind mehrere Fenster an den Main Streets der Disney Parks weltweit gewidmet. In der Main Street in Disneyland Paris, für das er sich besonders engagierte, würdigt ein Fenster ihn gemeinsam mit Michael Eisner und trägt die Aufschrift „Main Street Marching Band – Leading the Parade since 1984 – Michael Eisner, Frank Wells“. In Walt Disney World (siehe oben) und im Disneyland Park in Anaheim würdigen seine Fenster seine Anstrengungen zu den Seven Summits und tragen die Aufschrift „Seven Summits Expeditions – Frank G. Wells – President – for those who want it all“.
Eine Hommage an Frank und seine Liebe zum Bergsteigen findet sich auch in der Matterhorn Bobsleds-Attraktion im Disneyland Park, wo eine Bergsteigerausrüstung mit dem Namen “Wells Expedition” zu sehen ist.